Reisebericht - Gruppenreise durch Peru

INTERNATIONALE SPORTWISSENSCHAFTLICHE GESELLSCHAFT GRAZ

Bildungsreise nach Peru 13. - 30. Juli 2014

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Anmerkung von Markus Mathys

Für Prof. Dr. Heinz Recla aus Graz / Österreich und seine 20 Reiseteilnehmer durften wir nach einer Gruppenreise im 2012 nach Ecuador und Galapagos im Juli 2014 eine zweite Reise nach Peru organisieren.

Hier der Reisebericht der Teilnehmer der Gruppenreise durch Peru. Besten Dank an die gesamte Reisegruppe für den sehr interessanten Reisebericht mit den vielen Hintergrundinformationen über Kultur, Land und Leute. Ein spezieller Dank geht an Herr Dr. H. Recla für die tollen Fotos.

Gruppenreise nach Machu Picchu / Peru
Gruppenfoto in Machu Picchu / Peru (Alle Fotos zVg von Dr. H. Recla)

 

Sonntag, 13. Juli 2014

1. Reisetag. Graz – Wien – Madrid - Lima

Karla Valentin

Um 1:30 Uhr ist Abfahrt am Ostbahnhof und ich steh an der Ecke und wart auf ein Taxi, und das Taxi kommt nicht … So eile ich nach Absprache mit Heinz in die Conrad von Hötzendorfstraße, wo mich der Bus aufnimmt, dann geht es ohne weitere Zwischenfälle zum Flughafen nach Wien. Um 6:55 Uhr startet unsere Maschine der Iberia nach Madrid, auf dem dreistündigen Flug gibt es nicht einmal Wasser, allerdings könnte man sich selbst einladen. Damit warten wir aber auf ein Lokal am Flughafen. Um 13.05 geht es weiter, ca. 12 Flugstunden liegen vor uns. Schließlich landen wir um 18:00 Uhr Ortszeit in Lima. Unser Betreuer Herr Matis erwartet uns schon. Er ist gebürtiger Schweizer, lebt seit einigen Jahren in Peru, kehrt aber im nächsten Monat in die Schweiz zurück, damit seine beiden Kinder dort zur Schule gehen können. Wir erreichen nach 20:00 Uhr unser Hotel Allpa im Stadtteil Miraflores. Einige Reiseteilnehmer genehmigen sich noch ein Bier in der Bar, das man problemlos mit der Kreditkarte bezahlen kann, da wir noch keine Soles haben.

Montag, 14. Juli.2014

2. Reisetag: Stadtrundfahrt in Lima – Larco Museum

Karla Valentin

Nach erholsamer Nacht stärken wir und am Frühstücksbuffet. Danach treffen wir den Geldwechsler, der zu uns ins Hotel kommt. Der Kurs ist mit 3,63 Soles besser als auf dem Flughafen, die Abwickelung erfolgt sehr rasch und unbürokratisch. Um 9.00 brechen wir mit unserer örtlichen Reiseleiterin Nelida zur Stadtrundfahrt auf. Lima ist mit der Stadt Callao (Flughafen) zusammen gewachsen, in der Metropole leben an die 11 Mio. Menschen. Lima ist in 43 Distrikte eingeteilt, jeder hat einen eigenen Bürgermeister. Miraflores ist ein Nobelviertel mit ca. 120.000 Einwohnern, hier befinden sich zahlreiche Botschaftsgebäude, das Wohnen in dieser Gegend kostet ein Vermögen. Vorbei am Central- und Kennedypark fahren wir zum Parque de Amor, benannt nach der überlebensgroßen Skulptur zweier Liebenden. Die mosaikverzierten Mauern erinnern an Gaudi. Im für Lima typischen Nebel blicken wir auf den Pazifik. Da es hier praktisch nie regnet, müssen alle Grünflächen bewässert werden, wozu auch das Wasser des Rimac verwendet wird. Durch den Distrikt San Isidro gelangen wir zu einem der zahlreichen Märkte Limas. Am ersten Stand zeigt uns Nelida zahlreiche Obst- und Gemüsesorten, es gibt auch Bagai und Chirimoya zu kosten. Dann durchstreifen wir die Markthalle, außer Obst und Gemüse gibt es viel Fleisch (hauptsächlich Hühner), aber auch Nüsse, Getreide und auch einige kleine Garküchen sind vorhanden

Danach setzten wir unsere Fahrt in die Innenstadt fort. Wir halten an der Plaza San Martin, wo wir Zeit für einen kurzen Rundgang haben. Schließlich erreichen wir die Plaza de Armas, heute in Plaza Mayor umbenannt. Der Platz ist umrahmt von Gebäuden aus der Kolonialzeit. Zuerst besuchen wir die Kathedrale. Der erste Bau stammte aus dem 16. Jh., wurde aber 1746 durch ein Erdbeben zerstört. Der heutige Bau umfasst viele Baustile. Wir besichtigen die Kapelle von Francisco Pizarro, des Gründers von Lima (15.1.1535), der hier bestattet ist. In einer der vielen Seitenkapellen macht uns Nelida auf die Marienstatue von Maria Lichtmess aufmerksam, deren weites Kleid auch an die indianische Mamapacha (Mutter Erde) erinnern soll. Besondere Aufmerksamkeit widmen wir auch dem Chorgestühl aus dem 17. Jh., ebenso der goldenen Krone einer Marienstatue, die ein Geschenk des Papstes war. Auch dem Schutzpatron für die erste Universität Lateinamerikas ist eine Seitenkapelle gewidmet. Die Kirche ist aus Holz errichtet und mit Gips verkleidet, was sie relativ erdbebensicher macht. Am Hauptbahnhof vorbei, an dem aber nur mehr Güterzüge verkehren, gehen wir zum Klosterkomplex San Francisco, der aus 1643 stammt. Die Wände sind mit Azulejos (Kacheln) Haus Sevilla geschmückt. Wir besuchen Kirche, Kreuzgang, Sakristei und Katakomben. Diese wurden bis 1821 als Begräbnisstätte benutzt. Wir sehen noch Knochenreste und Schädel, Nelida schaut weg wenn wir unerlaubte Fotos machen. Anschließend besuchen wir die großartige Bibliothek, die 25000 Bücher umfasst. Sie musste nach dem Erdbeben vom 5.8.2007 restauriert werden.

Mit dem Bus fahren wir zum Museum Rafael Larco Herrera, wo wir zuerst zum Mittagessen gehen. Rafael Larco  lebte von 1901 bis 1966 und sammelte 45000 Keramiken aus der Mochicakultur (Grabbeigaben).Wir sehen Götter in Form von Tierdarstellungen (Kondor, Puma, Schlange) Auch Textilien gibt es zu bewundern und natürlich sehen wir uns im Raum mit den erotischen Darstellungen genau um. Nach dieser beeindruckenden Besichtigung fahren wir zurück ins Hotel. Es bleibt genügend Zeit, sich für den Abend frisch zu machen. Wir fahren mit Markus in ein Restaurant, wo er uns am Buffet die einzelnen Speisen erklärt. Und zum guten Essen gibt es auch eine Show, in de r uns Tänze aus verschiedenen Regionen Perus gezeigt werden, besonders beeindrucken die akrobatischen Einlagen beim Scherentanz. Nach 22.00 fahren wir zurück ins Hotel. Ein ereignisreicher Tag hat einen sehr schönen Abschluss gefunden.

Costa Verde von Lima / Peru
In Miraflores im "Liebespark" über der Costa Verde - Lima / Peru (Foto zVg)

Marktbesuch auf der Perureise in Lima
Marktbesuch in Lima (Foto zVg)


Vorplatz von San Francisco in Lima (Foto zVg)


Gruppenfoto auf der City Tour durch Lima (Foto zVg)

Folklore auf der Perureise in Lima
Tanz und Essen in Lima (Foto zVg)

 

Dienstag, 15. Juli 2014

3. Reisetag: Lima – Paracas

Jeannette Fritz

Um 8:15 Uhr holt uns unsere Führerin Neli vom Hotel ab und wir verlassen Lima auf der Panamericana in Richtung Pachacámac. Während der Fahrt fragt Heinz wie das mit dem Heiraten in Peru so abläuft. Neli berichtet, dass in Peru die Bevölkerung (31 Millionen) sehr jung ist. Die Frauen haben durchschnittlich 1,8 Kinder. Viele haben aber gar keine, sind unverheiratet, weil Studien, Karriere, eine Wohnung, ein Auto ihnen wichtiger erscheinen und ein Mann schwierig zu finden ist. Neli z. B. ist 26 Jahre alt und ist ein Einzelkind. Ihre Mutter, die 12 Geschwister hat, ist Lehrerin. Hochzeiten werden im großen Stil gefeiert. Bei Nelis Hochzeit waren 200 Gäste eingeladen. Ein wichtiges Ereignis ist auch der 15. Geburtstag. Es gibt ein großes Fest, bei dem die Tochter in die Gesellschaft eingeführt wird. Das kostet alles sehr viel Geld. Neli möchte ihrer Tochter, anstatt dem Fest, eine gemeinsame Reise nach Europa schenken.

Unterwegs sehen wir etliche Plakate von Keiko, der Tochter von Fujimori (1990-2000 Präsident von Peru), die die Wahl eines Kandidaten zum Alcalde (Bürgermeister) de Sucro unterstützt. Lima ist in 43 Stadtteile  gegliedert. Jeder Stadtteil hat einen eigenen Bürgermeister, der gewählt wird. Die Wahl ist Pflicht. Wer nicht zur Wahl erscheint wird bestraft. Die Fahrt von Lima in den Süden führt an ausgedehnten Armutssiedlungen vorbei. Diese werden „pueblos jóvenes“ (junge Dörfer) genannt. Es handelt sich meistens um Landflüchtlinge, die ihr Glück in Lima suchen. Sie besetzen einfach ein Stück Land und bauen sich hier eine notdürftige Behausung. Rund 30 Km von Lima entfernt, im Lurín-Tal, liegt das Ruinenfeld von Pachacámac. Das Wort bedeutet „Schöpfer der Erde“ und das Areal dürfte eine Orakelstätte gewesen sein. Wir besuchen zuerst das kleine Museum am Eingang zum Areal um uns einen historischen  Überblick zu verschaffen. Max Uhle, ein deutscher Forscher, konnte 1896 erstmals die Überlagerung von Kulturen nachweisen: Die ältesten Funde stammen aus den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung und gehören zur sogenannten Lima-Kultur. Aus der Zeit des Wari-Reiches (500-900 n. Chr.) grub Max Uhle ein Friedhof des Pachacámac Tempels aus. Nach dem Fall des Wari-Reiches, folgte die Ychsma-Kultur (900-1470 n. Chr.), aus der wir Pyramiden und zwei Straßen (N-S und W-O), die das Areal in 4 Teile gliedern noch sehen können. Das wichtigste Exponat im Museum ist das Idol von Pachacámac; eine zweigesichtige Holzsäule, die wahrscheinlich den Weltenschöpfer darstellt. Ein Spaziergang durch das Gelände führt uns zuerst zu einer Rampenpyramide (Ychsma Kultur 900-1470 n. Chr.). Im gesamten Tempelareal wurden 17 solche Pyramiden gefunden. Es dürfte sich um administrative Zentren gehandelt haben. Der Palast von Tauri Chumpi stammt aus der Inka Periode (1470-1533). Er wurde von Alberto Bueno in den 60er Jahre ausgegraben. 1938 grub Alberto Giesecke den sog. Templo Pintado (bemalter Tempel) aus, auf dessen obersten Plattform ein Tempel mit dem Idol von Pachacámac gefunden wurde. Man vermutet, dass dieser Tempel die eigentliche Orakelstätte war und von 200 n. Chr. bis zur Ankunft der Spanier in Betrieb war. Gegenüber dem Templo Pintado erstreckt sich der von Max Uhle ausgegrabener Friedhof. Zum Schluss steigen wir noch auf den Hügel mit dem Sonnentempel aus der Inka-Zeit hinauf. Von hier hat man einen schönen Ausblick auf die Pazifik-Küste. 

Das Mittagessen nehmen wir im Restaurant „El Batan“ (Der Mahlstein) ein. Als Vorspeise gibt es eine Ceviche Variante, Tiradito genannt, aus rohem Fisch mit Limettensaft und Saucen und als Hauptspeise Huhn in einer Sauce aus gelbem Chili mit Reis. Es schmeckt alles vorzüglich!

In Paracas steigt Abel in unseren Bus und begleitet uns zum 1975 entstandenen National Park (Reserva Nacional de Paracas). Das Gebiet auf dem Festland nennt er „Paradise in the middle of the nothing“, da das wüstenhafte Innere der Halbinsel kaum Chancen zum Überleben bietet. Das Quechuawort „Paracas“ (para = Regen, acca = Sand) bedeutet  Sandregen. Ein starker Wind, der von der Wüste zum Meer bläst.

Früher müssen aber Menschen hier gelebt haben, denn die Halbinsel ist die bedeutendste Fundstätte präkolumbischer Grabanlagen in Peru. Julio César Tello entdeckte nämlich 1925 Hunderte von Grabstätten mit Mumien, die in fein gewebte Textilien gehüllt waren. Das Erdbeben im Jahre 2007 hat aber das Museum, indem die Funde der Paracas-Kultur (1300v.Chr.-200n.Chr.) ausgestellt waren, zerstört. Im Gegensatz zum Festland, ist die Küste ein idealer Lebensraum für Seelöwen, Kormorane, Pelikane und Flamingos. Auch Kondore halten manchmal Ausschau nach Kadavern oder der Placenta von Seelöwinnen. Wir begleiten Abel in das Besucher-Zentrum, das anstelle des zerstörten Museums errichtet wurde. Hier werden die Tierarten vorgestellt, die an den Küsten von Paracas leben. Der Humboldtstrom führt reichlich Plankton mit sich, sodass genug Nahrung geboten wird. Anschließend fahren wir auf die andere Seite der Halbinsel. Hier ist die Küste noch spektakulärer. Ein Plakat zeigt die Ausmaße der Zerstörungen durch das Erdbeben von 2007. Von dem Wahrzeichen Paracas, der „Catedral“ genannten Felsformation, ist der Bogen herunter gebrochen. Beim nächsten Aussichtspunkt macht Heinz von jedem Reiseteilnehmer ein Porträt mit einem wunderschönen Küstenabschnitt als Hintergrund. Nach ein paar Gruppenfotos gehen wir zum Bus zurück. Ein starker, kalter Wind lässt uns den Schritt beschleunigen. Am Strand einer schönen Bucht wagt Carla ein Fußbad im kalten Meerwasser. Heute übernachten wir im Hotel San Augustin, direkt am Strand von Paracas. Um 19 Uhr gibt es im Zimmer 206 eine „Überraschung“! Nach einer wahren Odyssee, ist es Heinz und Emil gelungen, einen sehr guten peruanischen Wein aufzutreiben. Wir stoßen auf Waltraude an, die heute ihrer „22.“ Geburtstag feiert und gehen dann zum Abendessen.

Im Museum von Pachacamac - Lima Peru
Im Museum von Pachacamac - Lima / Peru (Foto zVg)

Ausgrabung von Pachacamac
Pachacamac - Lima / Peru (Foto zVg)


Führung durch Pachacamac - Lima / Peru (Foto zVg)


Nationalreservat von Paracas - Ica / Peru (Foto zVg)


Nationalreservat von Paracas - Ica / Peru (Foto zVg)

Geburtstagsfeier auf der Perureise
Geburtstag unterwegs auf der Perureise (Foto zVg)

 

Mittwoch, 16. Juli 2014

4. Reisetag: Paracas  + Fahrt nach Nazca

Jeannette Fritz

Nach einem reichhaltigen Frühstück fahren wir zum Hafen zur Schiffsfahrt zu den Islas Ballestas. Viele Reiseteilnehmer kaufen sich einen Hut als Schutz gegen die Pelikan-„Pupu“, wie sich der Verkäufer ausdrückt. Wir lassen uns mit den Pelikanen fotografieren, während wir auf die Auslauferlaubnis des Hafenkapitäns warten. Aber daraus wird leider, leider nichts. Die See ist bei den Inseln zu unruhig. Wahrscheinlich ist man, nachdem voriges Jahr ein Boot gekentert ist, vorsichtiger geworden. Wir spazieren noch ein wenig zwischen den vielen Verkaufsbuden herum, als plötzlich Carla ein T-Shirt entdeckt mit folgender Aufschrift: „Si a Paracas veniste y a Ballestas no fuiste, que mierda hiciste“. Dazu Carlas Übersetzung: „Wenn du nach Paracas kamst und nicht auf die Ballestas fuhrst, welche Scheiße hast du gebaut!“. Also passiert das öfters! Schicksal! Wir fahren weiter, und sehen unterwegs eine interessante Form der Bewässerung: ein Schlauch mit Löchern lässt das Wasser tropfenweise genau bei der Wurzel jeder Pflanze fließen; so geht nicht so viel kostbares Wasser verloren.

Bald erreichen wir Ica, die Hochburg des peruanischen Weinanbaus und kehren in die Bodega-Restaurante El Catador ein. Hier erklärt man uns wie Pisco entsteht. Pisco ist ein Destillat aus Traubenmost. Es ist das National Getränk Perus. Das Recht ein Getränkt namens Pisco herzustellen wird aber auch von Bolivien beansprucht, so gibt es diesbezüglich Auseinandersetzungen zwischen den beiden Ländern. In diesem Weingut wird die Quebranta-Traube  gezüchtet, die am besten geeignet ist für die Herstellung von Pisco sour. Man lässt den Stamm des Traubenstocks höher wachsen und sich oben ausbreiten, weil die Sonne von oben kommt und nicht, wie meistens in Europa, von der Seite. Außerdem wird es in Bodennähe zu heiß für die heranwachsenden Trauben. Papaya und Feigen werden als Fliegenfallen dazwischen gepflanzt. Gegen die Vögel werden tagsüber Netze gespannt, die man für die Nacht wieder entfernen muss.

