Reisebericht Privatreise Südperu und Manu - Mai 2016

Zuerst gilt unser Dank Markus Mathys für die hervorragende Organisation unserer 3-wöchigen Peru-Reise. Alles auf hohem Niveau: die Reiseleiter und Fahrer, die Beförderungsmittel, die Hotels und die Ausflüge und Besichtigungen nach unseren Wünschen. Wir hatten als Ehepaar im Alter von 55 Jahren (jeder) eine private Rundreise durch den Süden Perus mit deutschsprachiger Reiseleitung gebucht. Doch von Anfang an:

Samstag, 14.05.2016

Es beginnt in Lima mit einer Verspätung unseres Fluges von 2 Stunden um 7:00 Uhr. Geduldig hat Jorge, unser Fahrer auf uns gewartet und die Tour kann beginnen. Geld wird am Flughafen getauscht, nun fehlt nur noch Wasser zum Trinken für unterwegs. Kein Problem. Zunächst sind wir nicht so glücklich darüber, dass Jorge nur spanisch spricht, aber mit der Zeit haben wir uns gut arrangiert – mit Händen und Füßen und ein paar Brocken, die man eben so kennt. Er ist ja unser Fahrer für die nächsten 5 Tage.

Kurze Zeit später gesellt sich unsere deutschsprachige Reisebegleitung Nelly dazu, sehr agil und gesprächig. Wir reden über Land und Leute, aber auch über die Familie und die Sorgen der Menschen. Einziger Besichtigungspunkt: die Ruinen von Pachacamac. Einstmals ein Orakel, ein Tempelbezirk mit Bauwerken aus unterschiedlichen Epochen. Ein gut sortiertes Museum, eine erste kurze Wanderung an den Lehmziegel-Pyramiden und viel interessantes über die Vor-Inka-Epochen stehen auf dem Programm. Schnell geht der Vormittag dahin und Nelly verabschiedet sich (wir hätten nicht gedacht, dass wir sie am Ende unserer Reise wiedersehen würden).

Dann geht es mit dem sehr komfortablen Toyota RAV4 mit Jorge auf die Panamericana, die berühmte Küstenstraße. Es ist schwer für uns Deutsche, die wir so gern schnell fahren und kein Tempolimit kennen, zu akzeptieren, das es auf einer 4-spurigen Autobahn ohne viel Verkehr mit 90 km/h so dahingeht. Jorge macht uns begreiflich, dass PKW maximal 100 km/h und er als „Touristentransporter“ nur 90 km/h fahren dürfen. Irgendwann haben auch wir uns daran gewöhnt. Jetzt wissen wir auch, wie die veranschlagten Zeiten bei den Streckenberechnungen zustande kommen.

Unser nächstes Ziel ist die Wüstenoase Huacachina in der Nähe von Ica. Um 16:00 Uhr treffen wir dort ein, die Flugverspätung macht sich bemerkbar. Unser Mittagessen, welches wir allein (der Zeit wegen) auf derTerrasse des Hotels „Mossone“ am Seeufer einnehmen dürfen, ist ein vielseitiges Buffet. Kurz darauf treibt uns Jorge an, es wäre Zeit für die Sandbuggy-Fahrt. Gut, dass er das macht, es ist die letzte Tour für heute und alle warten schon auf uns. Erstmal temporeich mit dem Allradgefährt über hohe Dünen. Dann mit umgebauten Snowboards bäuchlings mit vollem Speed die steilen Hänge bis 300 Meter hinunter. Vorher wird vom Fahrer auch noch gewachst. Ein riesiger Spaß. Wir sind mit Abstand die ältesten Teilnehmer, fühlen uns aber unter den jungen Leuten aus aller Welt sehr wohl. Inklusive sind natürlich der Sonnenuntergang in der Wüste und ein tolles Abschlussfoto mit Ausblick auf die Oase.

Dann geht es nochmal 2 Stunden bis nach Nazca. Da es schon dunkel ist, fallen die Aussichtsplattform an den Nazca-Linien und das Maria Reiche Museum aus. Aber eigentlich freuen wir uns ja vor allem auf den Flug..... Unterwegs kommt dann ein Anruf von der Solemar-Agentur in Lima, der geplante Überflug über die Nazca Linien sei am nächsten Tag um 13:00 Uhr. Es gruselt uns bei der Vorstellung, die lange Fahrt bis nach Arequipa erst am Nachmittag beginnen zu können. Ich muss mein ganzes Englisch hervor kramen und alle Überredungskünste einsetzen, um die Dame am anderen Ende der Leitung davon zu überzeugen, dass wir damit gar nicht einverstanden sind, dass der Plan ganz anders war und wir ja auch schon vor gut einem halben Jahr gebucht hatten. Es at geholfen. Kurze Zeit später kommt der Rückruf: Morgen Abfahrt im Hotel 6:00 Uhr und ein ganz früher Flug!

