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Andenreise durch Peru, Bolivien und Chile

5. Teil: Von San Pedro de Atacama nach La Paz

Wie die Sonne heute Sonntagmorgen ihre ersten Strahlen auf eine der trockensten Wüsten der Erde schickt, der Atacama im Norden Chiles, beginnt die zweite Runde im Kampf gegen den Grenzposten, für unseren Toyota, der die Nacht dort in der Einsamkeit von San Pedro de Atacama verbringen musste. In La Paz wird eiligst ein Notar gesucht, der notariell beglaubigt, dass wir rechtmässig unterwegs sind, dass kein Diebstahl Grund für unsere Reise nach Chile ist. Das alles dauert und dauert da ja noch Sonntag ist und somit alles geschlossen hat. Da der Jeep in einem jämmerlichen Zustand ist, gezeichnet von Wüste, Staub und Dreck, bitte ich den Grenzbeamten uns zu erlauben ins Dorf zu fahren um zu waschen, aufzutanken, Öl nachzufüllen, einfach das Nötigste damit gleich Montag in der Früh losgefahren werden kann. Als Pfand wird mein Reisepass offeriert. Unbegreiflich kommt zur Antwort, ich solle eines der zwei Taxis, die es im Dorf gibt organisieren, zum Fluss fahren, mit Flaschen oder was auch immer Wasser holen und das Auto hier an der Grenze waschen, er könne die Erlaubnis den Wagen zu bewegen nicht geben. Die Aktion mit dem Taxi ist gestorben, bevor auch nur ernsthaft darüber nachgedacht wird. So heisst es warten auf La Paz, dass sie das Papier an die Grenze faxen.