Im Februar wird geerntet. In der ersten Märzwoche kommen  alle gegen 18-19 Uhr (tagsüber kommen zu viele Bienen) zusammen und es wird die ganze Nacht mit Musik und Pisco gestampft. Dann kommt das Ganze in die Presse. Der Saft bleibt ein Tag stehen und wird dann in Tongefäße abgefüllt, wo er fermentiert. Nach ungefähr zwei Wochen wird er dann gebrannt. Für die Pisco Herstellung braucht man keine Steuern bezahlen. Ein Kontrolleur kommt vorbei, schaut aber nur, dass nicht gepantscht wird.

Wir bekommen verschiedene Produkte zum Kosten:

  1. Ein fertiges Pisco mit Limette und Zucker; für ein Pisco sour braucht nur noch das Eiweiß dazu geben.
  2. Pisco puro: dieser besteht aus einer einzigen Traubensorte, hier die Quebranta.
  3. Pisco acholado: besteht aus gemischten Traubensorten
  4. Vino dulce
  5. Crema de Pisco

Im Shop kann man anschließend die Produkte kaufen. Beschwingt steigen wir wieder in den Bus und fahren ins Museum von Ica. Hier bekommt man einen kurzen Überblick über die Entwicklung von den Jägern und Sammler (16.000 – 6000 v. Chr.) zum Beginn des  Ackerbaus (6000 – 2000 v. Chr.) und den verschiedenen Kulturen:
Paracas (2000 – 200 v. Chr.) mit schönen Textilien und Keramik Exponaten.
Nazca (200 v. Chr.- 600 n. Chr.): die Bevölkerung nimmt zu, es entstehen Paläste, Handwerk, unterirdische Aquädukte, sehr schöne Keramik und die Nazca Linien.
Wari (1000 -1450 n. Chr.) in Ica und Chincha: aus dieser Zeit sehen wir erstaunlich gut erhaltene Textilien und ein Quipu aus Baumwolle.
Von großem Interesse ist der Raum mit den Mumien, vor allem die Erklärungen zu den Schädeldeformationen: durch Bandagieren erhält man eine besonders lange Schädelform. Scheinbar war das vornehm. Es werden auch Mumien mit solchen Schädeln gezeigt. Schön langsam werden wir hungrig. In der Oase Huaccachina, eingerahmt von hohen Sanddünen, befindet sich das Hotel Mossone, ein älteres Haus im Kolonialstil. Hier wird uns auf der Veranda, mit Blick auf einen See, das Mittagessen serviert: als Aperitiv ein Pisco sour,  Spargel als Vorspeise, dann ein Perico-Fisch und als Nachtisch ein Lucuma Eis.

Hoffentlich haben wir nicht zu viel gegessen, denn jetzt kommt das große Wüstenabenteuer: eine wilde Fahrt mit den Dünen-Buggys. Diese brausen, mit ihren über 400 PS starken Motoren, über die höchsten Dünen Südamerikas. Die ganz Mutigen lassen sich, auf „Snowboards“ liegend, die Dünen hinunter. Diese Gegend ist landschaftlich wunderschön, vor allem der Blick von oben auf die Oase. Faszinierend in ihrer Einsamkeit ist auch die Landschaft zwischen Ica und Nazca, die Pampa colorada. Kurz vor Nazca besuchen wir noch das Maria Reiche Museum. Es liegt an der Panamericana, gleich neben den Nazca-Linien. Hier lebte die deutsche Mathematikerin (*1903 in Dresden - †1998 in Lima) und verließ täglich das Haus mit Besen und Zollstock „bewaffnet“ um die Linien im Wüstensand zu säubern und zu vermessen. Ihrer Meinung nach stellen die Linien einen gigantischen astronomischen Kalender dar. Im Museum sieht man ihr bescheidenes Zimmer, eine Fotoausstellung und ein kleines Museum mit Mumien und Keramikfundstücke. Im Garten steht noch ihr alter VW Bus und auch ihre Grabstätte wurde hier eingerichtet. Eine kurze Strecke weiter, gleich neben der Panamericana, steht ein Aussichtsturm, der seinerzeit von Maria Reiche errichtet wurde. Es wird aber schon finster, als wir dort ankommen, sodass man nicht sehr viel sieht. Es gibt hier eine Figur mit zwei Händen und einen Baum als Linien im Sand.

In Nazca angekommen fährt Gert Stampfel mit Elfi Moscher, die im Hotel Mossone gestürzt ist, ins Krankenhaus. Dort wird ein Schambeinbruch diagnostiziert. Arme Elfi!


Am Hafen von Paracas - Ica / Peru (Foto zVg)


Pisco degustieren in Ica - Peru (Foto zVg)


Sandboarding in der Wüste bei Huacachina - Ica / Peru (Foto zVg)


Sanddünen bei Ica / Peru (Foto zVg)

Huachachina Ica Peru
Gruppenfoto vor der Oase Huacachina - Ica / Peru (Foto zVg)

 

Donnerstag, 17. Juli 2014

5. Reisetag: Nazca Überflug – Friedhof von Chauchilla

Roswitha und Edi Mandl

Abfahrt um 8:30 Uhr  nach dem Frühstück durch die Wüste. Unterwegs treffen wir auf einen Wüstenhund und sehen die kleinen Uhus die dort ihre Nisthöhlen in den Sand graben. Die Wanderung zum Friedhof von Chauchilla dauert ca. eine halbe Stunde. Wir besichtigen die Gräber der Chachinkas. Die Chachinkas glaubten an die Reinkarnation und gaben daher reichlich Grabbeigaben mit. Viele der Gräber wurden von Grabräubern wegen dieser Beigaben geplündert. Fast alle dieser Räuber waren die spanischen Eroberer. Die Leichen wurden mit einer Mischung aus Chili, Salz und Bohnen einbalsamiert. Ein Großteil der damaligen Bewohner wurde nicht älter als 35 – 40 Jahre. Die Gräber sind oft Familiengräber. Die manchmal meterlangen Haare der Mumien bedeuten, dass hier eine wichtige Person bestattet wurde. Während der Fahrt mit dem Bus erfahren wir von unserem Guide, dass Peru durch seine vielen Bodenschätze (Gold, Silber, Kupfer, Eisen ...) ein reiches Land ist. Die meisten Peruaner ernähren sich aber von der Landwirtschaft. Wir besuchen die eindrucksvollen Wasserbrunnen von Nazca. Hier sehen wir wie vor über 1000 Jahren die lokale Bevölkerung einer der trockensten Wüsten der Welt Wasser abgerungen hat. Mit einem ausgeklügelten Kanalsystem bewässerten sie ihre Felder.

Karla nimmt ein kühles Fußbad.

Nazca-Linien:
Nach einem sehr guten Mittagessen fahren wir zum Flughafen. Wir werden in 2 Gruppen geteilt, da im Flugzeug nur 9 Passagiere Platz haben. Der Flug zeigt uns wie groß diese Linien und Scharrbilder sind. Weltweit bekannt wurden sie nach 1949 durch die Arbeit der Deutschen Maria Reiche, die zum ersten Mal 1941 die Linien studierte. Sie setzte sich bis zu ihrem Lebensende unermüdlich für Schutz und Erhalt dieser Wüstenfiguren ein.

Chauchillos Nazca Peru
Friedhof von Chauchilla - Nazca / Peru (Foto zVg)

Chauchillos Wüste Nazca
Friedhof bei Chauchilla - Nazca / Peru (Foto zVg)


Wasserbrunnen von Cantalloc - Nazca / Peru (Foto zVg)

Überflug Nazcalinien Peru
Überflug über die Nazcalinien - Nazca / Peru (Foto zVg)


Scharbild "Die Hände" - Nazca / Peru (Foto zVg)

 

Freitag, 18. Juli 2014 (Stautag)

6. Reisetag: von Nazca nach Arequipa (ca. 800 km)

Roswitha und Edi Mandl

Nach einer angenehmen Nacht in der Casa Andina und einem guten Frühstück verlassen wir Nazca um 6:30 Uhr und erleben einen wunderbaren Sonnenaufgang. Vorbei an Kakteenfeldern mit den Cochenille-Schildläusen, die einen sehr intensiven roten Farbstoff in sich haben. Wir machen eine Fotostopp bei einem Plattenbruch in Lafaja. Weiter geht es hinunter nach Tanaka am Pazifik. Im Olivendorf Youga machen wir zum Einkaufen halt. Nach Cmala geraten wir in den ersten Stau. Fast 2 Stunden gehen verloren. Der Grund dafür ist ein Schwertransport. Ein Peruaner bekommt sein Haus geliefert, und dafür musste die enge Passstraße gesperrt werden. Erst um ca. 15 Uhr gibt es Mittagessen. Weiter fahren wir zum Rio Camana und danach wir haben noch einen weiteren Pass vor uns. Kurz vor der Passhöhe geht dann nichts mehr. In einiger Entfernung sieht man dicke, schwarze Rauchwolken aufsteigen. Heinz, Emil und Fritz machen sich auf den Weg und berichten von einer kilometerlangen Autoschlange (fast alles riesige Trucks) vor uns. Die Polizei sagt, dass ein LKW samt Anhänger vollständig ausgebrannt ist. Nach fast vier Stunden können wir die Reise nach Arequipa fortsetzen und kommen um 23:15 Uhr im Hotel San Agustin an – Küche hat schon geschlossen. Pisco hilft auch nicht gegen den Hunger. Zum Glück hatte in der Nähe noch eine Pizzeria offen – und zum Abschluss des Tages: einen Pisco Sour.


Unterwegs von Nazca nach Arequipa - (Foto zVg)

Nazca - Arequipa
Unterwegs von Nazca nach Arequipa - (Foto zVg)

Motorrad von Nazca nach Arequipa
Strände unterwegs von Nazca nach Arequipa
(Foto zVg)


Unterwegs von Nazca nach Arequipa - (Foto zVg)


Lastwagenunfall 2 Stunden vor Arequipa - (Foto zVg)

 

Samstag, 19. Juli 2014

7. Reisetag: City Tour Arequipa

Marianne und Reinhard Baumann

Arequipa (Übersetzung = Bleib hier) In Arequipa sind wir für zwei Nächte im Hotel San Agustin eingebucht. Die erste Nacht ist kurz – das Frühstück ausgezeichnet. Wir müssen uns nun schön langsam an die Höhe gewöhnen; das ist hier in Arequipa  auf 2300 m Seehöhe möglich. Da wir in einem Erdbebengebiet sind, werden wir auf das Zeichen „grünes S“ - die Sicherheitszonen in Gebäuden – hingewiesen. Arequipa ist ja eingebettet von drei Vulkanen – Misti, Pichu Pichu und Chachani. Heute bedanken wir uns bei Markus, dem bisherigen Betreuer und Begleiter auf unserer Reise. Er fliegt zurück nach Lima, wo er uns wieder beim Abflug behilflich sein wird.

Unser neuer Reiseleiter heißt Melchior, er kommt aus Arequipa und liebt seine Stadt des „ewigen Frühlings“. Er berichtet, dass es hier täglich ca. 200 Erdbeben gibt; manche spürt man, viele nicht. Das letzte starke Erdbeben mit der Stärke 8,3 gab es 2001 – die Schäden waren sehr groß. Melchior erzählt, dass es hier 4 Jahreszeiten pro Tag gibt. Die Temperaturen schwanken zwischen ca. + 4° in der Nacht bis ca. 22° zu Mittag. Die Luftfeuchtigkeit beträgt nur ca. 30 %. Arequipa hat ca. 1 Million Einwohner und ist die zweitgrößte Stadt in Peru. Arequipa ist UNESCO-Welterbe. Während des Altstadtrundganges erfahren wir, dass der Hauptplatz aus dem 18. Jh. stammt, die dominante Farbe der sehr sauberen Stadt weiß ist (weißer Vulkanstein), dass es hier viele Bildungseinrichtungen gibt, auch eine französische Schule, ein deutsches Institut und Hochschulen. Arequipa ist eine katholische Stadt. Melchior erzählt, dass es hier auch Stierkämpfe gibt – und zwar Stier gegen Stier.

Der Stadtspaziergang führte uns auf den Hauptplatz, den sogenannten „Plaza de Armas“; wir besichtigen die weiße Kathedrale mit den vielen weißen Statuen und Ausschmückungen, umgebaut wurde sie 1868. Das wertvolle Inventar stammt aus verschiedenen Ländern, gespendet von reichen Gönnern der damaligen Zeit: der Marmoraltar kommt aus Carrara, die Holzkanzel aus Frankreich, die Turmuhr aus England, die Orgel aus Belgien, etc.

Wir betrachten ebenso die vielen Herrenhäuser mit den schönen Arkaden, das Rathaus, das bereits mit der rot-weiß-roten Fahne anlässlich der Unabhängigkeits-Feiertage am 29. und 30. Juli geschmückt ist. Auch neuere Häuser der Altstadt wurden mit alten Fassaden und alten Wappen verziert. Wir spazieren auch durch eine breite Fußgängerstraße.

Wir besichtigen noch die Kirche der Dominikaner, 16. Jh.  Danach begeben wir uns zum Jesuitenkloster, gegr. 1821. Heute gehört nur noch die Jesuitenkirche den Jesuiten. Wir besichtigen die wunderschönen Kreuzgänge und begeben uns zum Museum, zur Jesuitenkirche – schön wie die Sixtinische Kapelle in Rom – die schönste Kirche von Arequipa! Ein wichtiges Bild aus der Geschichte der Jesuiten befindet sich dort: Es zeigt ein „Familientreffen“ des Gründers des Jesuitenordens mit den Inkas „Spanier treffen Inkas“. Es gab sogar eine Hochzeit mit einer Inka-Prinzessin. Bis zum 16. Jh. hatten die Inkas Keramik und Textilien. Die Spanier brachten zu den Lamas, Alpacas und Vikunjas andere Tiere aus Europa mit: Pferde, Kühe, Schweine, Ziegen, Hühner. Die Spanier brachten die europäische Kultur nach Peru: Religion, Kirchen, Bilder, Malerei … Heute ist Arequipa der beste Platz für alle bildenden Künstler. Arequipa ist reich an Wolle, Textilien. Besonders wichtig ist die Alpaka-Wolle für die Wirtschaft. Arequipa lebt auch vom Tourismus – sie ist eine der meist besuchten Städte Perus.

Juanita - das Inkamädchen

Wir besuchen nun das Museum Santuarios mit der berühmtesten Mumie, der „Juanita“ – dem Eismädchen vom Ampato. Die Mumie des von Inka-Priestern um ca.1450 geopferten Mädchens wurde 1995 in 5000 m Seehöhe im Gletschereis entdeckt. Man fand sie  in Alpaka-Wolle gehüllt, mit Gold- und Silberfiguren,  Puppen und Keramik ausgestattet. Der Reiseleiter erzählte uns von der „Gepflogenheit“ der Kinderopfer in der Inkazeit im 15. und 16. Jh. Man opferte nur „Das Beste und Schönste“, um die Götter  im Anlassfall gütig zu stimmen. So wurde auch Juanita im Alter von ca. 14 Jahren auf den Berg gebracht und geopfert. Im Museum sehen wir noch weitere Kinder-Mumien.

Auch einen Vorgeschmack auf den Colca-Canyon sehen wir in Form eines Sandkasten-Bildes  mit Höhenschichtlinien …  In einem wunderschönen lokalen Restaurant – Sol de Moja - nehmen wir unser Mittagessen ein. Es ist ein besonderes Lokal, in dem sich auch die finanziell besser gestellten Familien von Arequipa zum Essen und Feiern (Taufe, Hochzeit …) einfinden. Wir können aus  vier Menüs wählen. Diesmal ist das „Meerschweinchen-Menü“ dabei. Meerschweinchen isst man nur zu besonderen Anlässen (Taufe, Hochzeit usw.). Eine Folklore-Musikergruppe verschönt unsere Mittagspause. Die von uns besuchten Restaurants sind alle Spitze! Nach dem Essen begeben wir uns zum „Balkon“ der Stadt - Yanahuara. Wir sehen von hier aus die schöne weiße Stadt Arequipa und  den „rauchenden“ Vulkan Misti (5600 m). Dieser Platz wird auch von Brautpaaren für ihre Trauung bzw. ihr Fotoshooting gewählt – wir sehen in kurzer Zeit drei Brautpaare …

Während der Fahrt zum nächsten Besichtigungspunkt erzählt der Reiseleiter über die Menschen der Stadt Arequipa: Früher gab es zwei Klassen – Reiche und Arme. Heute teilt man die Bewohner in 5 Klassen ein (A und B sind die Reichen; C die Mittelschicht; D und E die Armen). Wir fahren auch durch die Wohngegend von D und E – was Touristen sonst kaum zu sehen bekommen. Melchior erzählt auch über das Bildungssystem. Auch hier gibt es eine Einteilung in A, B und C – von sehr teuer bis nicht so teuer. Private Schulen sind sehr teuer.

Peru ist eine Demokratie – 80 % ist privatisiert. Es gibt wenige gute staatliche Schulen. Die Lehrer werden nicht so gut bezahlt wie in den Privatschulen. Man kann sich das Ergebnis ja vorstellen ... Jedes Haus hat eine eigene Warmwasserversorgung auf dem Dach (Solar). Modern ist es, einen großen Kaktus vor dem Haus zu haben. Wir sehen sie überall. Wir fahren über den Chilli-Fluss – am Ufer weiden Kühe - und sehen in der Ferne die schneebedeckte Bergkette mit dem Vulkan Chachani (6076 m).