Das Hotel „Casa Andina Classic Nazca“, zentral, sehr solide mit schönem Innenhof. Zum späten Abendessen gegen 21:00 Uhr bekommen wir dann unsere erste Ceviche – immer wieder sehr leckerer roher Fisch mit Limetten, Chili, Koriander und Zwiebeln mariniert, dazu Süßkartoffeln und gerösteter Mais.

Privatreise Peru - Huacachina
Sandboarding in Huacachina - Foto zVg.

Sonntag, 15.05.2016

Am frühen Morgen um 6:45 Uhr startet unser Flug über die berühmten Nazca-Linien. Kein Wind, kein Dunst und toller Kontrast nach dem Sonnenaufgang. Wir beide in einem Kleinflugzeug mit Pilot und lokalem englischsprachigen Guide, der uns alle Figuren zeigt und manche auch zweimal umkreisen lässt – super! 

Nach dem Frühstück im Hotel geht es mit Jorge wieder auf die Piste. Der größte Ritt mit über 600 Kilometern steht auf dem Tagesplan, veranschlagt sind 10 - 11 Stunden. Wir haben Nazca in Richtung Arequipa schon verlassen, da kommt erneut ein Anruf vom Büro aus Lima, wir sollen doch noch das Maria-Reiche-Museum besuchen. Das würde bedeuten, nochmals in die entgegengesetzte Richtung zu fahren mit einem Zeitverlust von mindestens 2 Stunden. Wir hatten schon Filmberichte über Maria Reiche gesehen und auch vieles gelesen, sodass wir uns gegen das Museum und für eine zeitigere Ankunft in Arequipa entscheiden. Und das ist gut so. Es geht durch verschiedene Wüstenlandschaften und entlang der Pazifikküste. 

Die sehr schöne Panamericana ist lange nicht mehr 4-spurig wie von Lima bis nach Pisco, schlängelt sich oft Hänge hinauf und wieder hinunter und unzählige LKW erschweren das Vorankommen. Allein die Einfahrt nach Arequipa dauert aufgrund hohen Verkehrsaufkommens eine gute Stunde. Jorge schafft es dennoch in gut 9 Stunden inklusive etlicher Fotostopps, einem Halt zur Olivenverkostung in Yauca (wir haben bisher kaum größere Exemplare gesehen) und dem geplanten Mittagessen (Buffet – sehr lecker und vielseitig, mit ruhigem Garten). 

Das „Casa Andina Private Collection Arequipa“ in einem alten Palast ist eines der besten Häuser am Ort und liegt so zentral, dass man in wenigen Minuten die Plaza de Armas erreicht. Nun sind wir das erste Mal in der Höhe (2500m). Unser Problem ist nicht Schwindel, Kopfschmerz, Luftnot oder der Kreislauf sondern Diarrhö, nicht beeinträchtigend aber störend. Wichtiger Tipp für alle: „Mate de Coca“, von Anfang an und regelmäßig. Den gibt es in fast allen Hotels und Restaurants gratis.

Abends ist die Restaurant-Suche erschwert, da gerade ein großer internationaler Kongress in Arequipa stattfindet, und viele gute Restaurants reserviert sind. Wir landen auf dem Hauptplatz auf einer Dachterrasse mit tollem Ausblick. Vorsicht, die Portionen sind allgemein riesig und ein 3-Gänge Menü ist eigentlich nicht zu schaffen. Die Kreolische Suppe ist hervorragend (auch vollkommen ausgereichend). Danach unser erstes Alpaka-Steak auf süßem Milchreis mit Marmelade. Alpaka geht besser (wissen wir jetzt), die Beilage muss man schon mögen! 

Privatreise Peru - Nazcaüberflug
Überflug über die Nazcalinien - Foto zVg.

Montag, 16.05.2016

Am Morgen ist frei, wir schauen uns Juanita die „Eisprinzessin“, eine der besterhaltenen Mumien, im Museo Santuarios Andinos an. Ist schon sehr beeindruckend.  Allerdings kommt man ohne englischsprachigen Guide nicht durch das Museum und der erklärt jede Tonscherbe.

Um 11:00 Uhr treffen wir dann Margot im Hotel, die in peruanischer Art munter mit uns schwatzt, über das Land, die Stadt, die politischen Verhältnisse und über Privates – sehr angenehm. Zunächst ein Mittagsmenü in einem schattigen Garten im "Sol de Mayo" mit Rocoto rellenos (scharfe gefüllte Paprika) und Lomo saltado (in Chili, Knoblauch, Zwiebeln und Tomaten sautierte Rinderfiletstreifen). Danach ein paar schöne Aussichtspunkte mit Blick über die Stadt und die umliegenden Vulkane (Jorge hat uns wieder gefahren). 

Sehr beeindruckend finden wir das Monasterio Santa Catalina mit seinen Farben weiß, rot, blau und orange, den beschaulichen Gassen und Plätzen, den Kreuzgängen und Fresken, den Schlafgemächern und Küchen und der Wasserversorgung sowie der Lavanderia (Gemeinschaftswäscherei). Eine Stadt in der Stadt. So etwas hatten wir bisher nicht gesehen. 