Atacama Wüste
Atacama Wüste / Nordchile

Inzwischen haben die vier "Andenreisler" ihren freien Tag in der Wüstenoase San Pedro genossen. Langweilig sei es hier bestimmt nicht, wie beim Nachtessen erzählt wird. Mit Mountainbikes und zu Fuss durch die Wüste. Für jeden Geschmack sei was zu bekommen hier in San Pedro de Atacama. Irgendwann nachmittags trifft dann auch der Fax aus La Paz ein und das ganze nimmt doch noch ein gutes Ende. Das erste Ziel in der neuen und gleichzeitig letzten Woche der Andenreise heisst Iquique direkt am Pazifik. Die Strecke von San Pedro in dieses eben genannte Iquique ist einfach zu beschreiben, Wüste, Wüste und nochmals Wüste. Schon beinahe langweilig würden wir da nicht selbst für etwas Unterhaltung sorgen. Voll getankt verlassen wir San Pedro, in Calama passieren wir die letzte Tankstelle, wie festgestellt wird als die Tankuhr sich dem Nullpunkt nähert, laut Karte fehlen immer noch über 100 km bis zur nächsten Tankmöglichkeit. Alle waren in der festen Überzeugung, dass noch mindestes eine Tankstelle kommt. Guter Rat ist somit teuer. Bald mal sollte eine Ortschaft auftauchen am Strassenrand, jedoch ist auf der Karte keine Tankstelle eingezeichnet dort. In der Hoffnung, dass uns jemand etwas zum tanken verkaufen kann, wird das Dorf etwas abseits der Strasse angefahren. Am Dorfeingang vor einer alten, weissen Brücke wird halt gemacht, da nicht sicher ist ob die Brücke das Auto tragen wird, mache ich mich zu Fuss ins Dorf auf der Suche nach Benzin für den Toyota. Die ersten paar Häuser sind alle verlassen, eingeschlagene Fensterscheiben, verbarrikadierte Eingänge, eine geisterhafte Stimmung umschliesst mich, mitten in der endlosen Wüste. Weiter Richtung Zentrum ist eine ältere Frauenstimme zu vernehmen, eine alte Frau öffnet auf Zurufen die Türe. Etwas erstaunt begutachtet sie den Fremden, meine Geschichte, dass wir noch mit einer Tankstelle auf dem Weg gerechnet hätten, nimmt sie kopfschüttelnd entgegen. Für mich sei es auch das erste Mal, dass ich hier durchkomme gebe ich zur Antwort und so ist sie bereit weiterzuhelfen. Es gäbe eine Tienda (Tante Emma Laden) an der Plaza, wo Benzin ab Fass verkauft werde, ob sie jedoch was an Lager hätten, könne sie nicht versprechen. Dort angekommen wird zur Antwort gegeben, dass wegen der grossen Preisschwankungen der letzten Zeit sie kein Benzin mehr verkaufen würden. Wir sollen am Grenzposten etwa 10 km weiter nördlich es versuchen, die hätten manchmal was in Reserve. Die gemachten Erfahrungen mit chilenischen Grenzposten lassen eher verhalten positiv diesen Ort anfahren. Und so kommt's wie es kommen muss. Es täte ihnen ebenfalls Leid, nichts an Lager. Das nächste Mal sollte doch besser in Calama getankt werden. Was aufs Wort versprochen wird. So stehen wir auf der Strasse mitten in der Wüste bei Sand, Sonne und Wind, halten Rat, wie diese missliche Lage wohl gemeistert werden kann. In der Ferne taucht ein Tanklastwagen auf. Ein neuer Hoffnungsschimmer keimt auf, wie der Laster bei uns eintrifft wird gefragt, ob nicht er helfen könne. Auf einer Leerfahrt sei er unterwegs, kommt zur Antwort. Mit dem Vorschlag, dass wir fahren sollten so lange bis auch der letzte Tropfen Benzin aufgebraucht sei, für den Rest würde er uns an den Hacken nehmen und Abschleppen bis an die Tankstelle. Mit dieser Idee überzeugt er uns. So wird gefahren bis es soweit ist. Ganz anständig wie abgemacht fährt er vor, das Seil wird befestigt und weiter kann die Fahrt gehen hinten am Tanklaster ohne Benzin. Leider fährt der Gute viel zu schnell so das diese Aktion abgebrochen werden muss. Durch Hupen versucht Francisco ihn zu stoppen. Es wäre unverantwortlich gewesen so weiter zu fahren. Der Jeep wird los gemacht, mit einem Reservekanister begebe ich mich in die Fahrerkabine und fahre mit ihm zur Tankstelle, anschliessend mit dem nächsten Fahrzeug wieder zurück. Mit vollem Benzinkanister nehmen mich die Fünf wartenden in der Wüste mit voller Freude in Empfang. So kann man sich das Leben auch selbst schwer machen, in der Wüste ohne Benzin und das im Beisein einer Tankstelleninhaberin in der Schweiz. Peinlich Peinlich!!