Nun machen wir noch einen Besichtigungsstopp in der Alpaka-Fabrik „Mundo“. Hier wird uns in einer Art Museumsschau die Verarbeitung der Alpaka-Wolle gezeigt. Einige Frauen arbeiten am Webstuhl um die Verarbeitung zu zeigen. Es gibt 32 Naturfarben der Alpaka-Wolle. Peru hat vor allem Alpakas. Vikunjas leben wild in 4000 bis 5000 m Höhe; die Vikunja-Wolle ist zehnmal so teuer wie die der Alpakas. Vikunjas werden von ausgewählten Familien auf dem Hochland nur alle 4 Jahre geschoren. (Alpakas alle zwei Jahre) Danach dürfen wir in der Fabrik elegante Erzeugnisse bester Qualität erwerben – wovon wir natürlich redlich Gebrauch machen.

Kloster Santa Catalina

Das Kloster wurde 1580 von einer reichen Witwe gegründet. Es ist ausschließlich ein Frauenkloster und 14% im hinteren Komplex werden noch heute von 20 Dominikanerinnen genutzt. Das ganze Kloster  besteht aus 100 Räumen, die an sechs Straßen liegen, einer Kirche, drei Kreuzgängen, einer Galerie, einem Friedhof, einer Wäscherei, einem Marktplatz mit Brunnen, einem Aussichtsturm, etc. Das Kloster wurde für Töchter und Frauen aus wohlhabenden Familien errichtet, die eine große finanzielle Mitgift und zwei Sklavinnen zur Bedienung ins Kloster mitbrachten. Der Kontakt zur Außenwelt war spärlich – einmal im Monat wurde ein Besuch durch ein Fensterl im finsteren Sprechzimmer erlaubt. Seit 1970 ist das Kloster für die Öffentlichkeit zugängig, da die Kosten zur Erhaltung nicht mehr aufgebracht werden konnten. Die Führung macht nicht ein Reiseleiter, sondern extra vom Kloster bestellte und geschulte Führerinnen.

Die Klosterführerin erklärt uns das Leben der Nonnen in den einzelnen, durchaus unterschiedlichen Häusern sehr ausführlich. Eine prominente Nonne lebte auch im Kloster Santa Catalina: Schwester Ana de los Angeles Monteagudo. Sie wurde wegen ihrer besonderen Taten – Heilungen - von Papst Paul II 1985 selig gesprochen. Wir können ihre bescheidene Zelle mit den Dingen, die sie benutzte besichtigen.

In der Galerie sind 400 religiöse Kunstwerke zu bestaunen, die bei Renovierungsarbeiten entdeckt wurden. Messgewänder, Krüge und andere Kunstgegenstände befinden sich auch im Klostermuseum. Das Kloster erinnert an einen malerischen Ort mit vielen kleinen Straßen, geschmückt mit vielen Terrakottatöpfen und Geranien. Der geführte Spaziergang durch diese sehr schöne Klosteranlage war sehr interessant und auch beschaulich, also ein Highlight des Arequipa-Tages!

Kirchen von Arequipa
Auf der City Tour in Arequipa (Foto zVg)


Musik beim Mittagessen in Arequipa - (Foto zVg)


Arequipa in der Dämmerung - (Foto zVg)

 

Sonntag, 20. Juli 2014

8. Reisetag: Fahrt in den Colca-Cañon

Marianne und Reinhard Baumann

Fahrt in den Colca Canyon

Dieser Tag ist geprägt durch die Fahrt in die Hochebene – ins Hochland von Peru. Von Arequipa auf 2300 m müssen wir heute einen Pass von 4900 m überqueren. Es ist wichtig, dass wir uns auf diese Höhe vorbereiten. Melchior, unser Reiseleiter, gibt genaue Informationen über das Getränk (Chicha Morada), das getrunken werden soll und wie viel man trinken muss, damit wir die Höhe „aushalten“. Er gibt Anweisungen über die Geschwindigkeit, die wir bei Bewegungen, die wir machen dürfen. Sein Tages-Slogan lautet: Langsam! Langsam! Das Wetterglück ist uns wieder hold und so fahren wir bei herrlicher Sicht los. Wir verlassen die Stadt, fahren an Privatkliniken vorbei, an Kirchen und Sportstätten. Es ist Sonntag und die Menschen gehen in die Kirche. In der Freizeit spielen sie Fußball, Basketball, Volleyball. Die Sporthallen sind überdacht (nicht wegen des Niederschlags, sondern wegen der Sonneneinstrahlung). Die Menschen steigen auch auf die Berge – sie heißen hier nicht Alpinisten sondern „Andenisten“.

In 17 km Entfernung „raucht“ immer noch der Vulkan Misti. Wir sehen außerdem den Vulkan Chanchani und den Pichu Picchu. Wir fahren durch D und E Wohngebiete – Strom und Wasser gibt es jedoch auch in diesen minderwertigen Wohngegenden. Strom ist für die Menschen das Wichtigste – Versorgungsgrad 90 %: jeder möchte fernsehen können! Danach kommt mit 80 % Versorgungsgrad das Wasser. Abwasser ist mit 70 % Versorgung noch „ausbaufähig“. Wir fahren am Flughafen von Arequipa vorbei und auch an der Bahnlinie aus dem 18. Jh., der Picchu-Bahnlinie, auf der einmal pro Woche ein Güterzug mit Öl oder Mineralien fährt. Zwischen Arequipa und Cusco gibt es viele Goldminen. Peru liegt weltweit bei Silberabbau an erster Stelle und im Goldabbau an zweiter Stelle.

Die Menschen arbeiten von Montag bis Samstag zu Mittag. Es gibt 3,5 % Analphabeten im Land - meist alte Leute. In Peru herrscht Wahlpflicht. Der Wahlgang wird auf der persönlichen blauen Identitätskarte eingetragen – bei Nichtteilnahme an der Wahl muss man eine empfindliche Strafe zahlen. Diese Karte wird alle 10 Jahre ausgetauscht. Jeder in Peru hat eine solche Karte bei sich. Die nächste Präsidentenwahl findet 2016 statt; die nächste lokale Wahl bereits im Herbst 2014. Zur Bevölkerung: Vom Hochland kommen nun immer mehr Menschen ins Tal – zunächst ins Wohngebiet E. Die Beweggründe sind die mögliche Stromversorgung in der  Stadt und die Schulbildung ihrer Kinder. Die Leute von E sind gut organisiert; sie fordern dann eine Strom- bzw. Wasserversorgung, usw. Die Zugewanderten  arbeiten sich hoch in andere Wohnkategorien.

Wir fahren immer höher und höher. Wir trinken genügend Wasser und genießen diese wunderbare, doch fremdartige Landschaft. Die Straße schlängelt sich hoch durch Geröllwüsten mit geringer Vegetation. Überall roter Tuffstein. Überall Spuren von Vulkanausbrüchen. Wir fahren sogar durch einen erloschenen Krater. Wir bestaunen die älteste Pflanze der Welt – die Yareta-Pflanze. Sie wächst nur 1 mm pro Jahr. Ab 3000 m beginnt das Naturreservat mit vielen seltenen Pflanzen und wilden Tieren. Wir bekommen die Tiere allmählich alle zu sehen. Wie sehen viele Alpaka-Herden und auch die scheuen Vikunjas sind in 5er- bis 7er-Gruppierungen zu erblicken. Lamas fressen vor allem das Ichu-Stroh – ein verdorrt aussehendes Gewächs. Es gibt einige Bus-Stopps zum Fotografieren der Lamas, der Alpakas und der Vikunjas (diese nur vom Bus aus - viel zu schnell sind sie wieder davon).

In einem Dorf in 4000 m Höhe gibt es Verkaufsstände mit handgestrickten Alpaka-Pullis und anderen Kleidungsstücken. Sehr günstig! Wir decken unseren Bedarf an Alpaka-Pullis. Im Hochplateau gibt es auch sogenannte Oasen, wo es genügend Wasser zum Leben gibt. Aus den Gletschern der Sechstausender kommt das Wasser für die Trockengebiete im Tal, da es in den Bergen ca. drei Monate im Jahr – Sommermonate – regnet. Wir erblicken auf ca. 4300 m Gänse, Enten, Alpakas. Wir fahren vorbei an ganz kleinen Dörfern mit Schulen, Kirchen und kleinen Friedhöfen.

In 4700 m Höhe erblicken wir mit Hilfe von „Melchiors-Augen“ sogar wilde Chinchillas – sogenannte Viscachas. Sie sind so groß wie kleine Kaninchen und haben einen längeren Schwanz. Langsam kommen wir zum höchsten Punkt des Passes – beinahe 4900 m. Eisreste sind zu erkennen, sonst nur Geröll und Gestein. Nach der Überquerung der höchsten Stelle geht es relativ schnell wieder hinunter. Unser Ziel ist ja das Colca-Tal mit den tiefsten Canyons der Welt. Das Colca-Tal liegt ja auf 3600 m; also müssen wir nicht so tief hinunter. Die Serpentinenstraße ist jedoch recht abenteuerlich anzusehen und zu fahren. Wir fahren an den Terrassenflächen vorbei hinunter ins Tal. Die Terrassenflächen wurden von den Inkas aus den Felsen geschlagen, um so gegen Wassermangel und Erosion vorzugehen. Sie werden bis heute für den Getreide- und Gemüseanbau genutzt.

Im Colca-Tal angekommen erwartet uns zunächst in einem lokalen Restaurant ein reichhaltiges Buffet. Ja, wir sind schon verwöhnt von der guten peruanischen Küche! Nach dem Mittagessen fahren wir in die Hotelanlage Casa Andino Classic mit den Pavillons. Sie gefällt uns sehr gut. Am Nachmittag fahren wir zur Therme „La Calera“. Das schwefel- und eisenhaltige Wasser kommt mit 80° aus dem Boden und soll, abgekühlt auf 40°, gegen Rheuma und Arthritis helfen. Es gibt gesonderte Becken für Einheimische bzw. für Touristen – aus gesundheitlichen Gründen! Die Thermalbesucher unserer Gruppe haben ausgiebig gebadet und sich köstlich amüsiert! Der Besuch hat allen sehr gefallen.

Der Thermalbesuch macht hungrig; deshalb sind wir schon neugierig auf den nächsten kulinarischen Höhepunkt. Zur Überraschung aller gibt es eine wunderbare Folkloredarbietung für die Hotelgäste. Der Tänzer und die Tänzerin tanzen nicht nur viele Tänze, die das Leben der Menschen im Colca-Tal widerspiegeln, sondern bitten auch einzelne unsere Reiseteilnehmer zum Tanz. Wieder einmal geht ein wunderschöner Tag und ein netter Abend zu Ende!


Fahrt von Arequipa in den Colca Canyon - (Foto zVg)


Erste Blicke in den Colca Canyon - (Foto zVg)

Schulbesuch im Colca Canyon
In den Thermalquellen von "La Calera" im Colca Canyon - (Foto zVg)

 

Montag, 21. Juli 2014

9. Reisetag: Kondore am „Cruz del Condor“ – Puno

Monika Vukelic-Auer

Wir werden bereits um 5:00 Uhr am Morgen geweckt. Das Aufstehen fällt uns nicht leicht, da es in unseren Betten durch die elektrischen Heizdecken so angenehm warm ist. Wir befinden uns auf 3.800 m Höhe und in der Früh hat es nur 3 Grad. Wir starten mit dem Bus um 6:30 Uhr von unserem Hotel in Chivay und fahren durch das Colca-Tal bis Cruz del Condor. Wir haben ein riesen Glück mit dem Wetter, es scheint ein wolkenloser Tag zu werden. Wir hoffen, dass die Windverhältnisse im Colca-Canyon heute gut sein und wir möglichst viele Condore sehen werden.

Im Colca-Tal leben rd. 10.000 Einwohner in kleinen Dörfern. Das Tal ist landschaftlich traumhaft schön. Rechts und links des Tales, welches der Colca-Fluss durchzieht, erheben sich 5.000 – 6.000 m hohe Berge. Soweit das Auge reicht, sind Terrassen zu sehen, welche für landwirtschaftliche Zwecke teilweise bereits vor mehr als 1.000 Jahren angelegt worden sind. Es ist für uns nur schwer vorstellbar, dass in einer Höhe von rd. 3.800 m Getreide, Kartoffel, Erbsen, Feigenkakteen und Klee als Futtermittel für die Rinder angebaut werden können. Auch Eukalyptus-Bäume sind in dieser Höhe zu finden. Hier lebt die Bevölkerung nahezu nur von der Landwirtschaft, nur 5 % der Einwohner im Tal sind im Tourismus beschäftigt. Beinahe zwei Stunden fahren wir mit unserem Bus auf einer nicht asphaltierten Straße bis zum Kreuz des Kondors. 

Wir fahren am Dorf Maca vorbei. Hier gab es 1991 ein sehr starkes Erdbeben. Dann halten wir kurz an einem Aussichtspunkt und blicken im wunderschönen Morgenlicht auf den Fluss und die Terrassen. Wir passieren einige Naturtunnels. In der Ferne ist auch das Dorf Madrigal zu sehen. Hier leben die Menschen vom Bergbau. In der Miene werden Zink, Silber und Blei abgebaut. Das Dorf Pinchollo ist das letzte Dorf vor dem Kreuz des Kondors. Wir haben unser Ziel erreicht und sind pünktlich um 8:30 Uhr angekommen. Es sind auch schon viele andere Menschen hier. Sie belagern bereits die drei Aussichtsplattformen, die sich über der rd. 300 m tiefen Schlucht erheben. Wir sind Glückskinder! – kaum haben wir die Aussichtsplattformen erreicht, sehen wir die ersten Kondore. Insgesamt können wir an die 12 Kondore beobachten, Weibchen und Männchen. Einige fliegen über unsere Köpfe hinweg und 4 Kondore lassen sich sehr nahe an der 2. Aussichtsplattform nieder.

Der Andenkondor ist eine Vogelart, die zu den Neuweltgeiern zählt. Männliche, ausgefärbte Andenkondore sind mächtige, schwarze Greifvögel mit an der Oberseite deutlich weißen bis silbern weißen Handschwingen und Deckfedern und einer weißen Halskrause. Ein wulstiger Kamm bedeckt die Kopfoberseite. Sie sind mit bis zu 15 Kilogramm die schwersten Greifvögel und zählen zu den wenigen Vögeln, deren Spannweite über 3 Meter betragen kann. Die Weibchen sind kleiner, oft wesentlich leichter, gleichen in der Färbung jedoch den Männchen. Ihr Gefieder ist dunkelbraun und sie weisen keinen Kamm auf. Andenkondore sind hauptsächlich Aasfresser, sie nisten auf Felssimsen und Plattformen, wo sie meist im Zweijahresrhythmus ein Junges großziehen. Vor allem durch intensive Bejagung seit der spanischen Conquista hat der Bestand der Art stark abgenommen, insbesondere in den nördlichen Andenstaaten.

Im Colca-Tal gibt es für die Kondore die besten Aufwinde am frühen Morgen von ca. 8:30 Uhr bis 10:00 Uhr. Deshalb mussten wir auch so früh aufstehen, damit wir dieses einmalige Spektakel erleben. Nicht allen Besuchern der Colca-Schlucht ist dieses Erlebnis gegönnt, denn die Kondore sind nicht jeden Tag zu sehen. Wir Glücklichen verlassen das Kreuz des Kondors um ca. 10:00 Uhr und fahren dieselbe Strecke durch das Colca-Tal zurück.

In Pinchollo besuchen wir eine Schule, wo uns der Direktor begrüßt und uns das Bildungssystem erklärt. Grundsätzlich ist die Schullaufbahn eines Kindes zweigeteilt. Es gibt einen sechsjährigen grundschulähnlichen Teil, Primaria, und einen fünfjährigen zweiten Teil Secundaria genannt. Ein Projekt der Regierung, einen abiturähnlichen Abschluss („Bachillerato“) einzuführen, der sich an die Sekundärschule anschließt, wurde schon in Angriff genommen. Es gibt eine enorme Diskrepanz zwischen staatlichen und privaten Schulen, die diesbezügliche Wahl ist absolut ausschlaggebend für die Chancen und Aussichten eines Kindes. Rund ein Viertel der Schulen ist in privaten Händen, die Tendenz ist steigend.

Hier im Colca-Tal gibt es für die Grundschul-Kinder auch Fernunterricht. Wir besichtigen eine Klasse gemischt mit Mädchen und Buben und zwei reizende Buben tragen uns ein Lied und ein Gedicht vor. Danach gibt es noch ein gemeinsames Foto mit den Schülerinnen und Schülern sowie dem Direktor. Da die Schule dringend einen neuen Ball benötigt, wird dieser von unserer Gruppe gespendet.

Bis zu unserem nächsten Stopp im Dorf Maca halten wir noch an zwei Aussichtsplattformen, von denen wir wieder einen fantastischen Blick auf das Tal und die auf Grund der Jahreszeit goldbraun gefärbten Terrassen haben. Im Dorf Maca besichtigen wir die Kirche, die mit ihrer weißen Farbe zum blauen Himmel ein wunderschönes Fotomotiv abgibt. Auf dem kleinen, sehr feinen Markt werden wieder Einkäufe getätigt. Danach fahren wir zurück nach Chivay, wo schon bereits um 11:00 Uhr ein ausgezeichnetes Mittagsbuffet auf uns wartet. Als wir um 12:15 Uhr das Restaurant verlassen, sehen wir in bunter Tracht gekleidete Frauen auf dem Kartoffelfeld arbeiten und Schafe hüten. Schwer beladene Esel, die hier als Nutztiere verwendet werden ziehen vorbei.