Zum Schluss nochmal die Plaza de Armas mit klassizistischer weißer Kathedrale, deren Front sich über die gesamte Breite des Platzes erstreckt. Und die Besichtigung der Jesuitenkirche La Compania mit der sehenswerten knallbunten Kuppel. Im Kreuzgang haben sich mittlerweile Alpaka-Mode-Geschäfte eingenistet.

Im Museo del Pisco, einer Bar, lassen wir uns genau erklären, wie man einen Pisco Sour mixt, denn wir sind die ersten Gäste. Für den Abend hatten wir im empfohlenen "Chincha por Gaston Acirio" reserviert und bestellen die Flusskrebse als Eintopf und als Risotto. Sollte man in dieser Stadt mal probiert haben. Das „Hatunpa“, ein reines Kartoffelrestaurant, ist leider ausgebucht.

Privatreise Peru - Strasse Nazca - Arequipa
Strasse von Nazca nach Arequipa - Foto zVg.

Dienstag, 17.05.2016

Nach dem Frühstück geht es mit Margot und Jorge in Richtung Colca-Canyon, vorbei an den schneebedeckten Kordilleren der Umgebung (ein Vulkan raucht sogar – aber das ist wohl immer so).  Auf einem Hochplateau durchfahren wir die "Zona de Vicuñas", wo wir kleinere und größere Gruppen dieser wilden Lamas beobachten können.

Zwischenstop auf einen Inka-Tee. Dann gibt es endlich für mich die lang ersehnte Mütze aus Baby-Alpaka-Wolle. Lamas und Alpakas am Straßenrand und dann zum 4910 Meter hohen Patapampa-Pass, da wird die Luft dann wirklich dünn. Soweit das Auge reicht Steinpyramiden, wir tragen auch etwas dazu bei. Und ein grandioser Ausblick auf die Vulkankette. Es ist sonnig, aber ohne Jacke und Mütze geht es nicht.

Vorbei geht es an bescheidenen Anwesen und immer wieder tauchen Lama- und Alpakaherden auf. Die spärliche Vegetation reicht offensichtlich für die Tiere als Futter aus.

Von nun an geht es bergab in den Colca-Canyon. Mittagspause in Chivay im „Balcon de Zaccharias“ (leider ohne Balkon) mit Buffet und traditioneller Musikgruppe – übrigens sehr gut und ohne „El Condor Pasa“, obwohl es hier ja nun wirklich gepasst hätte. Nach dem Essen planmäßig zweimal zur Toilette. Das genügt für einen Bummel über den Markt des Ortes. Margot zeigt uns unzählige Sorten Kartoffeln, getrocknet oder frisch, Mais von weiß über gelb, rot, violett bis schwarz und andere einheimische Grundnahrungsmittel. 

Dann ab zur „Colca Lodge“ und noch genügend Zeit zum Relaxen. Die Lage direkt am Colca-Fluß tief in der Schlucht ist einmalig. Ebenso das Bad in den Thermalbecken mit unterschiedlichen Temperaturen – der 80°C Pool ist vorsorglich gesperrt! Das Objekt ist erste Wahl, wenn man dort hin kommt. Um diese Jahreszeit wird es nachts schon empfindlich kühl. Aber Elektroradiator und Wärmflasche im Bett helfen sehr.

Privatreise Peru - Arequipa
Plaza de Armas in Arequipa - Foto zVg.

Mittwoch, 18.05.2016

6:30 Uhr geht es los zum Cruz del Condor. Zunächst ein Abstecher auf die Plaza de Armas von Yanque mit netter Kolonialkirche. Auf dem Platz zeigen Indios einen Partnertanz zu vollkommen übersteuerter Musik aus einer Box. Ein paar Frauen posieren für Fotos mit Lamas und Falken. Alle Touristen, die den Kondor sehen wollen, sind schon da, es scheint in Kolonne weiter zu gehen. Mehrere Aussichtspunkte laufen wir an. Fotomotive sind die wunderschönen Terrassen im Colca-Tal. Aber im Hinterkopf bei uns nur der größte flugfähige Vogel der Welt, alles andere hat Zeit. Um 9:00 Uhr ist der Flug zu erwarten, so hören wir von Margot. 20 Minuten vorher sind wir da, alles perfekt, in der ersten Reihe. Das erste Foto: 5 Kondore hocken auf einem Felsvorsprung.

Zuerst ein Adler, ein Falke und dann die größten Geier. Sie ziehen ihre Kreise. Aber so nah wie versprochen kommen sie uns nicht. Der Wind ist heute nicht so günstig, sagt Margot. Ein Highlight zwischendurch: Jorge ist zum ersten Mal in seinem Leben im Colca-Canyon, er kennt keine Absperrung. Für ein Foto vom Kondor klettert er auf die vorderste Felsklippe! Wir wechseln den Platz, etwas tiefer. Dort kreisen 5 wunderschöne Exemplare schon deutlich flacher über unseren Köpfen, besonders ein so schön gefärbter männlicher Vogel. 