Iquique - Chile
Angekommen in Iquique / Chile Foto: T. Zaugg

Nach einem unvergesslichen Tag in der Wüste, mit und ohne Benzin wird Iquique an den Stränden des Pazifiks doch noch erreicht. Bevor es am nächsten Morgen weitergeht in Richtung Norden, gilt ein Besuch dem zollfreien Einkaufspark von Iquique, ganz interessant was hier so alles zu sehen und erst zu erstehen ist. Diese Zonen sind eingerichtet, um den weit von der Hauptstadt liegenden Orten, Santiago de Chile liegt fast 2000 km südlich von hier, etwas an Attraktivität zu verleihen. Am Nachmittag sitzen wir ein weiteres Mal im Auto, nordwärts nach Arica lautet das Motto. Die Strasse umgeben von Wüste, Gesteinsbrocken und Sand, Windhosen in Reih und Glied aufgereiht wirbeln den lockeren Sand weit in den dunstigen Himmel empor. Winde peitschen seitlich über die Strasse, weder ein Grashalm noch sonst ein Lebewesen ist zu sehen. Die einzige kleine Abwechslung bieten die zahllosen Kreuze am Strassenrand, stumme Zeugen vergangener Unfälle. Von der Hochebene durch drei gewaltige Canyos, nach 300 km ist Arica, wiederum an den fischreichen Stränden des Pazifiks ganz im Norden Chiles erreicht. Was hier auffällt, ist die atemberaubende Brandung des Pazifiks, noch nie habe ich solche Wellen gesehen. Haushoch donnern sie auf den felsigen Strand, direkt vor dem Hotel in dem wir Quartier bezogen haben, an baden ist so nicht zu denken.. Eine traurige Nachricht ereilt uns hier in Arica aus La Paz. Der Grossvater von Francisco musste heute Morgen mit Verdacht auf eine Hirnblutung ins Spital eingeliefert werden. Somit muss Francisco sich von der Gruppe verabschieden und den Heimweg nach La Paz schon heute Nachmittag alleine antreten. Das letzte Stück der Andenreise zurück von Arica in Chile nach La Paz in Bolivien bewältigen wir ein Tag nach Francisco in einem Reisecar. Nochmals eine unvergessliche Fahrt über die Andenkette, zwischen den weissen 6000er hindurch zurück aufs Altiplano.

Lauca Nationalpark
Von Arica durch den Lauca Nationalpark nach La Paz

Den höchsten Berg Boliviens bekommen wir aus nächster Nähe zu sehen. Den Gipfel in eine Wolke verhüllt präsentiert sich der 6542 m hohe Sajama bei sonst schönstem Wetter. La Paz die letzte Station auf der Andenreise wird am späteren Nachmittag erreicht, vier Wochen waren wir nun auf Reisen vom Schnee in den Dschungel, vom Meer in die Wüste und von Millionenstätten in kleinste Dörfchen. Haben viel gesehen, durften einzigartiges erleben, ein jeder von uns wird unvergessliches in seinen Gedanken behalten können. Doch etwas fehlt noch auf der Andenreise, Chacaltaya der in Metern gemessene Höhepunkt der Reise. Dazu brechen wir früh morgens auf, ein letztes Mal im Toyota geht's schon um 7 Uhr los. Das höchstgelegene Skigebiet der Welt wartet. Das Frühaufstehen beschenkt uns mit einer wunderbaren Fernsicht, auf sagenhaften 5420 m. ü. M. Alle schaffen den Aufstieg ohne grössere Probleme, sogar Kathrin die ihre Wanderschuhe im Hotel vergessen hat. So sind wir die Ersten heute Samstag in der Früh, die den Gipfel erreichen, und haben somit die ganz andiene Bergwelt hier oben für uns alleine. Auch die Flasche Champagner die sich in meinem Rucksack befindet kommt mit auf die 5420 m. ü. M. und wird hier geköpft. Damit geht die Reise hier oben in dünner bolivianischer Andenluft mit einem Schluck Champagner dem Ende entgegen. Was als Allerletztes wartet ist ein Abschiedsessen in La Paz, der Transfer am Sonntag aufs El Alto zum Flughafen wo die vier Andenreisler die lange Heimreise über Brasilien und Frankreich zurück in die Schweiz antreten. Ich verbleibe noch für eine Nacht hier in La Paz, bevor es Morgen weiter nach Puno, Lima und später Kuba geht.

Chacaltaya - Bolivien
Chacaltaya - Bolivien / Linda, Theres, Hans u. Kathrin. Auf dem "Höhepunkt" der Andenreise.

Zum Schluss möchte ich mich bei allen die mir behilflich waren, bei der Organisation und der Durchführung hiermit mein rechtherzliches Dankeschön äussern. Vielen Dank und auf ein Wiedersehen.

Natürlich gilt mein Dank auch den vier "Andenreisler", es waren 4 wunderbare und unvergessliche Wochen mit euch in Peru, Bolivien und Chile.

Markus Mathys