Nun geht es mit dem Bus wieder einen Teil der gestern gefahrenen Route zurück. Wieder überqueren wir den 4.910 m hohen Pass und halten kurz für ein Foto. Hier ist die Luft wirklich schon sehr dünn. Bei unserer gestern bereits besuchten Raststation auf 4.000 m Höhe müssen wir den Autobus wechseln und freuen uns unsere Fahrer wieder zu sehen. Um 14.30 Uhr geht es dann über das wunderschöne Hochland rd. 4 Stunden lang weiter bis Puno am Titicaca-See. Wir halten an einem sehr schön gelegenen, natürlichen Stausee in La guinillas im Hochland auf 4.500 m. Hier sind Schafe, Flamingos, Gänse und Alpacas zu sehen. Die Menschen hier ernähren sich hauptsächlich von Mais und Kartoffeln (auch getrockneten Kartoffeln) und sie tauschen mit anderen Menschen Fisch und sonstige Lebensmittel. Hier ist der Lebensmittel-Tauschhandel noch sehr aktuell. Um ca. 18:30 Uhr erreichen wir unser Hotel in Puno, wo wir kurz nach unserer Ankunft das Abendessen in unserem Hotel einnehmen.

Fahrt nach Curz del Condor
Auf der Fahrt zum "Curz del Condor" - Arequip - Peru (Foto zVg)


Flug der Kondore am "Cruz del Condor" im Colca Canyon - Arequipa / Peru (Foto zVg)


Flug der Kondore - Arequipa / Peru (Foto zVg)

Schulbesuch im Colca Canyon
Schulbesuch im Colca Canyon - Arequipa / Peru (Foto zVg)

Kirche von Puno bei Nacht
Kirche von Puno bei Nacht - (Foto zVg)

 

Dienstag, 22.Juli 2014,

10. Reisetag: Puno – Taquile Insel – Puno

Dragan Vukelic

Der Titicacasee ist mit seiner Fläche von rd. 8.300 Quadratkilometer Südamerikas größter See – er ist in etwa 14-mal so groß wie der Bodensee. Der See, genannt auch „Andenmeer“, befindet sich auf dem Altiplano, der Hochebene der Anden, auf einer Höhe von etwa über 3.800 m über dem Meeresspiegel mit einer Länge von 194 km und ist bis zu 65 km breit. Rd. 60% der Fläche, westlicher Teil, gehören Peru und 40%, östlich, Bolivien. Viele Touristen verbinden öfters einen Peru-Besuch am Titicacasee mit einem, relativ kurzen (3-4 Tage) Abstecher nach Bolivien (La Paz).

Heute, am 10. Reisetag, sind wir schon um 7:30 Uhr unterwegs vom Hotel zum Hafen von Puno, wo auf uns bereits ein eigenes Boot für den Titicacasee-Ausflug wartet. Obwohl es noch keine Hauptsaison ist, bewegen sich um diese Zeit schon sehr viele Menschen in die gleiche Richtung wie wir und im Hafen warten auch beinahe unzählige Boote auf die Touristen. Wir sind froh, dass wir auf unserem schönen Boot (für ca. 40 – 50 Personen) mit guten Sitzen und großen Fenstern alleine sind. Was uns alle besonders freut ist, dass auch Elfriede trotz ihrer Verletzung es ganz gut geschafft hat auf das Boot zu kommen!

Um 8 Uhr starten wir zwar bei herrlichem Sonnenschein, aber die Kälte um diese Jahreszeit darf man nicht unterschätzen. Unser erster Weg führt uns zu den schwimmenden Inseln der Urus, d.i. die ethnische Gruppe Indigener mit etwa 2.000 Menschen, welche diese Inseln in der Bucht von Puno heute bewohnen. Nach kurzer Bootsfahrt gibt es einen schönen Ausblick auf die Stadt (rd. 160.000 EW), die mit einem großen Teil bergseitig liegt. Wie uns der Kapitän Nico bekannt gibt, liegt hier in der Bucht von Puno die Seetiefe bei 30 Metern, während draußen an offener See die Tiefe an die 280 m geht. Auch die Wellen draußen sind nicht ganz ohne und können bei stürmischem Wetter bis zu 3 m hoch sein. Die Wassertemperatur liegt zwischen 10-12°C gleichbleibend kalt.

Von Leni erfahren wir, dass es sich bei Puno anerkannterweise um die Folklore-Hauptstadt von Peru handelt. Vor allem während verschiedener Festivitäten (z.B. zur Zeit des Festes Maria Lichtmess) sind hier viele Folkloretänzer und -tänzerinnen (es gibt mehr als 300 verschiedene Trachten) unterwegs. Weiter hören wir, dass der Titicacasee auch eine Vielzahl an Tierarten (Fische und Vögel) bietet. Im und um den See leben in etwa 30 Fisch- und 95 Vogelarten, auch die Andenflamingos.

Über die Schifffahrt auf dem See erfahren wir auch einiges, was uns nicht bekannt war. So, dass das erste Dampfschiff bereits 1862 hier zwischen Peru und Bolivien verkehrte. Damals mussten die Dampfschiffe stückweise über die Anden hinaufgebracht und dann wieder zusammengesetzt werden. Der Titicacasee ist der am höchsten gelegene und für die Schifffahrt geeignete See der Welt. Eine Fahrt mit dem Dampfschiff von Puno nach Bolivien dauert 8-12 Stunden.

Die Insel erreichen wir nach ca. fünf Kilometern und nach einer Fahrt durch einen Binsen-Schilf-Kanal. Vom Boot aussteigend merken wir, dass das Gehen auf dem Schilf schon eine etwas wackelige Angelegenheit ist. Nach dem freundlichen Empfang durch die Frauen in ihren bunten Kleidern mit Hut auf dem Kopf und Begrüßung bekommen wir zuerst sozusagen im „offenen Wohnzimmer“, im Kreis auf dem Schilf sitzend, die ersten Informationen über die Welt der Urus und ihre „schwimmenden Inseln“. Noch bevor die Spanier im 16.Jhdt. nach Südamerika kamen, begannen die Urus hier Inseln zu bauen. Aus dem Vortrag des Familien-Chefs erfahren wir, wie die Inseln überhaupt entstehen und aufgebaut werden. Nur die Urus dürfen solche Inseln bauen.

Zum Bau einer Insel wird als schwimmendes Grundgerüst das Totora-Schilf genommen, der Schilfboden der Insel setzt sich aus zwei Metern aufgeschichtetem Schilf zusammen, das auch zum Bau von Wohnhütten und der Boote verwendet wird. Nach ca. drei Jahren müssen solche künstliche Insel durch eine neue ersetzt werden, das Fundament hält rd. 30 Jahre. Jede Insel ist verankert sonst würde sie durch die Strömung und den Wind davon schwimmen. Insgesamt gibt es hier zeitweise angeblich bis 60 solche Inseln.

Wenn auf einer Insel z.B. zwei Familien leben und mit der Zeit zwischen ihnen Zwistigkeiten entstehen, dann wird die Insel durchgeschnitten und der Teil davon irgendwo anders verankert. Auf den Inseln gibt es Solaranlagen mit Licht und Fernsehen, die WC-Anlagen sind außerhalb und es muss dorthin gerudert werden,

der Müll wird per Kleinboote nach Puno gebracht. Auf den Hauptinseln sind zwei Schulen und Tempel vorhanden. Die Urus leben auf den Inseln nach wie vor hauptsächlich von der Fischerei und immer mehr vom Tourismus. Die Urus nennen sich „Menschen des Wassers“ und leben zum Teil auch in Bolivien, haben sich jedoch im Laufe der Zeit mit den Quechua und Aymara vermischt. Sie sprechen auf den Inseln Aymara und immer mehr auch Spanisch.

Nach dem Informationsteil des Besuches laden uns die Urus-Frauen ein, ihre Hütten zu besichtigen und dann werden die sehr schönen bunten Stoffe, selbst gefertigten Strickwaren, Tischdecken und kleine Kunstgegenstände zum Kauf angeboten. Wir sind, wie überall auf der Welt, hier gern gesehen, denn beim Kaufen von Handarbeiten usw., aus welchem Grund auch immer, sind wir kaum zu überbieten. Jene, die sich dabei wie immer noch besonders auszeichnen, will ich hier, trotz meiner Anerkennung, namentlich nicht nennen! Anschließend werden wir noch zur Fahrt mit dem traditionellen Schilf-Ruderboot zu der Insel gegenüber eingeladen, eine zusätzliche Einnahmenquelle für die Urus, wo unser Boot bereits auf uns wartet. Unterwegs unterhält uns die reizende kleine Yomara mit Gedichten-Vortrag und Gesang in drei Sprachen.

Um 10 Uhr fahren wir zur Insel Taquile weiter, die wir nach etwas mehr als einer Stunde erreichen. Diese landschaftlich sehr schöne Insel (ca. 3,5 km lang und 1,6 km breit) befindet sich ziemlich weit draußen, rd. 45 km, im Lago Titicaca. Auf der Insel leben knapp 1700 der Inkas verwandten Indios. Der höchste Punkt liegt bei 4050 m! Die Insel ist besonders bekannt für ihre „strickenden Männer“, diese lernen ihre Handarbeit bereits im frühen Kindesalter. Auf Taquile gibt es, überraschend für uns, ein generelles Verbot fürs Halten von Hunden und Katzen.

Vom Bootsanleger aus macht ein Teil von unserer Gruppe eine schöne, manchmal etwas steile Wanderung von etwas mehr als einer Stunde auf gut ausgebautem Weg ins Dorf, während sich der andere Teil gleich zum Restaurant begibt. Wir, Wanderer, werden immer wieder belohnt mit dem Anblick schöner Blumen und Sträucher (Inkablume/Nationalblume siehe Peruhymne u.ä.), das Wasser blitzt von oben stellenweise smaragdfarben und am Horizont erkennen wir die Sechstausender der bolivianischen schneebedeckten Anden-Cordillieren.

Nach dieser schönen Wanderung sind wir direkt auf dem Hauptplatz und kulturellem Zentrum von Taquile gelandet, wo sich einige Taquilenos in ihrer schönen Tracht aufhalten. Da und dort sitzen Männer und stricken bunte Mützen  – diese Handarbeit wurde extra von UNESCO anerkannt und im Jahr 2005 ausgezeichnet. Interessant ist, dass nach ihren eigenen, überlieferten alten Grundsätzen, viele noch aus der Inkazeit, die ledigen Männer gemusterte rote Mützen mit weißem Spitz und die verheirateten solche durchgehend rot tragen. Bezeichnend für die Männer auf der Insel sind ihre Strickmützen zusätzlich, weil sie von den Farben her sowie der Art wie sie getragen werden Auskunft über Rang bzw. Stellung in der Gemeinschaft geben. Überhaupt ist die Insel für ihre Textilkunst (Weberei und Strickerei) in Peru berühmt.

Nach einem Spaziergang rundherum gehen wir hinunter zu unserem Restaurant, von wo es einen wunderschönen Ausblick zum See gibt. Nach einem sehr gut schmeckenden Essen – Quinoa Suppe, gegrillte Forelle und Palatschinken mit Marmelade - brechen wir um 13:45 Uhr auf und gehen zum Boot zurück. Gegen 15:30 Uhr beenden wir unseren schönen und interessanten Ausflug nach einer angenehmen Fahrt mit Ankunft in Puno.

Der Rest des Tages steht zur freien Verfügung, eventuell noch zu einer kurzen Stadtbesichtigung – 1668 wurde Puno gegründet und hieß einige Jahrhunderte lang Ciudad de la Plata, also Stadt des Silbers. Dies deswegen, weil es um sie herum reiche Minenvorkommen (Silber/Kupfer) gab. Aus der Glanzzeit ist noch z.B. die Kathedrale, ein Barockbau 1757 fertiggestellt, auf der Plaza de Armas übrig geblieben. Monika und ich besichtigen natürlich die Kathedrale, schauen uns einige sehr schöne Geschäfte an, besorgen noch ein paar Geschenke und dann geht es ins Hotel zurück. Für 19 Uhr ist der Treffpunkt in der Rezeption festgelegt und wir gehen gemeinsam in das in der Nähe gelegene Restaurant zum Abendessen.   


Blick vom Titicacasee nach Puno - (Foto zVg)

Schwimmende Schilfinseln Titicacasee Peru
Bei den Urso auf den schwimmenden Schilfinseln auf dem Titicaca See - Puno / Peru (Foto zVg)

Taquile Puno Peru 
Auf der Insel Taquile im Titicaca See - Puno / Peru (Foto zVg)

Taquile
Dr. Heinz Recla beim stricken auf Taquile im Titicaca See - Puno / Peru (Foto zVg)

Mittagessen Titicacasee Peru
Forellen aus dem Titicacasee zum Mittagessen auf Taquile - (Foto zVg)

Titicaca See Puno Peru
Gruppenfoto auf Taquile im Titicaca See - Puno / Peru (Foto zVg)

 

Mittwoch, 23. Juli 2014

11. Reisetag: Puno – Cusco

Waltraude Dimitriadis

Bei strahlend blauem Himmel und morgendlicher Frische verlassen wir um 7:15 in Begleitung unserer Reiseführerin Lena die 3800 m hoch gelegene Stadt Puno und werfen einen letzten Blick auf den wunderschönen bis zum Horizont reichenden Titicacasee. Auf der Panamericana beginnt die lange Fahrt Richtung Cusco. Wir passieren die 300.000 vorwiegend indigene Einwohner zählende Stadt Juliaca, die zwar eine Privatuniversität und einen Binnenflughafen besitzt, jedoch durch die mehrheitlich unverputzten oder unfertigen Gebäude und unbefestigte Straßen nicht gerade anziehend wirkt.

Nach der Durchquerung der Stadt erstreckt sich vor uns die Hochebene mit Rinderherden und vereinzelten Bauernhäusern. Faszinierend sind die blau oder grün angestrichenen Klohäuschen, ein Geschenk der Regierung, die überall in unmittelbarer Nähe der Behausungen stehen. Die hier ansässigen Bauern verdienen ihren Unterhalt mit Viehzucht und dem Verkauf von Fleisch und Molkereiprodukten nach Lima, Cusco und Arequipa. Sie selbst ernähren sich kaum von Fleisch, sondern geben Getreide, Fisch, Gemüse und Obst den Vorzug. Das Klima des Hochplateaus ist gekennzeichnet durch 6 Monate Trockenzeit und 6 Monate Regenzeit, wobei letztere im September einsetzt.

Gegen 9 Uhr erreichen wir Pukara, wo sich eine Tempelpyramide und ein Museum mit Ausstellungsstücken aus der Vorinkazeit befinden. Aus dieser Epoche stammen vorallem Monolithen und Keramikgefäße wie der Katzenfischmonolith, der einem Wasserritual diente, der Jaguarmonolith aus dem tropischen Gebiet, der Priester- oder Schamanenmonolith, der mit einem Messer und einem abgeschlagenen Kopf dargestellt ist, oder ein Pumagefäß und Litico, ein mongolisch anmutender Kopf, um nur einige Beispiele zu nennen. Jeder Monolith ist in drei Teile unterteilt, die jeweils die Oberwelt, Mittelwelt und Unterwelt bedeuten und durch die Darstellungen von Condor, Puma und Schlange verkörpert werden.

Eine Stunde später setzen wir die Fahrt fort und angefüllt mit Informationen über die peruanische Politik, das Schulwesen, den Unterschied zwischen Lama und Alpaka, die Verwendung der zwei Sorten von Pampagras, passieren wir Santa Rosa (3930 m), ein Dorf mit einer aufgelassenen Stierkampfarena und einem noch verwendeten Fußballplatz für die männlichen und einem Volleyballplatz für die weiblichen Einwohner. Man stelle sich nur vor – ein Fußballspiel auf fast 4000 m Höhe. Uns fällt bei etwas rascherem Gehen in der dünnen Luft schon das Atmen schwer, geschweige denn beim Laufen.

Die stetig ansteigende Straße führt zum La Raya Pass (4335m) und nach einer kurzen Rast und kleinen Einkäufen an den Verkaufsständen geht es weiter ins Vilcatal. Allmählich ändert sich die Landschaft. Die Wiesen leuchten in sattem Grün, die Erde ist fruchtbarer und die Eukalyptusbäume, die gegen Erdrutsche gepflanzt werden, nehmen zu.

Mit knurrenden Mägen kehren wir in ein Restaurant ein, das uns mit seinem köstlichen Buffet das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Ein Panoramafenster gibt einen Blick auf das schöne Tal und den Fluss frei. Man möchte verweilen, aber die Zeit drängt, denn vor uns liegt noch einer der Höhepunkte des heutigen Tages, die Inkasiedlung von Raqchi. Hier verlief einst die Grenze zwischen den Quechuas Cuscos und den Aymara des Altiplanos. Bemerkenswert ist der Tempel, der dem Schöpfergott Wiracocha gewidmet ist. Er weist eine Länge von 92m und eine Breite von 25m und, einzigartig, runde Säulen auf. Man sieht noch Überreste von Malereien wie z.B. das Kreuz des Südens. In die Mauer sind 10 trapezförmige Tore (um einem Erdbeben zu widerstehen) und jeweils ein großes und ein kleines Fenster eingelassen. Die Ausrichtung verläuft exakt Nord – Süd. Neben dem Wiracochatempel gibt es noch eine Siedlungszone, Speicher, Terrassen, eine Umgrenzungsmauer, Innenmauern mit Durchgängen und Nischen und eine künstliche Lagune. Bevor mit dem Bau begonnen wurde fanden drei Vulkanausbrüche statt. Der Tempel und die gesamten anderen Bauten bestehen aus Vulkangestein.