Margot drängt zum weitergehen, da wären noch ein paar Aussichtspunkte und Dörfer bis zum Mittag zu schaffen. „Nein hier sind doch die Kondore!“ Wir verzichten verbal auf das Mittagessen. Dann kommt Jorge angerannt, er hat einige Vögel entdeckt, die gerade eine tote Kuh „verspeisen“. 

Die Fotos sind grandios, leider nur weibliche Vertreter der Gattung. Dann sitzen wir wieder im Auto (zu früh?) und sind unterwegs zum nächsten Mirador – eigentlich der allerschönste Blick auf die Collagua-Terrassen. Dann kommt die Entschädigung: ein junger männlicher Kondor zieht seine Bahn direkt vor der Wahnsinnskulisse und dann über unseren Köpfen. Alles gut!

Noch eine nette koloniale Kirche im Dorf Maca, ein Mittagsmenü im „Alpaka Chef“ (sehr empfehlenswert) und schon heißt es Abschied nehmen von Margot und 300 Kilometer mit Jorge nach Puno am Titicacasee. Unterwegs noch ein Pass auf 4528 Metern und die Flamingos der Laguna Lagunillas. Mit Einbruch der Dunkelheit kommen wir im „Casa Andina Private Collection Puno“ an. Es liegt sehr schön am Ufer in 3800 Metern Höhe mit einem tollen Ausblick auf die Puno-Bucht. Hier heißt es „Adios“ zu Jorge.

Privatreise Peru - Kondor
Flug des Kondors - Foto zVg.

Donnerstag, 19.05.2016

Sonnenaufgang über der Bucht, ein paar Wasservögel, auch ein Flamingo, Moorhühner schlittern auf dem Eis am Ufer – richtig: Eis! Nach dem Frühstück werden wir um 7:00 Uhr mit dem Boot vom hoteleigenen Steg abgeholt.

Unser Ziel ist die private Insel Suasi, unser Reiseleiter heißt Pepe – diesmal alles auf englisch. Ein paar Schleierwolken können der Sonne nichts anhaben. Es wird wärmer. Durch den Schilfgürtel erreichen wir die schwimmenden Inseln der Uros – eine andere Welt, aber mit viel Tourismus. Farbenfroh und interessant:– Aufbau der Inseln, das Leben dort, Schilfbootfahrt, ein kleiner Einkauf, ein Inka-Tee, Abschied von den Uros. 

Zweiter Halt ist die Insel Taquila. Dort stricken die Männer, weben die Frauen. Diesmal scheint es weniger touristisch, nur die Leute vom Boot nach Suasi an einem Ort. Aber es gibt sicher mehrere Anlegestellen. Ein Gang ins Innere der Insel auf einen Berg mit Aussicht ist nicht drin, die Zeit zu knapp. Ein Franzose diskutiert mit Pepe, kann ihn aber nicht überzeugen.

Und schon geht es weiter über den offenen See. Am Horizont die schneebedeckten Berge von Bolivien. Kurz nach Mittag kommen wir auf Suasi an. Ein Idyll im großen See, Natur pur, alles schlicht gehalten und doch ein Hauch von Luxus. Nach dem Mittagessen im Garten gehen wir zum Steinstrand. Das lassen wir uns doch nicht nehmen – ein Bad muss sein!!! Die anderen Hotelgäste sagen: „ Das machen nur die Deutschen.“ Es ist herrlich (und kalt). Am späten Nachmittag eine Gruppenwanderung auf einen Berg mit Aussicht (da hatten wir ihn) zum Sonnenuntergang – ein Traum. Dann sinkt die Temperatur rapide. Abends im Hotelzimmer heizt uns Pepe den Ofen an!

Privatreise Peru - Titicaca See
Fahrt über den Titicaca See zur Suasi Insel - Foto zVg.

Freitag, 20.05.2016

Mal ein bisschen ausschlafen, Entspannung steht im Vordergrund! Am Vormittag eine Bootstour rund um die Insel, mit Pepe auf „Bird watching“. Sehr beruhigend, auch wenn die Wasservogelwelt auf dem Titicacasee der unseren doch sehr ähnelt. Dann Kajak-Tour auf dem See. Da sind wir firm, das Boot ist sicher und lässt sich gut steuern. Zwei junge Frauen aus Indien geben nach einer viertel Stunde im Schilfgürtel auf. Nach 90 Minuten müssen auch wir an Land, die Sonne brennt unbarmherzig auf 3800 Metern. Nachmittags noch das Inselmuseum, in Ruhe ein paar Tiere beobachten: Vicuñas, Alpakas, Viscachas und vor allem die Riesenkolibris. Und nochmal ein Sonnenuntergang, diesmal in Decken gehüllt im Liegestuhl im Hotelgarten.

Privatreise Peru - Riesencolibri
Riesenkolibri auf der Suasi Insel - Foto zVg.

