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Nationalpark Tortugero - Costa Rica

Fotos und Text © Markus Mathys 2002

Costa Rica, wie eine kleine, grüne Insel erscheint dieses Land Zentralamerikas. Die Unterschiede sind unverkennbar, kommt man von Norden aus Nicaragua und Honduras über die Grenze nach Costa Rica. Ein Volk das stolz darauf ist, als die Schweiz Zentralamerikas genannt zu werden und dies nicht mit Unrecht. Über 50 Jahre herrscht in Costa Rica Frieden. Mit einem ausgeklügelten Regierungssystem haben die Ticos, wie sich die Costerikaner selbst nennen, es geschafft, die Korruption auf ein akzeptables Mass zu begrenzen. Wie in keinem andern Land Lateinamerikas hat in Costa Rica der Natur und Umweltschutz Einzug erhalten. 25 % der Landesfläche unterliegen Naturschutzbestimmungen, kein anderes Land dieser Region kann eine solche Dichte an Naturschutzparks und ökologischen Refugien vorweisen wie Costa Rica. Der Artenreichtum an Pflanzen und Tieren kennt kaum Grenzen. An die 12'000 Pflanzenarten, davon 1200 verschiedene Orchideen. 848 Vogelarten sind zur Zeit bekannt. Die Anzahl Insekten wird auf 35'000 geschätzt. Die Aufzählung könnte in diesem Stil noch beliebig weitergeführt werden.

Fahrt nach Torugero
Capitano Manuel steuert auf Tortugero zu

Etwas vom schönsten was Costa Rica zu bieten hat, ist mit Sicherheit der Nationalpark Tortugero, im Norden an der karibischen Atlantikküste. Speziell an dieser Region ist, dass sie nicht durch eine Strasse erschlossen ist. Zwangsläufig ist somit jeder Besucher auf das Schiff oder ein kleines Urwaldflugzeug angewiesen. Durch einschleppen und ansiedeln von Schwarzen aus Jamaika anfangs des 19. Jahrhunderts, grenzt sich die ganze Region vom übrigen Land ab. Die mächtigen Bananenplantagen für die, die Schwarzen aus Jamaika geholt wurden, geben dieser Region ein ganz anderes Erscheinungsbild als dem übrigen Costa Rica. Das gemütliche Leben ohne Stress und Hektik, wie es aus Jamaika bekannt ist, das ist Costa Rica an der Atlantikküste.

Auf dem Kanal nach Tortugero - Costa Rica
Auf dem Kanal nach Tortugero / Costa Rica

Vom Ort Puerto Limon dauert die Fahrt bis nach Tortugero, ca. 5 Stunden, 80 km auf Kanälen in Richtung Norden sind zu bewältigen. Natürlich im Boot, wie es sich für diese Gegend gehört. Für Naturfreunde ist diese Fahrt ein absolutes Muss und hat man noch denn richtigen Capitano, nicht eines der pfeilschnellen Hotelboote, so sind fünf Stunden Natur pur garantiert. Kaum ist der Hafen in Puerto Limon verlassen, beginnen die endlosen Kanäle und Lagunen, die sich verzweigen bis in kleinste Winkel. Ohne ortskundigen Bootsführer wäre der Weg in diesem Wasserlabyrinth nicht auffindbar. Königspalmen, Schilfarten und andere Vegetation säumen die Ufer. Auf ins Wasser gestürzten Bäumen sonnen sich Wasserschildkröten, in ganzen Familienverbänden. Schmetterlinge kreuzen den Weg, darunter auch der tiefblaue, grosse Morfos. Auch die Krokodile auf Sandbänken mit offenem Maul passen wie gemalt ins Bild. Affen huschen durch die Baumkronen, zeigen ihre Verspieltheit. Nach fast 5 Stunden tauchen die ersten Hütten von Tortugero links und rechts am Ufer auf. An die 80 bis 100 Häuser und Hütten geben dem Dorf seinen eigenen Charme und Reiz. Ein Telefon gibt es nur im Dorfladen, ein Anschluss für alle, natürlich nur solange geöffnet, versteht sich. Etwa 4 Kneipen und einfache, aber gepflegte Unterkünfte warten auf Gäste, die allerdings nur sehr spärlich kommen. Fast alle Touristen werden auf eine der zahlreichen Urwald- Lodges verfrachtet. Im Dorf hat man den Vorteil, dass man sich frei bewegen kann, der Schildkrötenstrand liegt gleich um die Ecke, auf ein Bierchen kommt man zu Miss Miriam. Tortugero, auf Deutsch soviel wie Schildkrötenort, hat seinen Namen nicht von ungefähr. Jährlich kommen hier Leder- und Suppenschildkröte, um am weichen Sandstrand ihre Eier zu vergraben. Wie die Sonne dem Mond und somit der Nacht das Feld überlässt, krabbeln die grossen Meeresschildkröten aus der brausenden, karibischen See, auf der Suche nach einem geeigneten Platz für die Eiablage. Früher wurden diese gewaltigen, urtümlichen Tier bei diesem Vorgang jeweils auf den Rücken gelegt und an vorbeikommende Schiffe als Lebendfleischvorrat, für die Überquerung des Atlantiks verkauft. Auch das systematische Ausgraben der Eier, die Verschmutzung und Überfischung der Weltmeere haben das ihrige dazu beigetragen, dass eine der spektakulärsten Tierarten unserer Erde beinahe am verschwinden ist. Hier in Tortugero versucht die jetzige Generation zu retten was Generationen vor ihnen zerstört haben. Ob es jedoch gelingt, zu hoffen ist es!


Motorboote nach Tortugero / Costa Rica

Dank des Tourismus lohnt sich das Ganze nun auch finanziell für die Einwohner Tortugeros. Viele Touristen kommen nur um das Wunder einer Eiablage selbst live zu sehen. Dank solchen Besuchen lohnt es sich nun diese Tiere zu schützen. Sie haben lebend einen grösseren Wert bekommen, als wenn sie an Schiffe verkauft würden. Auch ich komme in den Genuss einer eben dieser nächtlichen Eiablagen am Sandstrand. Mit Worten ist so ein Erlebnis kaum zu beschreiben. Seit Jahrtausenden kommen diese Tiere an den Strand, graben ein etwa 80 cm tiefes, rundes Loch in den weichen, weissen Sand, legen sich darüber, um wie in Hypnose an die 100 bis 120 weisse Eier zu legen, es anschliessend zu verscharren und wieder zurück ins Meer zu krabbeln. Dieses Schauspiel gilt es zu schützen für kommende Generationen. Mit tatkräftiger Unterstützung, nicht nur der Einwohner Tortugeros sondern der ganzen Welt, besteht eine Chance, die grossen Meeresschildkröten vor dem Aussterben zu retten. Wir alle haben die Pflicht, alles daran zu setzen und nichts unversucht zu lassen! Im Nationalpark von Tortugero hat dieser Kampf eine ganz wichtige Funktion im Überlebenskampf der Leder- und Suppenschildkröten eingenommen. Wie man sieht hat damit ein Tourist alleine durch sein Erscheinen aktiv was geleistet für den Tier- und Umweltschutz. Mit dem richtigen und korrekten Verhalten hat ein jeder die Möglichkeit, einen Teil dazu beizutragen. Was er als Erinnerung dafür mit zurück auf die 80 km Kanalfahrt hinunter nach Puerto Limon nimmt, ist mit Geld kaum auf zu wägen. So kann Natur- und Umweltschutz zu einem interessanten Reiseerlebnis werden.