Erfreulicherweise haben wir genügend Zeit, um diese einmalige Anlage auf Bild oder Film festzuhalten. Auf der Weiterfahrt durchqueren wir ein enges Tal, das beidseitig von hohen Bergen begrenzt wird und durch das ein Fluss mäandert. Von Zeit zu Zeit spannen sich Hängebrücken über ihn, ansonsten wird das Gebiet von Maisfeldern und Eukalyptuswäldern beherrscht. Im Dorf Urkus am Urkussee kommt uns eine Heiligenprozession entgegen, die von einem Mann mit weißer Gesichtsmaske angeführt wird. Zu meiner Enttäuschung erklärt unser Guide, dass diese Maske gegen die Kälte in großer Höhe getragen wird. Ich hatte mir etwas Geheimnisvolleres vorgestellt.

Kurz darauf biegt der Bus von der Hauptstraße ab und wir halten in Andahuaylillas, einem idyllischen Dorf, auf dessen Platz die unspektakuläre, aus dem 17.Jh. stammende Barockkirche von St. Petrus und Paul steht. Betritt man aber das Innere, staunt der Besucher über die Pracht des mit 24karätigem Gold reich verzierten Altars, über den kunstvoll bemalten maurischen Dachstuhl mit Muscheldekoration und die vielen Gemälde der Cusco-Schule. Eine solche Fülle an Fresken und Spiegeln, die den Kerzenschein reflektieren, hat man nicht erwartet. Neben zwei Orgeln, einer weiblichen und einer männlichen, erblickt man am Hauptaltar sowohl die Sonne als auch das Lamm als Symbol der Inkareligion einerseits und der Christen andererseits. Des Weiteren fällt auf, dass die Hl. Familie in Kolonialtracht dargestellt ist. Nicht umsonst wird diese Kirche, die übrigens auf Inkamauern erbaut ist, auch die Sixtinische Kapelle von Amerika genannt. Bedauerlicherweise hat Feuchtigkeit großen Schaden angerichtet, weshalb im Jahr 2007 eine erste Renovierung durchgeführt wurde. Die Arbeiten dauern noch an.

Obwohl etwas abgelegen, ist das Dorf bekannt für die ausgezeichnete Qualität des Silberschmucks. Das lässt so manches Herz höher schlagen und so manche Brieftasche leichter werden. Wir sind noch ungefähr eine Stunde von unserem Ziel entfernt. Vorbei an einem Schamanendorf, wo junge Leute zu Schamanen ausgebildet werden und an einem Ort, der wegen der Köstlichkeiten vom Schwein gern besucht wird, und wir halten vor unserem Hotel in Cusco.

Museum Pukara Peru
Von Puno nach Cusco zu Besuch im Museum von Pukara - (Foto zVg)

Am La Raya Pass - Peru
Am La Raya Pass zwischen Puno und Cusco - (Foto zVg)

Tempel von Rakchi
Fahrt von Puno nach Cusco - (Foto zVg)

Inkatempel von Rakchi
Tempel von Raqchi
 - Cusco / Peru (Foto zVg)

Kirche von Andahuaylillas
Kirche von A
ndahuaylillas - Cusco / Peru (Foto zVg)

Andahuaylillas Innenansicht
Kirche von Andahuaylillas - Cusco / Peru (Foto zVg)

 

Donnerstag, 24. Juli 2014

12. Reisetag: Cusco – City Tour

Waldtraude Dimitriadis

Der morgendliche Aufbruch nach Sacsayhuamán verzögert sich auf Grund der Einlieferung der verletzten Elfi ins Spital. Zu unserem Erstaunen ertönen plötzlich entfernt Musikklänge und an uns pausenlos Knipsenden und Filmenden marschieren Gruppen von Schülern beiderlei Geschlechts vorbei, um sich zu einer Parade anlässlich des Nationalfeiertags oder, besser gesagt, der mehrtägigen Nationalfeiern auf der „Plaza de Armas“ zu sammeln.

Dann ist es so weit. Wir verlassen die Stadt und vorbei an der teuersten Privatschule von Cusco meistert unser Busfahrer die Serpentinen, die zu den imposanten Inkaruinen von Sacsayhuaman führen. Die gewaltigen Steinblöcke (bis zu 90 Tonnen) der teilweise zick-zack verlaufenden Mauer sind exakt zusammengefügt, wobei die Ecksteine aus den größten Blöcken bestehen, und mit einiger Fantasie kann man auch eingehauene Bilder erkennen wie z.B. die Pranke eines Pumas. Laut Japir (unser Führer) hat die Planung, Konstruktion und Durchführung mehr als zehn Generationen beschäftigt. Der Betrachter wundert sich immer wieder wie damals die Arbeiter die Riesenblöcke transportieren konnten. Man sagt, dass ein Block auf einer Holzunterlage, die mit Flüssigkeit und Ton versehen war, von Menschen gezogen wurde. Noch bis 1960 wurden Steine von hier entfernt.

Es wird angenommen, dass in dieser Anlage Rituale zur Sommer- und Wintersonnenwende durchgeführt wurden, wobei bei letzteren ein heiliges Feuer entfacht und an die Einwohner verteilt wurde, um damit zu kochen. Die Aussichtsstelle (3650m) bietet einen beeindruckenden Blick auf Cusco und macht deutlich, wie rasch die Stadt wächst. Illegale Häuser werden hoch auf die umliegenden Berghänge gebaut mit der Folge, dass jährlich in der Regenzeit durch Bergrutsche Menschenleben zu beklagen sind.

Unweit der Inkaruinen erhebt sich eine haushohe Christusstatue, die der in Rio de Janeiro gleicht. Nach der Besichtigung brechen wir zu einem Spaziergang zum Mondtempel auf. In der Ferne leuchtet der schneebedeckte Gipfel des Ausangate, was sowohl Gott als auch Berg bedeutet. Der Mondtempel war lange Zeit mit Erde bedeckt, wodurch er vor Erosion geschützt wurde. Im Eingangsbereich kann man die drei wichtigen Wächter, Condor, Puma und Schlange, im Stein erkennen. Zurück in Cusco nehmen wir in einem Restaurant an der Plaza de Armas das Mittagessen ein, falls man die Gruppe nicht verliert. So Emil und mir geschehen. Nach langem Herumirren und dem systematischen Abklappern der zahlreichen Lokale stoßen wir schließlich erleichtert doch noch auf bekannte Gesichter. Aber damit nicht genug, denn kurze Zeit später müssen wir den Verlust von zwei weiteren Mitreisenden zur Kenntnis nehmen.

Die Plaza de Armas, der Waffenplatz, liegt im Zentrum von Cusco und lädt durch koloniale Arkaden und  Grünanlagen mit Parkbänken dazu ein, das bunte Treiben in aller Ruhe zu genießen. Der Platz wird im Osten von der mächtigen Kathedrale und im Süden von der Iglesia de La Compañia, die von den Jesuiten errichtet wurde, begrenzt. Daneben steht die vom Jesuitenorden gegründete La Universidad, deren kunstvolle Fassade deutlich indianische Elemente aufweist.

Am Nachmittag steht die Besichtigung der Catedral auf dem Programm. Zusammen mit zwei weiteren integrierten Kirchen bildet die Kathedrale einen riesigen Komplex. Die sich rechts vom Hauptportal befindliche Iglesio El Triumfo, die erste christliche Kirche Cuscos, ließen die Spanier aus Dankbarkeit anlässlich des erfolgreich niedergeschlagenen Indianeraufstandes von 1536 erbauen. Sie wurde auf den Grundmauern eines Inkatempels gesetzt. Links vom Hauptportal betritt man die Iglesio de Jesus Maria y Jose, die Kirche der Hl. Familie, die im 18.Jh. errichtet wurde.

El Catedral beherbergt einen wahren Schatz an kolonialer Architektur und Kunst. Die Wände schmücken zahlreiche Gemälde der Cusco-Schule. Dieser Stil kombiniert die europäische Malkunst des 16. und 17. Jh. mit der Imagination indigener Künstler. Ein typisches Beispiel ist Das Letzte Abendmahl, das einige Apostel mit indigenen Gesichtszügen zeigt. Hier wird kein Brot gebrochen, sondern ein Meerschweinchen angeboten. Der Tisch ist beladen mit einheimischen Gerichten und Früchten.

Auffallend sind die vielen Kapellen, die einzelnen Heiligen gewidmet sind wie z.B. der Maria der unbefleckten Empfängnis oder dem schwarzen Jesus, dem Schutzpatron von Cusco, der diese Stadt vor Erdbeben bewahren soll. Letzterer trägt einen Rock (Synchronismus zu Inkas), der fast täglich gewechselt wird. Die Röcke werden von Familien gespendet, aber auch von der peruanischen Fußballnationalmannschaft. Nach Aussage unseres Führers kann man leicht die Gemälde und Bildhauerkunst der heimischen Künstler von denen der ausländischen unterscheiden, da bei ersteren die Figuren keine stimmigen Proportionen aufweisen. Dies trifft auch auf den schwarzen Jesus zu, der aus einheimischem Holz geschnitzt ist.

Ins Auge sticht der Silberaltar, in den die Kirchenfürsten eine ganze Tonne Silber verarbeiten ließen. Ferner fällt ein Auto aus Silberplatten auf, das zu Fronleichnamsprozessionen verwendet wird. Kunstvoll  aus Zedernholz geschnitzte Chorstühle und ein Bischofsstuhl mit Altarbild aus Ebenholz sind weitere Kostbarkeiten, die sich dem Betrachter bieten. Die Wände der Sakristei zieren große Gemälde, welche die Bischöfe Cuscos von einst bis zum derzeitig amtierenden Bischof zeigen.

Schon leicht erschöpft geht es weiter zum Convento de Santo Domingo, das sich in der Nähe unseres Hotels befindet. Auf den Mauern des Inkatempels Coricancha errichtet, stürzte die von den Dominikanern erbaute Kirche beim starken Erdbeben von 1950 ein und legte die Originalkonstruktion der aus Basaltsteinen bestehenden Inkamauer frei. Dieser Teil ist heute geschützt. Die Architektur zeigt Blöcke, die unten gerade geschnitten sind und oben mit einer Neigung nach innen, teilweise trapezoid mit zwei Fenstern, die eine Bedeutung für den Sonnenstand bei der Sommer- und Wintersonnenwende haben. Einst war der Tempel mit Goldtafeln, goldenen Altären und Götterfiguren geschmückt, doch die Eroberer haben alles Edelmetall eingeschmolzen und alles Heidnische verbrannt. Der Tempel war zudem ein Zentrum für religiöse Zeremonien und diente den Sterndeutern  als Observatorium. 1980 fand man zwei Lamas (Dualismus: männlich und weiblich) im Sonnentempel. Das Dominikanerkloster besticht durch einen wunderschönen Innenhof, der von Arkadengängen begrenzt wird. Rechtschaffen müde gehen wir nach der heutigen Informationsflut die wenigen Schritte zu unserem Hotel.

Cusco Plaza de Armas
Blick auf die Stadt Cusco - (Foto zVg)

Musik in Cusco
In den Gassen von Cusco - (Foto zVg)

Sacsayhuaman Cusco
Sacsayhuaman, die Inkafestung bei Cusco - (Foto zVg)

Sacsayhuaman
Blick auf den "Spielplatz" von Sacsayhuaman - (Foto zVg)

 

Freitag, 25. Juli 2014

13. Reisetag: Heiliges Tal + Bahnfahrt nach Machu Picchu

Emil Liebscher

Nach der gestrigen sehr interessanten Cusco-City Tour steht für den heutigen Tag die Anreise von Cusco nach Aguas Calientes – auch Machu Picchu Pueblo genannt - auf dem Programm. Unser örtlicher Reiseführer ist nach wie vor Javier. Wir verlassen Cusco gegen 8:30 Uhr mit unserem Bus bei leider bedecktem Himmel und kommen unmittelbar in den üblichen Verkehrsstau der Stadt. Wir machen noch einen Zwischenstopp beim Spital, in dem unsere arme Elfi nach ihrem unglücklichen Sturz in Huacachina liegt. Heinz, Gert und Helmut besuchen Elfi, während der Rest unserer Truppe im Bus wartet.

Die Reise geht weiter, wir lassen Cusco nun hinter uns - bergauf Richtung Valle Sagrada -und haben noch einen sehr schönen Blick auf die Stadt und die beeindruckenden Ruinen von Saqsayhuaman. Wir fahren durch eher ärmliche Dörfer, wo man staatlicherseits mit Hilfe von Projekten – wie z.B. Schweinezucht – versucht, die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung zu verbessern.

Unser nächster Halt auf einer passartigen Anhöhe bei noch immer stark bedecktem Himmel ist die Ausgrabung von Puca Pucará (bedeutet „Rote Festung“), sie liegt auf 3800 m und war einst höchstwahrscheinlich ein Vorposten der Inka-Hauptstadt Cusco, also eine von vielen fest eingerichteten Stationen, wo auch die Stafettenläufer der Inkas ausgetauscht wurden. Puca Pucará diente aber nicht nur als militärischer Vorposten zum Schutz der Hauptstadt, hier wurde auch Tauschhandel mit reisenden Kaufleuten betrieben, die z.B. aus Nasca oder Puno kamen. Die Anlage selbst zeigt wieder einmal die faszinierende Technik der Inkas, die Bauten in das vorhandene Felsengelände zu integrieren als auch die Präzision des Behauens des Baumaterials.

Das Wetter bessert sich auch nicht als wir im Kräuterdorf Carao – bin mir nicht sicher, ob es nicht auch Calao heißen könnte – halten. Das Dorf liegt auf 3700 m Seehöhe und ist für mich nicht unbedingt faszinierend, vor allem ist das Angebot an Kräutern keine Sensation. Dafür gibt es eine recht große im Halbrund konstruierte Halle, in der die Indigenas ihre (selbst produzierten?) Andenken-Artikel zum Kauf anbieten.

Wir verlassen das Kräuterdorf und haben unseren nächsten Fotostopp am Mirador Taray. Hier bietet sich ein erstmaliger, sehr eindrucksvoller Blick in das Tal des Urubamba. Aus dem tief unten liegenden Dorf hören wir Blasmusik, es gibt nämlich eine Militärparade anlässlich des peruanischen Unabhängigkeitstages. Wir haben nun den Talboden des Urubamba erreicht, das Valle Sagrado de los Incas. Das „Geheiligte Tal der Inka“, das wegen seiner fruchtbaren Böden von den Spaniern so benannt wurde, erstreckt sich von Pisac bis nach Ollantaytambo (=zentraler Abschnitt des Urubamba-Tals). Für die Inkas war es das landwirtschaftliche Zentrum. Hier wachsen, Feldfrüchte, Gemüse und sogar Obst wie Weintrauben und Kirschen. Es wird bis zu drei Mal im Jahr geerntet.

Einer der größeren Orte in dieser Region ist Pisac auf knapp 3000 m. Wie überall konzentriert sich auch hier fast das ganze Geschehen auf die Plaza de Armas. Der gut sortierte und recht große Markt macht einen sehr gepflegten Eindruck, die Verkäufer sind erfreulicherweise überhaupt nicht aufdringlich. Die Verkaufsstände werden von den Händlern aus der gesamten Umgebung drei Mal in der Woche aufgebaut und man sieht ein umfangreiches Angebot an Lebensmitteln, Textilien und natürlich die unvermeidlichen Andenken-Artikel. Auch für das leibliche Wohl der Marktbesucher ist gesorgt, in den Bäckereien werden das traditionelle „pan dulce“ (süßes Brot) sowie rustikales Sauerteigbrot und in diversen Lokalen frische „chicha“ (Maisbier) angeboten.

Ein kurzer Fotostopp wird auch im „Meerschweinchendorf“ Lamay eingelegt. Diese possierlichen Tierchen werden in gegrillter Form als besondere Delikatesse zu besonderen Anlässen von den Peruanern mit Vorliebe verspeist. Ich selbst konnte der Delikatesse nicht viel abgewinnen. Vor allem muss das spärlich vorhandene Fleisch mit einer Lupe gesucht werden, was allerdings schlank hält. Der Bratvorgang pro Schwein dauert eine Stunde, das Stück kostet in der „cuyeria“ 50 Soles.

Die nächste Station ist der unglaublich große und sehr saubere Gemüsemarkt von Calca. Hier wird an Obst, Gemüse, Fisch, Fleisch und unzähligen Kartoffelsorten so ziemlich alles, was das Herz begehrt, in absolut frischem Zustand angeboten. Aber auch Käse, eigenerzeugte Schokolade, Kakao und Honig kann hier erworben werden. Der Regenwald ist hier nur etwa 4 Stunden entfernt, allerdings müssen die aus dieser Region kommenden Händler dabei Gletschergebiet überqueren.

Wir halten beim Hotel San Agustin. Unsere Koffer werden hier ausgeladen, da in der Eisenbahn nach Machu Picchu Pueblo kein Platz dafür ist. Also werden wir in Aguas Calientes nur unsere notwendigsten Sachen in einem Rucksack zur Verfügung haben. Wir sollten in dieser schönen Hotelanlage nach unserer Rückkehr von Machu Picchu nächtigen, aber bedauernswerterweise waren wir dann woanders einquartiert.

Es geht mit dem Bus nun weiter nach Urubamba, sehen im Vorbeifahren die neuerbaute Konzerthalle (nur Folklorekonzerte) und das neue Krankenhaus. Letzteres wird von der Bevölkerung nicht gut angenommen, da man im Krankheitsfalle offenbar eher dem Schamanen vertraut, vielleicht auch deshalb, weil er die Behandlung günstiger macht. Unmittelbar neben der Straße sehen wir eine nach Aguas Clientes führende Bahnstrecke, die zu einem Luxushotel gehört, es werden ausschließlich hoteleigene Gäste in luxuriös ausgestatteten Waggons befördert. Der Hotelpreis bewegt sich demnach auch im geschmalzenen Bereich.