Samstag, 21.05.2016

Ein leichtes Frühstück und um 7:00 mit dem Schlauchboot in Begleitung von Pepe ans nahe Ostufer des Sees. Dort wartet ein Kleinbus mit Fahrer und Guide für die 450 km lange Fahrt nach Cusco auf uns. Das Auto ist viel zu groß für uns und die Sitze auch nicht ganz optimal, aber für einen Tag in Ordnung. Zunächst am Nordufer des Titicacasee nach Juliaca und dann durch die Anden ins Urubambatal. Unterwegs wechseln Landschaft und Vegetation sich ab. 

In Pucara sehen wir die Überreste einer Prä-Inka-Pyramide aus der Ferne und besuchen ein kleine Museum mit Fundstücken. Die Stadt ist Keramikzentrum und auf den Dächern stehen überall tönerne Stiere, die Wappentiere Pucaras.

Neben der Straße tauchen immer wieder die Schienen der Andenbahn auf, auch ein blauer Zug kommt uns mal entgegen. Es geht hinauf zum Abra la Raya Pass auf 4312 Metern mit einem tollen Blick auf die Gletscher der Andengipfel.

Bis dahin gibt es noch Lamas und Alpakas zu sehen. Danach wird es flacher, die Vegetation üppiger und alles viel grüner. Hier werden Schafe und Rinder gehütet. Die Häuser sind nicht mehr mit Gras gedeckt sondern mit Lehmziegeln, wir kommen Cusco immer näher. Im Tal rauscht der Urubamba-Fluss.

Ein sehr interessanter Abstecher zu den Inka-Stätten von Raqchi schließt sich an. In den Ruinen einer rechteckigen Kleinstadt sieht man, wie schmal die Gassen sind (nur für Lamas und nicht für Wagen) und dass in zahllosen runden kühlen Speichern Lebensmittel gelagert wurden. Ein großer Tempel, Wasserversorgung und Anschluss an den Inka-Trail gehören dazu.

Die Barockkirche des Heiligen Petrus in Andahuaylillas, auch bekannt als Sixtinische Kapelle Amerikas, ist eine der schönsten, die wir sehen in Peru mit den Gemälden der Cusco-Schule, wenig touristisch ist sie allerdings nicht (mehr), alle Busse und sonstige Besuchergefährte, die wir auch schon beim Mittagessen vor einem Buffet-Restaurant „Feilphon“ gesehen hatten, rangieren auf der Plaza.

Am späten Nachmittag haben wir uns durch den Verkehr in die historische Altstadt zum „Novotel Cusco“ im Palast des ehemaligen Stadtkommandanten durchgekämpft. Unser Kolonialzimmer liegt in der ersten Etage direkt am überdachten Innenhof. Jederzeit weiterzuempfehlen! 

Ein kurzes Meeting mit Frieda (englischsprachig) vom Büro in Cusco eröffnet uns die Pläne für die nächsten Tage. Auf meine Frage, wir hätten doch deutschsprachig gebucht, wurde ich beruhigt: „Tomorrow“. Zum Abendessen hatten wir uns das „Sumaqcha“ ausgesucht, weil es im Internet für sein Cuy (Meerschweinchen) empfohlen wird. Gemütlich, offener Kamin, supernette Bedienung und zwei Arten Cuy auf der Karte: Cuy chactado (zwischen zwei heißen Steinen gegart – ist dann ganz platt) und Cuy al horno (im Ofen gebacken). Wartezeit eine Stunde. Unser Fehler: wir wollen beides probieren und bestellen jeder ein ganzes. Als Beilage gibt es Kartoffeln und, man glaubt es kaum, Recoto relleno dazu. Chactado war lecker, al horno nicht richtig weich und irgend etwas schmeckt vor – ist wahrscheinlich Huacatay, ein peruanisches Lieblingsgewürz. Da hilft nur ein Schnaps vom Chef, den es dann auch gibt. 

Vor der Kathedrale eine Prozession, maskierte Träger einer Heiligenfigur rennen förmlich in das Gotteshaus. Am nächsten Tag erfahren wir mehr dazu.

Privatreise Peru - Raqchi
Inkatempel von Raqchi - Foto zVg.

Sonntag, 22.05.2016

Morgens ist nach dem Frühstück Treffen mit Frieda. Sie stellt uns Javier vor, welcher uns die nächsten Tage begleiten wird. Er hat die Tickets für Cusco, das Heilige Tal und Machu Picchu dabei. Ute lässt die Vormittagstour aus – Cusco liegt auch 3300 Meter hoch - oder war es das Cuy?

Zunächst geht es im komfortablen Hyundai Kleinbus aus der Stadt und den Berg hinauf. Erst der Wassertempel Tambomachay, die Rote Festung Puka Pukara und Q'enqo, eine Kultstätte für Pacha mama (Mutter Erde). Und dann zur berühmten Festung Sacsayhuaman. Hier kann man richtig erahnen, welche Künstler die Inka beim Bau solcher Anlage waren. Sie war eigentlich uneinnehmbar. Doch die Geschichte verlief anders. Am 24.Juni findet hier jedes Jahr Inti Raymi, das Sonnenfest der Inkas statt. Leider ein Monat zu früh, aber Feste gib es in Peru oft, wie wir merken. Auch die Ausblicke auf die Stadt Cusco von hier oben sind unvergesslich. Ich kann beobachten, dass auf der Plaza gerade eine Militärparade stattfindet, die Marschmusik klingt bis an mein Ohr.

Nach der Rückkehr ins Zentrum sind wir wieder komplett. Zunächst führt uns Javier durch die Gassen im Zentrum. Er versteht etwas vom Fach und seine Liebe zur Inka-Architektur spiegelt sich in seinen intensiven Erläuterungen wieder. Die Fundamente sind aus der Inkazeit, erdbebensicher und von den Spaniern nicht zerstörbar. Darauf koloniale Bauten.

Auf der Plaza de Armas verbringen wir genügend Zeit, wir staunen über die Prozession und die Tänzer aus den verschiedenen Gegenden der Anden und sogar aus dem Regenwald in ihren bunten Trachten und Masken. Parade und Prozession sind anlässlich des religiösen Festes „Qoyllur Rit'i“ (Fest des Schneesterns).10.000 meist junge Pilger holen die „Tränen Gottes“ (heiliges Wasser für die symbolische Bewässerung des Landes) aus 5.400 Metern vom Gletscher des Ausangate, so erklärt uns Javir. Es ist ein alter Indianerbrauch, der bei der Christianisierung übernommen wurde.

Anschließend ein tolles Mittags-Buffet im Restaurant „Tunupa“ mit Fensterplatz zur Plaza – großartig! Was fürs Auge und den Gaumen.

Nun spazieren wir quer über die wirklich sehenswerte Plaza de Armas, faszinierend sind die gedrechselten und handgeschnitzten Holzbalkone an den umliegenden Häusern im Kolonialstil, der Brunnen mit der Statue eines Inkakönigs, die Jesuitenkirche und natürlich die Kathedrale. Letztere besichtigen wir dann auch. Prunkvolle Altäre und Gemälde der Cusco-Schule ziehen uns in ihren Bann. Javier verabschiedet sich bis zum nächsten Morgen

Am Nachmittag gibt es einen Regenguss, aber die Temperaturen bleiben angenehm. In der Abenddämmerung unternehmen wir einen Spaziergang ins „Bario de San Blas“, einem Künstlerviertel unweit des Zentrums. Abendessen im sehr gefragten „Nuna Raymai“ mit in Schwarzbier eingelegtem Schweinefleisch – lecker!

Privatreise Peru - Cusco
Auf der City Tour in Cusco - Foto zVg.

Montag, 23.05.2016

Für unsere Fahrt nach Aguas Calientes haben wir uns jeder einen Rucksack mit dem Nötigsten für 3 Übernachtungen gepackt, die Koffer bleiben im Hotel. 

Am Morgen besichtigen wir erst den ehemaligen Sonnentempel Korichancha. Die Inka-Grundmauern haben hielten dem Erdbeben stand, das darauf errichtete Kloster und die Kirche SantoDomingo nicht. Eine imposante Vereinigung zweier Kulturen.

Mit dem Hyundai geht es in Richtung Valle sagrado – dem Heiligen Tal der Inka. Zuerst darf  Ute noch einen Blick auf die Festung Sacsayhuaman werfen, dann rollt der Wagen nach Pisac. Javier hatte uns gefragt, ob wir den Touristenmakt in Pisac besuchen wollen, wie die Amerikaner, oder ob er mit uns lieber auf einen authentischen Markt gehen soll, wo die Leute aus der Umgebung und sogar aus dem Regenwald ihre Waren verkaufen. Wir haben uns für Variante 2 entschieden. 

Eine Überraschung war der Besuch der Ruinen aus der Inkazeit mit den herrlichen Terrassenanlagen hoch über der Stadt. Das ist einen Abstecher wert. Zum ersten Mal in Peru mussten wir auf Grund des Ansturms einer Touristenkarawane folgen.

Zum Mittagessen gibt es wiedermal ein sehr ansprechendes Buffet im Garten eines ehemaligen Klosters, dem Hotel „Sonesta Posadas del Inka“ in Yucay. Die geschmackvolle Anlage mit vielen Blumen und kleiner Kirche lädt zum verweilen ein.

Auf dem Weg nach Ollantaytambo zeigt uns Javir dann noch eines der verrücktesten Hotels weltweit, die „Sky Lodge“. Das sind drei in schwindelerregender Höhe an eine Felswand montierte gläserne Wohnkapseln, die nur über Seile zu erreichen sind – atemberaubend!