Wettermäßig hat sich in der Zwischenzeit nichts Positives getan, im Gegenteil, es beginnt nun zu nieseln. Das Mittagessen nehmen wir im sehr gepflegten aber unglaublich überlaufenen Restaurant (Arcoiris del Fuente?) ein. Die Anlage wurde ursprünglich als Kloster erbaut und später zu einer Hacienda umfunktioniert. Das Essensangebot ist wirklich ausgezeichnet.

Wir sind mit dem Bus nun in Ollantaytambo angelangt. Von hier an geht es nur mehr entweder zu Fuß oder per Eisenbahn weiter nach Aguas Calientes. Wir haben uns erfreulicherweise für letztere Möglichkeit entschieden und reisen in einem Panoramawaggon der „Expedition Class“. Die Reise dauert gut zwei Stunden und es wird sogar eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken serviert. Die Zugstrecke folgt dem Flusslauf des Rio Urubamba, wobei es im Verlauf der Fahrt zu interessanten landschaftlichen Veränderungen kommt. Während anfangs noch die karge Hochlandvegetation dominiert, wird danach die Vegetation immer tropischer und die Schlucht des Rio Urubamba immer enger.

Wir kommen nun in Aguas Calientes – auch Machu Picchu Pueblo genannt - an, es wird schon dunkel. Der Ort liegt auf 2040 m Seehöhe. Der erste Eindruck ist nicht überwältigend, erinnert mich irgendwie an Ischgl, hat etwas Basar-Ähnliches an sich und ist, um es eleganter auszudrücken, stark frequentiert. Wir gehen durch den Ort in unser Hotel, es heißt Inkaterra Machu Picchu Pueblo und gehört zur Chateau et Relais Gruppe. Die Anlage ist sehr schön, sehr gepflegt, sehr weitläufig und liegt mitten in tropischer Umgebung, also man könnte sich hier glatt verlaufen. Die Zimmer sind äusserst großzügig und komfortabel eingerichtet, verfügen sogar über einen offenen Kamin. Hier könnten wir ohne Weiteres auch unsere Koffer elegant unterbringen, aber wir durften sie leider nicht mitnehmen.

Das Abendessen wird um 19:30 Uhr serviert, das hoteleigene Restaurant befindet sich direkt neben der Bahnstrecke.

Ich teile mit Heinz während der ganzen Reise das Zimmer. Er hat nun mitten in der Nacht stundenlange Telefonate mit der Reiseversicherung, mit Markus etc. zu führen, um einen halbwegs angenehmen Rücktransport für Elfi nach Graz zu organisieren. Auch Gert ist dabei intensiv eingebunden. Schön, dass ich kein Reiseleiter bin, und nun gute Nacht!

Meerschweinchen Peru
Meerschweinchen im heiligen Tal der Inkas - Cusco / Peru (Foto zVg)

Markt im heiligen Tal der Inkas
Am Markt im heiligen Tahl der Inkas - Cusco / Peru (Foto zVg)

Bahnfahrt nach Machu Picchu
Bahnfahrt nach Machu Picchu - Cusco / Peru (Foto zVg)


Bahnfahrt nach Machu Picchu - Cusco / Peru (Foto zVg)

 

Samstag, 26. Juli 2014

14. Reisetag: Sonnenaufgang in Machu Picchu

Emil Liebscher

Der Tag beginnt sehr früh: Wecken um 4:05 Uhr, danach Frühstück. Um 5:30 Uhr sind wir zu Fuß unterwegs zu den Shuttle-Bussen, die uns die 400 Höhenmeter nach Machu Picchu hinauf befördern werden. Die Temperatur ist an diesem Morgen durchaus angenehm und auch die Wolkendecke scheint im Vergleich zum Vortag wesentlich dünner zu sein. Wenn wir Glück haben, kommt sogar die Sonne durch.

Angekommen bei der Shuttle-Station – es ist 5:45 Uhr -  hängen wir uns an eine ohnehin schon unglaublich lange Menschenschlange an. Es geht nur sehr langsam voran und erste Zweifel kommen auf, ob wir es wohl bis zum Sonnenaufgang nach oben schaffen werden. Zwischendurch schimmert es bereits hie und da blau durch die Wolkendecke.

Endlich ist es soweit, wir sitzen im Shuttle und fahren die 12 km lange Straße, die bereits vom Entdecker der Anlage – dem US-Amerikaner Hiram Bingham – angelegt wurde, in mehreren weiten Serpentinen bergauf. Die Anfahrtszeit beträgt etwa 40 Minuten und wir erreichen die Ruinenanlage gegen 7 Uhr. Das Wetter hat sich zwischenzeitig sehr positiv entwickelt, es gibt bereits viel blauen Himmel und da kommt Freude auf.

Javier führt uns nun durch die Ruinenstadt. Kurz nach dem Eingang in die Anlage hat man bereits den typischen „Ansichtskartenblick“ auf die Ruinen von Machu Picchu (=Alter Berg) und den rechts dahinter liegenden imposanten zuckerhutförmigen Huayna Picchu (=Junger Berg). Links neben letzterem erhebt sich der deutlich niedrigere „Huchu‘y Picchu“. Blickt man den Berg hinauf Richtung Osten, sieht man die Zinnen des sogenannten „Sonnentors“. Der Fußmarsch dorthin nimmt allerdings 2 Stunden in Anspruch.

Die Anlage erscheint auf den ersten Blick nicht unbedingt groß, ist in einem äußerst guten Zustand und man fragt sich, warum sie gerade in diesem relativ unzugänglichem Gebiet errichtet wurde. Vermutungen gehen eher in Richtung religiöses Heiligtum und astronomisches Zentrum denn in Richtung Wohnstadt, vielleicht haben auch Sicherheitsüberlegungen mitgespielt. Man vermutet, dass aufgrund der etwa 300 existenten Wohnhäuser hier nicht mehr als 1000 bis 1500 Menschen dauerhaft gelebt haben. Die Errichtung der Anlage dürfte auf Befehl des Herrschers Pachacútec Yupanqui im goldenen Zeitalter der Inka (zwischen 1420 und 1520) durchgeführt worden sein, wie der Baustil vermuten lässt. Dieser Herrscher schuf die Grundlagen für die Ausdehnung des mächtigen Inka-Reiches und führte den Kult um den Sonnengott Inti ein.

Um diese Tageszeit sind aufgrund des großen Andranges zwar schon viele Besucher, aber noch keine Massen zu sehen, der große Run kommt angeblich gegen 14 Uhr mit den Tagesausflüglern aus Cusco. Auch einige Lamas grasen hier friedlich herum, manche sind echt zutraulich und fordern von den Besuchern Leckerli ein.

Wir warten hier noch auf den Sonnenaufgang, schön langsam kommt der Gipfel des Huayna Picchu ins Sonnenlicht, bis letztlich auch die Anlage vom schönen Morgenlicht erfasst wird. In diesen Momenten setzt in unserer Gruppe – wie natürlich nicht anders zu erwarten – eine richtige Fotografier- und Filmwut ein, es klickt und summt aus allen Richtungen. Wut kommt auch in mir hoch, allerdings aus einem anderen Grund. Wie bereits auch an den Vortagen hat meine Kamera das Problem mit dem Autofokus, selbst bei kürzeren Brennweiten meines Zoom-Objektivs scharf zu stellen, und das führt in weiterer Folge bedauerlicherweise zu unscharfen Fotos.

Ich  verzichte hier ausdrücklich auf die Beschreibung der weiteren Sehenswürdigkeiten während unseres Rundganges, sie würde den Rahmen des Berichtes sprengen und ist überdies in jedem Reiseführer sehr ausführlich nachlesbar. Jedenfalls ist nach der Besichtigung für einige von uns die Besteigung des Waynapicchu im Programm. Wenn ich mich nicht irre, waren wir zu zehnt: Monika V., Karla, Waltraud, Roswitha, Heinz, Gert, Fritz, Edi, Helmut und ich.

Es ist eigentlich alles bestens vorbereitet, die Tickets für den Berg sind vorhanden, die Kraft in den Beinen ist sagenhaft, der Wille, es bis ganz hinauf zu schaffen, ist extrem ausgeprägt und so hängen wir uns an die bereits auf Einlass wartende Kolonne an. Pro Turnus – es gibt zwei pro Tag – dürfen maximal 200 Wagemutige rein. Laut Javier geht es um 10 Uhr los, wir sind also guter Dinge. Doch als wir an die Reihe kommen, teilt uns die Dame beim Einlass mit, dass wir zu spät dran seien, wir hätten schon zwischen 7 und 8 Uhr hier sein sollen und aus diesem Grunde hätten wir eben Pech gehabt. Das war nun eine saubere Überraschung, bei den meisten von uns war die Kinnlade nun tief am Boden. Aber Heinz hat mit telefonischer Unterstützung von Markus das Blatt dann doch noch wenden können und wir durften – wenn auch beim Ausgang – rein zum Trail auf auf den Waynapicchu.

Es geht los: der erste, ebene und teilweise auch bergab führende Teil des Weges ist für alle noch ein Kinderspiel. Beim Anstieg schaut’s dann anders aus, da merkt man die zuckerhutförmige Steilheit des Berges. Positiv für alle, die ausreichend Trinkwasser mit sich führen, wo es nicht reicht, hilft Roswitha samariterisch aus. Es geht vielfach auf stufenartigen Steinplatten und behauenen Felsen in kleinen Serpentinen 350 Höhenmeter steil bergauf, umgeben von dichter Vegetation. An manchen Stellen sind auch Stahlseile als Handlauf verankert. Ein gewisses Maß an Kondition ist gefragt, der eine oder die andere kämpft sich fort, Trittfestigkeit und Schwindelfreiheit sind gewissermaßen eine Voraussetzung.

Endlich, oben auf Plateau 1, die ersten Fotos runter auf Machu Picchu und das Urubambatal sowie Richtung Sonnentor werden geschossen, die Aussicht ist phantastisch schön!! Dann geht’s noch einige Höhenmeter weiter auf den Gipfel. Die Seehöhe beträgt 2.693 m. Noch geschwind ein Foto, und da die Zeit ein wenig drängt, beginnt man auch bald mit dem Abstieg, den ersten Teil empfindet man als ein wenig ausgesetzt, da der Aufstieg auf der nebenliegenden Route doch etwas einfacher erschien. Aber danach setzt der gewohnte Abwärtstrott ein und nach etwa 35 Minuten bin ich wieder beim Ausgang. Mehr oder weniger später sitzen wir Wayna-Picchuer dort beisammen und jausnen, allerdings nicht allein, ein Lama will auch seinen Anteil fressen, es ist sehr zutraulich.

Danach ist Pause, jeder kann die eigene weitere Tour nach Belieben gestalten. Ich selbst gehe rauf zum „Wärterhaus des Verwalters“ und mache noch einige „schöne“ Fotos von der Anlage (die meisten sind unscharf!!!). Den sehr interessanten Trip zur Inka-Brücke übersehe ich leider und mache mich auf den Weg zur Berg-Shuttle-Station, das Tal von Aguas Calientes ruft wieder. Es ist 14:30 Uhr. Auch hier ist die Schlange der ins Tal Abzutransportierenden nicht von schlechten Eltern, entsprechend verhält sich die Wartezeit.

Mittlerweile hat der Himmel wieder zugemacht und wir merken erst jetzt so richtig, welches Wetterglück auf Machu Picchu wir hatten. Die Partie im Bus, die gleichzeitig gegen 15 Uhr nach unten will sind Roswitha, Edi, Fritz, Helmut und ich. In Aguas Calientes angekommen, stellt sich nach den Strapazen des Tages ein gewisses Durstgefühl (= Biergefühl) ein. Wir 5 „überschwemmen“ das erstbeste Lokal und süffeln unser Bier. Der von sich aus edle Spender ist Helmut, wir lassen ihn daher extrem hoch leben. Der Rest des Tages verläuft unspektakulär, wir haben unser Dinner im bereits bekannten Restaurant unseres schönen Hotels.

Machu Picchu Peru Reisen
Besuch von Machu Picchu - Cusco / Peru 
(Foto zVg)

Blick vom Wuayna Picchu nach Machu Picchu
Blick vom Waynapicchu auf den Machu Picchu - 
(Foto zVg)

Gipfelfoto Wayna Picchu
Gipfelfoto auf dem Waynapicchu - 
(Foto zVg)

Waynapicchu
Abstieg ab dem Waynapicchu - Cusco / Peru (Foto zVg)

Inkabrück Machu Picchu
Zu besuch bei der Inkabrücke in Machu Picchu - Cusco / Peru (Foto zVg)

Gruppenfoto Machu Picchu
Letzter Blick auf Machu Picchu - Cusco / Peru 
(Foto zVg)

 

Sonntag, 27. Juli 2014

15. Reisetag: Besuche im Hotel Inkaterra Machu Picchu

Vogelbeobachtung

Karla Valentin

Das Plätschern des Regens weckt mich schon gegen 5:00 Uhr auf, naja, da wird mit der Vogelbeobachtung nicht viel werden. Aber kurz vor 6:00 Uhr hört es auf und so finde ich mich doch um 6:30 Uhr beim Ecocenter ein. Emil sagt wegen der Wetterlage leider auch ab, so marschiere ich mit dem Führer allein los. Zuerst suchen wir den Platz in der Nähe des Pools auf, das Licht ist nicht besonders gut, aber wir entdecken verschiedene Tangaras (kleine Vögel mit verschieden gefärbten Gefieder) Dann tauchen größere dunkel gefiederte Vögel mit gelbem Schnabel auf (Oropendulo), beim Wegfliegen sieht man die gelben Schwanzfedern. Auch Kolibris schwirren um die Futterstellen, von den 18 verschiedenen Arten können wir einige beobachten. Leider beginnt es nach 7:00 Uhr wieder zu regnen, es gibt immer weniger Vögel zu sehen und so brechen wir um 7:30 Uhr die Führung ab.

Brillenbär

Gert Stampfel

8:30 Uhr Beginn der 90-minütigen Führung zum Brillenbär (peruanisch: Ukuku). Bei Nebelreißen gehen wir mit Heinz und drei Reiseteilnehmern 20 min. auf ebenem Weg durch dichten Wald, oberhalb der Bahntrasse flussaufwärts, durch den hoteleigenen Nebelwald (cloud forest). Der Regenwald (rain forest) ist tiefer bis zu 800 Höhenmeter, der Altiplano liegt höher (Hochebene zwischen 3.600 und 3.800 m Seehöhe).

Früher war das Territorium eine Tee-, Kaffee- und Avocadoplantage. Heute ist es ein geschütztes Gebiet (protected area) mit über 200 Beschäftigten. Nach 20 min. öffnet der Führer ein versperrtes Holzgatter und dann stehen wir vor einem großen, mit Maschendraht vergitterten Käfig. Ein großer, schwarzhaariger, männlicher Bär, genannt „Yogi“, 14 Jahre alt, 110 kg schwer, frisst gerade Laub vor uns.

Das deutlich kleinere Weibchen „Chili“ liegt in einem wackeligen, mit Wellblech überdachten Baumhaus. Ein gelblich-bräunlicher Streifen verläuft V-förmig über die Nase beiderseits nach unten. Das Männchen klettert über eine Holzleiter auf den Boden und quiekt ganz lese in Richtung oben liegendes Weibchen (Liebeswerben). Dann klettert das Männchen hinauf ins Baumhaus. Das Weibchen faucht ihn an, brüllt auch und flüchtet verkehrt über eine Stange auf den Boden. Die vorherige Bärin „Paula“ grub einen Tunnel unter die Käfigwand und verschwand mit Yogi in den Urwald. Yogi kam zurück, er war der freien Natur nicht gewachsen.

Im zweiten, höher oben gelegenen Käfig bewegt sich ein 25 – 30 Jahre alter Bär mit der Schnauze vor dem Maschendraht hin und her. Lebendgewicht 200 kg! Die Schnauze ist vom Kämpfen mit vier anderen Artgenossen in einem vorherigen Zirkuskäfig eingedrückt. Der Führer steckt eine grüne Staude in den Käfig. Der Bär hält sich erstmals mit großen, gekrümmten, dicken, 8 cm langen Krallen am Drahtgitter und an der Staude fest. Brillenbären leben nur in Südamerika, mit Ausnahme von Chile, Argentinien und Brasilien. 6000 Stück sollen es noch sein, davon 3000 in Peru. In freier Natur werden sie 25 Jahr alt. Sie sind Pflanzen- und Früchteesser. Fleisch essen sie nicht. Zum Jagen oder Fangen vorn Tieren sind sie zu langsam.

Führung durch den Orchideengarten

Jeannette Fritz

Wir treffen uns um 10:30 Uhr mit unserer Führerin Carmen bei der Eco Lodge für einen Spaziergang durch den hoteleigenen Garten. Manche Teilnehmer haben sich am Ende beschwert, dass wir gar nicht viele Orchideen gesehen hätten, sondern es eine eher allgemein gehaltene Führung gewesen sei. Das ist aber verständlich, wenn man berücksichtigt, dass zurzeit nicht viele Orchideen blühen. Ich persönlich fand die Darstellungen von Carmen sehr interessant. So blieb sie gleich bei einer Kolibri-Futterstelle stehen, wo wir in Ruhe ein Aglaiocercus kingi Weibchen beobachten konnten. Dann ging es schon zu einem Prachtexemplar der Orchideengattung Anguloa virginalis, an Hand derer, Carmen uns den Aufbau einer Orchideenblüte erklärte. Alle schnupperten eifrig daran.

Im Teegarten wurde gezeigt wie sich die Qualität eines Tees ergibt: wenn man nur das erste Blatt eines frischen Zweiges nimmt, bekommt man die beste Qualität. Je mehr Blätter man vom jungen Zweig verwendet, desto geringer ist die Qualität. Lässt man einen Teestrauch einfach wachsen, wird daraus ein Baum. Im Teehaus konnten wir erfahren, wie schwarzer und grüner Tee entsteht: für einen grünen Tee lässt man die Fermentation aus. Der hier produzierte Tee ist nur für den hauseigenen Konsum gedacht.

Im Kräutergarten waren uns die meisten Kräuter bekannt. Nur Muña (Minthostachys setosa), die Andenminze, war mir unbekannt. Sie kommt nur in den Anden vor und wird hier hauptsächlich als Genuss- und Erfrischungstee verwendet. Wir sehen mehrere kleinblütige Orchideen. Eine davon musste man sogar mit der Lupe betrachten. Sehr beeindruckend war eine Orchidee namens Phragmipedium caudatum, die unserem Frauenschuh ähnlich schaut.

Auf einmal sieht Carmen einen besonderen Vogel und ist ganz aufgeregt. Ich sehe nur etwas Rotes vorbei fliegen und dann erklärt Carmen das sei ein Rupicola peruvianus Männchen, der National Vogel Perus, gewesen und Fredi habe ihn filmen können. So schauten wir uns alle das wirklich tolle Video von Fredi an. Auf Spanisch heißt der  Vogel „Gallito de las Rocas Andino“, weil er in den Felsen nistet.

Eine Orchidee (Masdevallia veitchiana) trägt den Quechua Namen „Waqanki“. Von der Seite betrachtet, erinnert die Form der Blüte an einen Kolibri. Zusammenfassend kann ich behaupten, noch nie zuvor einen solchen Hotelgarten gesehen zu haben. Dazu kommen ja noch das Brillenbären-Projekt und die vielen weiteren Vogel- und Pflanze- Arten, die wir bei dieser Führung nicht besprechen konnten. Einfach großartig!!!

Teeplantage

Marianne und Reinhard Baumann

Besuch in der hoteleigenen Teeplantage im Hotel Inkaterra in Machu Picchu.

Wir melden uns für den Besuch der hoteleigenen Teeplantage an. Es können nur max. 10 Hotelgäste teilnehmen. Nach der Begrüßung der sehr freundlichen Mitarbeiterin erhalten wir eine sogenannte Teebrocker-Arbeitsschürze und eine Umhängetasche. Wir marschieren los in den hinteren Teil des naturgeschützten Hotelareals, das sich schon urwaldähnlich „anfühlt“ (es war an dem Tag auch regnerisch, feucht und schwül…)

Wir bekamen zuerst eine Einführung über Teesträucher, die so hoch wie Bäume werden können (wenn man sie lässt), und über das Teepflücken selbst. Es werden ja nur die Teeblätter gepflückt, die noch hellgrün sind. Man zupft entweder das letzte (neueste) Blatt oder maximal die letzten drei Blätter und steckt sie in die Umhängetasche. Nur so erhält der Tee seine höchste Qualität. Nachdem wir ca. 30 Stück Teeblätter gesammelt haben, begibt sich die Gruppe ins Teehaus (Casa del Te´) zur „Teesäckchen-Erzeugung“.

Zuerst „wuzeln“ wir unsere Teeblätter bis sie ganz fein gerebelt sind; dann werden die Teebröckchen getrocknet; danach gesiebt. Nun bekommen wir ein weißes einseitig beschichtetes Teebeutel-Papier und ein Stäbchen. Wir stellen mit einer Klebepresse ein Säckchen her, füllen das Teegemisch ein, lochen das Säckchen und verschließen es nun mit der Klebepresse. Das Stäbchen schieben wir durch zwei Löcher. Fertig ist unser selbstgefertigter Teebeutel mit grünem Tee bester Qualität.

In der Hotelbar gießen wir unseren Teebeutel mit heißem Wasser auf, lassen den Tee kurz ziehen und genießen ihn im Rahmen der Tea-Time mit ausgezeichneten Teacakes. Übrigens hängen im Hotelrestaurant beim Frühstücksbuffet viele solcher Teebeutel an Stäbchen - alle aus der eigenen Erzeugung - für die Hotelgäste bereit. Erst am nächsten Morgen habe ich dies bewusst wahrgenommen.

Night walk – Nachtspaziergang

Waltraud Dimitriadis

Um 17:30 Uhr, es setzt bereits die Dämmerung ein, schart unser aus fünf Personen bestehendes Grüppchen schon in den Startlöchern. Bevor wir aufbrechen weist uns der Führer auf zwei Stiere auf dem Dach eines Hauses hin. Diese sollten eigentlich ein männliches und ein weibliches Lama sein, welche in der Inkazeit Glück und Fruchtbarkeit symbolisierten. Der Mutter Erde wurde ein Geschenk, meist ein Stück von einem schwarzen Lama, gegeben und dabei um Fruchtbarkeit gebeten. Auch bei Begräbnissen wird den Trauernden ein spezielles Essen als Geschenk überreicht, das nicht verzehrt wird, weil es seinen Geschmack verändert, sondern eingegraben und so der Mutter Erde verehrt.

Ausgerüstet mit Laternen führt uns der Guide durch den Cloud Forest (Wolkenwald) und unterhält uns mit Geschichten und Legenden. Er erzählt vom langen Kleid der Inkas, das nach der Eroberung durch die Spanier eine Mischform aus Inkamuster und spanischen Motiven aufwies. Im Inkamuster soll ein Alphabet enthalten sein, obwohl man lange Zeit angenommen hatte, dass die Inkas kein Alphabet kannten. In der Zwischenzeit gelangen wir zum Teehaus und beobachten interessiert die von einem Inkaschamanen aus Cusco durchgeführten Vorbereitungen für ein Ritual, welches am späten Abend in Anwesenheit von ausgesuchten Teilnehmern stattfinden soll. Dabei spielt Meditation eine Hauptrolle.

Unsere Wanderung führt zum Sacred Rock (Hl. Felsen), auf dem Zeichnungen, Lama und Inkamotiv darstellend, sichtbar sind. Hier wurde der alleserschaffende Schöpfer als Gott verehrt In der Inkakultur waren neben dem Sonnengott, Wassergott etc. auch die Verehrung der Schlange, des Pumas, des Condors bzw. des Feuers wichtig. Der Legende nach lief ein kleines Kind trotz Warnung seitens der Eltern in den Cloud Forest und verirrte sich tatsächlich. Es wurde nie wieder gesehen, aber in manchen Nächten kann man ein weinerliches Rufen nach Alaramama hören, was dem Geist des Kindes zugesprochen wird. Unser Führer berichtet von einer Gruppenwanderung auf den Berg hinter dem Sacred Rock, bei der in der Dämmerung dieses Weinen ertönte. Später entdeckte man eine Eule, die diese Laute ausstieß.

Inzwischen ist die Nacht hereingebrochen und so ist es nicht verwunderlich, dass die nächste Geschichte von dem auf dem Hang hinter der Hotelanlage liegenden Friedhof handelt. Besonders Frauen fürchten sich, wenn sie in der Finsternis unterwegs sind, weil sie manchmal eine Berührung im Nacken verspüren, aber wenn sie sich umdrehen, niemand zu sehen ist. Man vermutet, dass ein Spaßvogel von Geist sein Unwesen treibt. Auf dem Rückweg berichtet unser Guide von einem Erlebnis aus seiner Kindheit, die er im Amazonasgebiet verbrachte. Eines Tages befand er sich mit seinem Vater, der in einem Goldbergwerk arbeitete, am Fluss und sah eine riesige Anakonda. Kurz darauf tauchte ein seltsames, leuchtendes Element aus einer Lagune auf. Alles war sehr mysteriös und er kann bis heute keine Erklärung dafür finden.

Gutgelaunt erreichen wir unseren Ausgangspunkt in der Vorfreude auf ein gutes Abendessen.

Machu Picchu Pueblo Hotel
Blick auf das Machu Picchu Pueblo Hotel in Aguas Calientes - Cusco / Peru

Orchideengarten im Machu Picchu Pueblo Hotel
Im Orchideengarten des Machu Picchu Pueblo Hotels - (Foto zVg)


Südamerikanischer Brillenbär im Hotel Machu Picchu Pueblo in Aguas Calien - 
(Foto zVg)

Teeplatagen Machu Picchu Pueblo Hotel
Teeplantage im Machu Picchu Pueblo Hotel - Cusco / Peru (Foto zVg)

 

Montag, 28. Juli 2014

16. Reisetag: Aquas Calientes – Ollantaytambo

Erika Sibitz

Wir gehen nach dem Frühstück um 10 Uhr vom Hotel „Inkaterra“ zum Bahnhof des Ortes Machu Picchu Pueblo bzw. Aquas Calientes. Das Gepäck wird uns nachgetragen. Heinz teilt die Zugskarten für die Rückfahrt aus, jeder bekommt wieder seinen Sitzplatz im Zug, der bis zum letzten Platz voll ist. Zuerst erhalten wir ein Gratisgetränk, dann Brötchen. Im bunten Clown-Kostüm tanzt und schäkert ein junger Zugbegleiter, seine Kollegin und sein Kollege führen anschließend, untermalt mit Musik, peruanische Alpaka-Mode vor. Noch sind die Reisebudgets nicht ausgeschöpft, und es werden Damenponchos und Herrenpullover gekauft. Die Fahrt dauert ca. 1 ½ Stunden und endet in Ollantaytambo.

Auf dem Bahnhof des Ortes Ollantaytambo, auf ca. 2800 m am Ende des „Heiligen Tals“ gelegen, empfängt uns wieder Javier, ein - wie er selbst sagt - Inka-Nachfahre zu 80%, worauf er besonders stolz ist. Nach kurzer Busfahrt stoppen wir bei einem gewaltigen Inka-Komplex. Diese Festungs- und Kultanlage verdankt den Namen, wie ich dem Peru-Reiseführer entnehme, dem tapferen Feldherrn namens Ollantay, der versuchte, die Ermordung des Inka-Herrschers Pachacutec Yupanqui und die Zerstörung der Festung durch Pizarro zu verhindern.

Neben steil ansteigenden Treppen erstrecken sich 14 riesige Terrassen über eine Höhe von mehr als 100 m. Man baute von unten nach oben, in der Mitte stand ein Tempel. Die Steine wurden von den Inka bis zu 7 km vom Steinbruch, den man oben angekommen erblickt, hierher transportiert und dann hochgezogen (ohne Rad!). Die Terrassen waren als Korrosionsschutz gedacht, sie dienten nicht der Landwirtschaft. Auf beiden Seiten der Terrassen gab es Wasserkanäle, heilige Blumen wurden auf den Terrassen angepflanzt. Der Komplex war noch nicht fertig als die Spanier ankamen. Auf dem Talboden liegen große Steinblöcke, sie sind entweder heruntergefallen oder noch nicht nach oben befördert worden bzw. wurden sie, sagt Javier, als die Spanier angriffen, von den Inka gezielt nach unten geworfen. Der in Stein gehauene Gott Tunupa Wiraqucha stand auf der gegenüberliegenden Talseite, er war - nach Auffassung der Inka - der Gott, der aus dem Titicaca-See kam und die Himmelskörper, die Tiere und die Menschen erschuf. Auf der Spitze des „Heiligen Berges“ stand ein Bau ausgerichtet nach dem Äquinoktium; bei den gefährlichen Bauarbeiten oder beim Aufsetzen der Krone für Tunupa abgestürzt zu sein, gereichte den Inka zur Ehre, so Javier. Es gab auch Häuser für die Soldaten der Inka-Armee und Häuser, die den Dorfbewohnern als Kühl- und Lagerhäuser dienten. Ein Wassertempel, auf den die Wintersonne scheint, wurde für die Wasserprinzessin errichtet, die im Gletscherwasser baden konnte. Die Inka kannten ein weibliches und ein männliches Wasser, zwei zusammenfließende Quellen dienten speziellen Reinigungsriten. Auch kannten die Inkas, erzählt Javier, Verhütungsmittel wie bestimmte Kräuter oder einen bestimmten Baby-Frosch, der, wenn man ihn eine Zeitlang im Mund behielt, jene Hormone abgab, die das Kinderkriegen unterbanden.

Wir stehen, die fantastischen Leistungen der Inka bewundernd, auf einem großen Platz, während uns ein kräftiger kalter Wind um die Ohren bläst. In Ollantaytambo arbeiteten im 13.-15. Jh. n.Chr. allein in der Verwaltung ca. 2000 Menschen. Das Dorf ist von den Inka ursprünglich in Form eines Maiskolbens angelegt worden, zeigt Javier auf einem Schaubild. Machu Picchu Pueblo sah nicht so aus, wie wir es uns vorgestellt hatten, es ist aufgrund von Zweckbauten und neuen Hotelbauten zu touristisch ausgerichtet. Ollantaytambo hingegen hat sich den Charme eines peruanischen Dorfes erhalten mit vielen alten Häusern und kleinen Läden, die schöne farbenfrohe Waren anbieten. Zum Abschluss unseres Besuches in Ollantaytambo werfen wir noch einen Blick in das Schokolade-Museum.

Mit unserem Bus geht es weiter im Urubamba-Tal. Unmittelbar neben der Straße gibt es ein Kuriosum. Auf einem Steilhang hängen quasi frei schwebend zwei kleine Häuser, die man erklettern muss, wenn man dort eine Nacht für viel Geld verbringen und die Milchstraße am Firmament sehen will.

Das heutige Mittagessen gibt es in einem Hotel der Kette San Agustin. Bei der Besichtigung des auf ca. 2700 m gelegenen Maisdorfes Urubamba, berichtet Javier von einem Erdbeben, das 1988 einen Turm der Kirche am Hauptplatz zerstörte. Javier zeigt uns auch einen Baum, den er mit Klicklauten der Quechua-Sprache bezeichnet, sowie die sog. Korallenbäume mit ihren korallenroten Blüten und die Jacaranda-Bäume mit ihren blau-violetten Blüten. Links und rechts der Straße in Urubamba gibt es Garküchen, Alltagswaren werden am Boden ausgebreitet und zum Kauf feilgeboten, und auf öffentlichen Anschlagstafeln sucht man allerlei zu kaufen und zu verkaufen, dazwischen fahren die Tuk-Tuks und laufen viele Hunde. In der Keramikfabrik werden wir zu einer Video-Präsentation eingeladen. Man bemüht sich hier, vorwiegend auf traditionelle Muster der einzelnen Inkastämme zurückzugreifen, fügt dem aber auch Neues hinzu, erfahren wir. Im Vorhof einer Privat-Brauerei - eine rote Plastikfahne weist uns den Weg dorthin - erproben wir unsere Wurfsicherheit, indem wir einem Frosch ein Geldstück ins Maul bugsieren. In der Brauerei zeigt uns Frau Señora Mercedes in einem kleinen finsteren Raum wie man Chicha erzeugt. Das rote oder gelbe Maisbier wird täglich frisch gebraut und um geringes Geld vorwiegend an Feldarbeiter verkauft. Den übrig gebliebenen Rest des Verfahrens bekommen die Schweine, die dann betrunken den ganzen Tag schlafen, Maisreste verbleiben als Futter für die Meerschweinchen. Die angeschlossene Meerschweinchenzucht nährt die Familie. Wir übernachten im Hochland, das Hotel ist nicht besonders schön, zudem auch der Raum zum Abendessen eher ungemütlich kalt, aber wir verbringen hier nur eine Nacht.

Abschied von Machu Picchu
Abschied von Machu Picchu - (Foto zVg)

Bahnfahrt von Machu Picchu nach Ollantaytambo
Bahnfahrt von Machu Picchu nach Ollantaytambo - (Foto zVg)

Ollantaytambo
Besuch der Inkafestung von Ollantaytambo - Cusco / Peru (Foto zVg)

Ollantaytambo
Ruinenanlage von Ollantaytambo - Cusco / Peru (Foto zVg)

Chicha da Bier der Inkas
Beim Chicha (Bier der Inkas) trinken - (Foto zVg)

 

Dienstag, 29. Juli 2014

17. Reisetag: Chinchero - Cusco

Erika Sibitz

Um 7 Uhr morgens müssen die Koffer vor der Tür stehen, Abfahrt ist um 7:30 Uhr. Wir fahren ein Stück auf einen Aussichtsberg, von wo wir die Bergmassive an der Grenze von Peru und Bolivien mit dem dominierenden Gletscher Verónica (ca. 5700 m) sehen können. Das Urubamba-Tal liegt zu diesem frühen Zeitpunkt ein wenig im Nebel. Auf einer Schotterpiste geht es weiter bergauf, bei einem Stopp überblicken wir weiße Salzterrassen im Tal. Die künstlich angelegten Salinas de Maras, die schon in der Prä-Inka- und Inka-Zeit genutzt wurden und bis heute genutzt werden, erinnern uns an die Kalksinterterrassen von Pamukkale/Türkei. Am Berghang entspringt die kleine Quelle, deren Wasser in die Terrassen geleitet wird, wo das Salz aufgrund der Verdunstung gewonnen werden kann. Wir können bei einem Stand Bohnen und Mais, getrocknet und gesalzen, kosten und verschiedene Salzvarianten kaufen.