Am Bahnhof von Ollantaytambo angekommen, besteigen wir den Zug nach Aguas Calientes und nehmen unsere Plätze im 1.-Klasse-Panoramawagen ein. Die Fahrt dauert ca. 90 Minuten. Die Schienen schlängeln sich entlang des Urubambaflusses. Zunächst karge Hochgebirgsvegetation und schneebedeckte Gipfel. Dann ändert sich die Vegetation schlagartig und wir sind im Bergnebelwald. Bei Ankunft regnet es, hört aber gleich wieder auf. Eine Dame vom Hotel „Inkaterra Machu Picchu Pueblo“ holt uns ab. Die Anlage ist der Wahnsinn: Mitten im Urwald stehen Häuser mit den verschiedenen Zimmern. Verschiedene Vögel umschwirren uns, inklusive Kolibris. Ein reetgedecktes Restaurant liegt zwischen den Gleisen, die Züge rattern vorbei. Komplettiert wird die Lodge durch 3 Pools: 2 Thermalbecken und ein eiskaltes mit Quellwasser (die Deutschen sind natürlich dort hinein gesprungen). Im offenen Kamin unseres Zimmer habe ich abends aus den vorhandenen Materialien ein Feuer entfacht. Für morgen sagt die Wetter-App Wolken und Regen an.

Dienstag, 24.05.2016

4:30 Uhr aufstehen, 5:00 Uhr frühstücken und 5:30 Uhr mit Javier zum Bus, der uns zum Weltwunder Machu Picchu hinauf bringen soll. Wir sind nicht allein. Diese Idee hatten schon etliche vor uns. Wir warten etwa eine Stunde, obwohl die Busse kurz hintereinander fahren. 20 Minuten Fahrzeit, eine kleinere Schlange an den Toiletten (drin gibt es nämlich keine!) und am Eingang. Dann der erste Blick auf die Ruinen und den Huayna Picchu. Obwohl die Sonne noch nicht über die Bergkante scheint – unbeschreiblich. Gleich ein paar Fotos, mit uns, ohne uns, mit Lama oder ohne. Dann strahlt die Sonne so lange wir oben sind, perfekt.

Sightseeing über 2 Stunden, ein Rundgang durch die Ruinen. Javier erklärt viel zu seinem Lieblingsthema: die Bauweise der Inka. Und immer wieder neue Fotoperspektiven. Javier fährt dann zurück nach Cusco und wir gehen nochmal zum Ausgang wegen der Toilette. Wer es vermeiden kann, sollte das tun. Seit den frühen Morgenstunden ist hier nichts mehr gereinigt worden.

Im zweiten Anlauf wandern wir zum Sonnentor hinauf. Wir sind auf dem Inka Trail. Wir möchten gern noch ein Stück weiter, um einen Blick ins Urubambatal und auf das letzte Basis-Camp  des Inka Trail zu erhaschen. Der Posten am Tor fragt uns, wo wir her sind, „Alemania“ antworten wir, da sagt er „o. k.“.

Für den Nachmittag haben wir eine geführte Wanderung durch den Wald unserer Unterkunft gebucht (inklusive). Verschiedene Vögel, Kolibris, Orchideen, Felsmalereien und eine Teeplantage stehen auf dem Programm. Leider sind die Brillenbären gerade zur medizinischen Betreuung.

Privatreise Peru - Machu Picchu
Besuch von Machu Picchu - Foto zVg.

Mittwoch, 25.05.2016

Heute ohne Javier und eine halbe Stunde später. Die Wartezeit ist wie am Vortag. Oben ist die Sonne schon über den Berg und die berühmte kleine Wolke am Gipfel des Huayna Picchu. Wir machen erst einmal einen kurzen Abstecher zur Inka-Brücke. Wer die Zeit hat, sollte die ca. 45 Minuten für Hin- und Rückweg einplanen.

Für 10:00 Uhr haben wir Tickets für den Aufstieg auf den Alten Berg (Machu Picchu). Das ist schon mal eine Ansage: es sind zwar nur knapp 2 Kilometer aber rund 650 Meter Höhenunterschied und alles aus Stein gehauene ungleichmäßige Stufen. Ein „bisschen“ Kondition braucht man schon. Oben sind wir eigentlich die Ältesten, atemlos, Schweiß überströmt (wie die jüngeren auch) aber stolz und beeindruckt vom Ausblick.

Nach dem Abstieg, der zwar weniger anstrengend aber nicht ganz ungefährlich ist, schlendern wir noch einmal durch die Inka-Stadt und genießen das Ambiente. Dann zieht es sich langsam zu und wir treten die Rückfahrt nach Aguas Calientes an. Erst ein erfrischendes Getränk im Ort und dann ein entspannendes Bad im Thermalbecken.

Abends geht ein kräftiger Guss nieder. Ich nehme aus der Lobby ein paar schmale Hölzer zum Anzünden des Kamins mit und ernte die ungläubige Frage, ob ich wirklich selbst Feuer machen kann. Mit den Worten „Yes I can“ lehne ich die Hilfe dankend ab.

Donnerstag, 26.05.2016

Am Morgen geht es mit dem Zug zurück nach Ollantaytambo. Dort wartet Javier, um mit uns die Festung zu besuchen, die nie fertiggestellt wurde, weil die Spanier kamen. Mittagessen im San Agustin Monasterio de la Recoleta" Hotel in einem ehemaligen Kloster in Urubamba. Es gibt wunderbare Lachsforelle und wir sind ganz unter uns.