Das Dorf Maras war in der Kolonialzeit durch das Salzmonopol sehr reich gewesen - man kann es noch an den schön geschmückten Toreingängen zu heute verfallenden Häusern erkennen - ist aber nun verarmt. Eine junge Frau lädt mich ein, ihre Behausung zu betreten. Ein kleiner fensterloser Raum mit einem alten Herd und herumstehenden Plastikeimern und Schachteln, daneben ein ebenso kahler dunkler Raum, den zwei Eisenbetten voll ausfüllen, auf denen zwei Kinder sitzen, die fernsehen, sind ihr ganzes Heim, das sie mir zeigen will. Eine andere Frau bittet uns, sie mit ihren Kindern und mit viel Gepäck, verstaut im großen Umhängetuch, mit dem Bus bis zum nächsten Dorf mitzunehmen. Mit einem deutschen „Danke“ verabschieden sich die Kinder. Es ist für mich schwer vorstellbar, wie man in diesem wenig fruchtbaren Hochland mit den widrigen klimatischen Bedingungen und den geringen Bildungs- und Beschäftigungschancen überleben kann. Das Glück, in Österreich geboren worden zu sein, ist uns wieder einmal sehr bewusst.

Die Straßen nach Moray begrenzen zahlreiche Agaven, die hier besonders prächtig gedeihen. In Moray sind wir überrascht, dass sich vor uns kreisförmig in einer Vertiefung angelegte Inka-Terrassen auftun. Es sind über 20 Terrassen, die sich an die 100 m, von unserem Standpunkt aus gesehen, bis hinunter in den Talboden erstrecken. Die größte der vier Kreisanlagen ist vollkommen rekonstruiert, die anderen drei sind überwachsen, aber deutlich erkennbar. Man vermutete ursprünglich, die Vertiefungen hätten sich durch Meteoriteneinschlag gebildet, was sich aber als Irrtum erwies. Javier sagt uns, dass hier die Inka landwirtschaftliche Experimente durchführten, denn unterschiedliche Wachstumsbedingungen ließen sich zwischen den tiefer und höher liegenden Terrassen feststellen, die alle durch Wasserkanäle verbunden waren und auf denen, aufgrund unterschiedlicher Temperatur und verschiedener Erden, verschiedene Pflanzen (div. Samen wurden gefunden) gediehen. Ein beeindruckendes Monument der hochstehenden Agrikultur der Inkas!

Am 1. August wird am tiefsten Punkt der großen Anlage ein Konzert zum Beginn des neuen Jahres im Landwirtschaftskalender stattfinden. Bei diesem Fest und beim Fronleichnamsfest werden Opfergaben für Mutter Erde (Pachamama) dargebracht. Bei letzterem bringen Tänzer Eis vom Verónica-Gletscher, der als Gott verehrt wird. Weiter geht es auf einer Abkürzung über einen Feldweg durch ein landwirtschaftlich genutztes Gebiet. Auf den jetzt im Winter dürren Feldern des Andenhochlandes suchen Schweine, Schafe, Esel und einige Rinder nach Fressbarem. Heinz lässt sich durch das Schaukeln des Busses auf der ungeteerten Straße sanft in den Schlummer wiegen.

Wir wollen heute noch nach Cuzco. Etwa auf der halben Strecke zwischen Urubamba und Cuzco liegt auf ca. 3700 m Chinchero, die „Stadt des Regenbogens“. Wir wollen hier eine Stunde verweilen. Zunächst zeigt man uns in einer Weberei, wie man aus Wurzeln ein Waschmittel zur Reinigung der Alpaka-Wolle herstellt, während daneben eine Frau mit einer Spindel die Wolle spinnt. Dann wird die Wolle mit Naturfarben (Kräutern oder mit der Cochinilla = Kaktuslaus) gefärbt und aufgehängt. Die Muster für die Webstoffe werden nicht nach Vorlage gefertigt, sondern sie haben die Weberinnen „im Kopf“, wie uns versichert wird. Mehrere Familien arbeiten in diesem geförderten Frauenprojekt zusammen. Es gibt schöne handgefertigte und industriell gefertigte Stücke zu kaufen. In allen Straßen dieses Textildorfes findet man zahlreiche Geschäfte, vor allem für Tischdecken und -läufer. Der Aufenthalt in der Weberei wird aber eher kurz gehalten, da wir noch die große Inka-Stätte dieses Ortes besichtigen wollen. Vor den massiven Inka-Steinmauern trocknen Frauen Kartoffeln, die auf der Wiese verteilt liegen. Die Ortskirche aus dem 17. Jh.n.Chr. wurde auf Inka-Fundamenten errichtet, womit die spanischen Sieger das ohnehin unterlegene Quechua-Volk zusätzlich demütigten. Das Innere der Kirche ist sehr dunkel, dennoch kann man die alten Fresken auf allen Wänden und an der Decke erkennen. Leider ist das Fotografieren verboten, aber Heinz findet Auswege.

Diese großartige Anlage der Inka ist eine von vielen in der Umgebung, weiß Javier, aber sie seien leider noch nicht alle für den Tourismus erschlossen.

Jetzt geht es zum Essen! Der Höhepunkt des Tages ist ein Pachamanca-Essen (Quechua: Erd-Topf/-Speise) unter einem großen weißen Zeltdach am Piu Ray-See gelegen. Sehr pittoresk! Zwei Paten für das Essen (Karla und Heinz) werden ausgewählt und opfern drei Coca-Blätter für Pachamama. In einem Erdhügel wurde das Essen (Kartoffeln, Gemüse, Ananas und verschiedene Fleischsorten) gegart, von der Erde, von den Steinen und vom Papier, in dem es eingewickelt wurde, befreit und in großen Tontöpfen serviert. Es schmeckt ganz ausgezeichnet! Bevor wir wieder aufbrechen, da es kühl geworden ist, unterhalten wir uns noch mit dem aus Lima stammenden Chef dieses Unternehmens. Er ist stolz auf sein seit einigen Jahren friedliches und aufstrebendes Land Peru!

Zurück im Bus spricht Javier vom Totenkult: Es gibt in Peru sowohl Feuer- als auch Erdbestattung. Jede Beerdigung kommt den Hinterbliebenen sehr teuer. Auf dem Land werden die Toten auf den Feldern begraben, ein paar Steine bezeugen ein solches Grab. Im Urubamba-Tal und im Regenwald gibt es traditionelle Begräbnisse: Ohne Sarg mit einem Becher und einem Teller mit Getränk und Essen sowie mit Blumen werden die Toten in eine Erdgrube gelegt und mit Erde zugeschüttet. Nach drei Jahren kann man den Schädel des Toten mit nach Hause nehmen. Ein Baum wird über dem Grab gepflanzt, die ganze Familie isst später die Früchte des Baumes z.B. als „Kirschen von Oma“. Falls die Kirschen sauer sind, bedeutet das, dass die Oma „sauer“ ist. Es können auch Früchte des Baumes auf dem Markt verkauft werden, dann bekommt man „Geld von Oma“.

Das nächste Dorf, durch das wir fahren, ist das „Schweinedorf“, wo Schweinsschwarten und Meerschweinchen gegrillt am Straßenrand angeboten werden. Wir kommen am späten Nachmittag in Cuzco in dem Hotel an, an dem wir Tage zuvor schon gewesen waren. Cuzco, die ehemalige Hauptstadt des Inkareiches, ist heute die Tourismus-Hauptstadt von Peru. Das Valle Sagrado, das fruchtbare Tal des Urubamba, das wir eben durchfahren hatten, versorgte einst die Inkastadt mit Mais, Getreide und Kartoffeln. 

Das Abendessen nehmen wir in einem Restaurant ein, das gleichzeitig ein Museum ist, wo an den Wänden schöne alte Textilien hinter Glas aufgehängt sind. Es gibt eine Show mit Tänzerinnen und Tänzern in prachtvollen Kostümen. Der letzte wiederum sehr ereignisreiche Besichtigungstag unserer Reise durch Peru geht um 22 Uhr zu Ende. Am kommenden Tag werden wir die Rückreise antreten.

Blick nach Urubamba im heiligen Tal der Inkas
Blick nach Urubamba im heiligen Tal der Inkas - Cusco / Peru (Foto zVg)

Salzterrassen Maras Peru
Salzterrassen von Maras - Cusco / Peru (Foto zVg)

Moray Cusco Peru
Inkaruinen von Moray - Cusco / Peru (Foto zVg)


Kirche von Chincheros - Cusco / Peru (Foto zVg)


Pachamanca-Mittagessen am Piu Ray-See - Csuco / Peru (Foto zVg)

 

Mittwoch, 30. Juli 2014

18. Reisetag: Rückresie Cusco – Lima – Madrid

Karla Valentin

Die heutige Nacht war etwas kürzer, da unser Zimmer sehr laut ist. Immer wieder rauscht in der Wand der „Wasserfall”, Heinz hat dafür die Bezeichnung „Gasteinerzimmer”. Auch springt immer wieder ein Aggregat an, das mich an eine Bohrmaschine erinnert. Und frühmorgens raschelt es und Monika fragt auf  dem Weg zum Bad: Wo bin ich? -  Beinahe in meinem Koffer! So habe ich bis zum Läuten des Weckers genügend Zeit die Reise Revue passieren zu lassen – welche Vielfalt an Erlebnissen und Eindrücken.

Kurz nach 8.00 gehen wir zum Frühstück, wir sind aber bei weitem nicht die ersten. Danach zurück ins Zimmer, um den Koffer fertig zu packen. Obwohl einiges an Einkaufen dazu gekommen ist, lässt er sich problemlos schließen. Da wir erst um 11:00 Uhr zum Flughafen fahren, bleibt noch Zeit für einen kleinen Spaziergang. Gegen 11:30 Uhr können wir einchecken, leider müssen wir in Lima das Gepäck wieder in Empfang nehmen. Unser Flug um 12:05 Uhr hat 20 min Verspätung. Auch Elfi kann mit uns fliegen, die Rettung bringt sie direkt vom Spital zum Flughafen. Bei der Landung in Lima scheint zu meiner Überraschung die Sonne. Wir werden von Markus empfangen und gehen ins Flughafenrestaurant. Wir speisen sehr gut, aber die Getränkepreise sind etwas hoch.

Dann heißt es warten, aber die vielen Geschäfte verkürzen uns die Wartezeit. Nach 19:00 Uhr begeben wir uns zum Gate, schließlich starten wir mit Ziel Madrid, es wird wieder ca. 12 Stunden dauern. Die Nacht verbringe ich mit „Kino gehen“, Essen, Trinken und Schlafen. Um 14:10 Uhr landen wir in Madrid Barajas. Auch hier haben wir wieder bis 20:00 Uhr Aufenthalt. In einem recht gemütlichen Flughafenlokal verzehren wir unsere „Flugzeugweckerl” mit Bier und Wein, danach starten wir abwechselnd zur Shoppingrunde.

Schließlich starten wir zur letzten Flugetappe und  landen gegen 23:00 Uhr in Wien. Alle Koffer kommen an, und unsere Karawane bewegt sich Richtung Parkhaus zum Bus. Über den Semmering (Gerd, Monika und Vuko verabschieden sich in Bruck), und dann geht es weiter nach Graz, wo wir gegen 2:00 Uhr ankommen. Graz Nord und Hasnerplatz werden angefahren, ich darf in der Schönaugasse aussteigen, und alle anderen verlassen am Ostbahnhof den Bus. 

Und so geht eine sehr interessante und abwechslungsreiche Reise u Ende. Wir freuen uns schon auf ein Wiedersehen bei der Nachbesprechung und beim Bildervortrag von Heinz.

Betrachtungen zum peruanischen Bildungssystem

Ulrike Stampfel

Zur Zeit der europäischen Entdeckungen kann man noch nicht von einer allgemeinen indianischen Kultur sprechen. Die Zivilisationen, die sich entwickelten, bleiben meist von einander getrennt und deren gegenseitiger Austausch war gering. Im Reich der Inka war die Gesellschaft jedoch weitgehend differenziert und für die Spanier war die Besitznahme der eroberten Gebiete tatsächlich eine „Neue Welt“. Die Begründung dazu sah man vor allem in der Heiden-Mission; die Verbreitung des Christentums wurde als gottgefälliges Werk angesehen. Die Geschichtswissenschaft zeigt, dass seit den ersten Zeiten der Kolonisation in der „Neuen Welt“ Schulen und Universitäten eingerichtet wurden. Fast alle Klöster der Bettelorden unterhielten Schulen, denn auch die Eingeborenen sollten eine Schulbildung erhalten. Auch Privatschulen gab es, die die ersten Grundlagen der Bildung vermittelten. Die Krone erkannte die Wichtigkeit einer Grundschulbildung seiner Untertanen und die Lehrer wurden einer Prüfung ihrer moralischen und beruflichen Qualitäten unterzogen; Indios, die entfernt von spanischen Städten lebten, werden allerdings wohl kaum von einer Schulbildung erfasst worden sein. Weiterführende Schulen, die Colegios, waren meist Gründungen der Jesuiten und Dominikaner.

Eine Universität gab dem Leben der Kolonialstädte höheres kulturelles Niveau und Prestige und ihre Absolventen konnten dem König besser dienen. So wurde bald nach der Eroberung Perus eine Universität in Lima gegründet. Die Inquisition jedoch hat einen großen Einfluss auf das geistige Leben ausgeübt. Die Einfuhr von Büchern und Druckschriften wurde genauestens überwacht, aber schon mit den ersten Eroberern kam die spanische Literatur in die „Neue Welt“. Geistliche Dramen sollten die christlichen Heilslehren unter die Eingeborenen bringen und wurden von diesen auch in ihrer eigenen Sprache verfasst. Seit 1946 haben alle Peruaner das Recht auf schulische Bildung bis zum Abschluss der Sekundarschule. Im Jahr 2004 besuchten 93% aller 6-11-Jährigen eine Grundschule. Ab dem 3. Lebensjahr können Eltern ihre Kinder in eine „inicial“ schicken, auch in Peru Kindergarten genannt, was aber eher Vorschulcharakter hat. Hier werden sie von kurzfristig geschulten Frauen betreut, die für ihre Tätigkeit ein Taschengeld bekommen.

Ab dem 6.Lebensjahr besuchen die Kinder die Escuela Primaria (Grundschule). Diese dauert 6 Jahre und ist für alle gleich. Daran schließt die 5-jährige Escuela Secundaria oder das Colegio. Hier gibt es keinerlei Differenzierung wie bei uns, allerdings große Qualitätsunterschiede, je nachdem ob es sich um eine staatliche oder private Schule handelt. Mit dem erfolgreichen Abschluss der Escuela Secundaria ist man zum Studium an einer Universität berechtigt. An staatlichen Schulen unterrichten 73% aller Lehrer, 27% an privaten Schulen, die häufig mit der katholischen Kirche in Beziehung stehen und besser ausgestattet sind. 2003 besuchten in Peru 70% der 12-16-Jährigen eine Sekundarschule, in den ländlichen Gebieten 50%. Trotzdem sinkt die Zahl der Analphabeten rasch. Die Lehrkräfte sind schlecht bezahlt und kaum motiviert. In ländlichen Gebieten und städtischen Armenvierteln werden oft sogar Personen ohne entsprechende Ausbildung eingestellt. Der Kauf von Schuluniform, Heften und Schreibutensilien stellt für arme Eltern eine hohe finanzielle Belastung dar. Für das Bildungsniveau am Ende der schulischen Ausbildung ist ausschlaggebend ob die Schule in einem Dorf, in einer Stadt, in einem armen oder reichen Stadtviertel liegt und ob sie staatlich oder privat ist. Um an einer Universität aufgenommen zu werden, muss man eine Aufnahmeprüfung bestehen.

In sogenannten „academias“ (private Paukschulen) kann man für teures Geld darauf vorbereitet werden. Alle Universitäten erhalten Zuwendungen vom Staat, private Hochschulen heben zusätzlich Studiumgebühren ein. Jugendliche, die die Aufnahme an eine Universität nicht geschafft haben entscheiden sich für ein „instituto“ (Berufsschule), das Fachkräfte für die Industrie ausbildet und meist auch privat ist. Hier bekommen die Studenten eine dreijährige Ausbildung; es werden aber auch Abendkurse und Wochenendseminare angeboten. Während der 3-jährigen Ausbildungszeit entfällt je 50% auf Theorie und Praxis. Es werden auch Ausbildungskredite vergeben, die 6 Jahre nach Ausbildungsabschluss zurück zu zahlen sind. Eine Änderung der Situation des peruanischen Bildungssystems scheint von der Politik nicht beabsichtigt zu sein; das Erziehungsministerium entwickelt kein nationales Bildungsprogramm. Die herrschende Elite setzt weiter auf eine kleine Bevölkerungsgruppe mit guter Ausbildung in privaten Schulen und Universitäten um das Land zu entwickeln.

Markus Mathys - Perureisen
Mittagessen mit Markus Mathys vor dem Rückflug nach Österreich - Lima / Peru (Foto zVg)

 

Reiseteilnehmer:

Baumann Marianne, Graz

Baumann Reinhard, Graz

Dr. Bourcard Helmut, Graz

Bucher Monika, Graz

Mag. Dimitriadis Waltraude, Graz

Eitner Herta, Graz

Engel Richard, Graz

Mag. Dr. Fritz Jeannette, Graz

Mag. Liebscher Emil, Rein

Mandl Eduard, Eibiswald

Mandl Roswitha, Eibiswald

Moscher Elfriede, Graz

Dr. Recla Heinz (Reiseleiter), Weinitzen

Dipl.-Ing. Sibitz Alfred, Graz

Dr. Sibitz Erika, Graz

Dr. Stampfel Gert, Leoben

Stampfel Ulrike, Leoben

Dr. Stehlik Fritz, Stattegg

Mag. Valentin Karoline, Graz

RR Vukelic Dragan, Kapfenberg

MBA Vukelic-Auer Monika, Kapfenberg

 

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