Weiter geht die Fahrt bergan zu den Salzterrassen von Maras an den Berghängen des Tals, ein grandioser Anblick. Schon vor den Inka wurden diese genutzt. Wir wandern ein Stück durch die ca. 3000 Salinen und lassen uns von Javier einiges über die Salzgewinnung und die sozialen Strukturen der Menschen, die das weiße Gold der Anden gewinnen, erzählen.

Ein zweiter Abstecher führt uns zu den konzentrisch angelegten Terrassen von Moray, einem Agrarversuchsfeld der Inka. 

Am Nachmittag sind wir zurück im „Novotel Cusco“ und verabschieden uns von Javier, nicht ohne uns von ihm ein paar Tipps für den Abend geben zu lassen, denn heute ist Corpus Christi (Fronleichnam) und die ganze Stadt feiert. Musik und Tanz vor allem auf der Plaza de Armas aber auch in allen Straßen. Die unüberschaubare Menschenmenge wogt förmlich. Alle sind herausgeputzt in ihren schönsten Trachten. Die Touristen fallen fast gar nicht auf, so viele sind aus allen umliegenden Gemeinden gekommen. 

Wir kosten Chiriuchu, das traditionelle Corpus-Christi-Gericht in einem Hinterhof: eine kalte Speise bestehend aus geröstetem Meerschweinchen, gebratenem Huhn, Wurst, getrocknetem Rindfleisch, Landkäse, Algen, Fischrogen, einer Art Eierkuchen und gerösteten Maiskörnern. Eine Portion reicht für zwei Personen, dazu ein Liter Cusqueña Bier, köstlich.

Um 18:00 Uhr ist Briefing im Hotel für die geplante Amazonien-Tour. Frieda stellt uns Michael vor, einen jungen Mann mit peruanischer Mutter und deutschem Vater, der 11 Jahre in Deutschland gelebt hat. Er ist für die nächsten 6 Tage unser Naturführer.

Danach gehen wir noch einmal zum Fest. Es wird dunkel und die Kapellen marschieren begleitet von Tänzern über die Plaza. Immer wieder ein Halt für ein Tänzchen der Umstehenden. Alle sind fröhlich (viele auch etwas angetrunken).

Von einem Straßengrill hole ich mir noch Fleischspieße (Brochettes) mit Alpakafleisch, das beste Alpaka, das ich in Peru gegessen habe, schön medium und saftig! Ein Pisco Sour an der Hotelbar und ab ins Bett, Morgen geht es zeitig los.

Freitag, 27.05.2016

Im Morgengrauen verlassen wir Cusco. Unser Fahrer heißt Omar. In einem Van fahren wir über Pisac nach Nordosten. Bald gibt es keinen Asphalt mehr auf den Straßen. 

Im hübschen Provinzstädtchen Paucartambo machen wir halt. Hier findet jedes Jahr eines der größten Pilgerfeste Südamerikas zu Ehren der Heiligen Carmen vom 15. bis 17. Juli statt. Elemente der Inka-Kultur werden harmonisch mit christlichen verbunden. Die Trachten und Masken der Tänzer, die sich hier treffen, sind im Museum der Stadt ausgestellt. Auch die Heiligenstatue der Carmen bewundern wir aus nächster Nähe, weil sie am Vortag zu Fronleichnam aus der Kirche getragen worden war. Michael ist ganz verzückt. Er will unbedingt zum nächsten Pilgerfest hierher kommen.

Die Schotterpiste schlängelt sich weiter durch die Anden, wir beobachten Ibisse und Krarakaras. Die Vegetation wird immer spärlicher. Es geht hinauf bis zum Acjanaco-Pass. Dort oben hängen dichte Wolken. Im Juli soll die Aussicht von dort bis zum Amazonas-Regenwald toll sein. Für uns macht der sich anschließende „cloud forrest“ seinem Namen alle Ehre.

Auf dem Pass kaufen Michael und Omar von einer einheimischen Frau ein geröstetes Meerschweinchen. Wir dürfen die Wellblechhütte besuchen. In der Ecke steht ein Tonofen, in dem einige Tiere gegart werden. Verführerisch lecker, wir schlagen auch zu. Das beste Cuy, das wir in Peru bekommen haben, weich, knusprige Haut und nicht überwürzt. Leider haben wir unser Lunchpaket dann nicht mehr geschafft.

Am Acjanaco-Pass beginnt der Manu Nationalpark. Zunächst geht es an den Osthängen der Anden durch den Bergnebelwald, die Vegetation wird schnell immer dichter, die Bäume höher. Wolkenfetzen liegen darüber, so mancher auch kräftige Schauer ergießt sich und die Piste wird schlammig und rutschig. Omar chauffiert uns sicher, es ist die einzige Straße in den Regenwald. Wasserfälle stürzen von den Hängen in die Tiefe. Oft stoppen wir für Vogelbeobachtungen, unter anderem Chakalakas . Und dann ein Blick und ein Ruf von mir: „Stopp – der Felsenhahn!“ Omar setzt ganz behutsam zurück. Da sitzt er tatsächlich im Geäst unweit der Straße, knallrot, schaut rechts und links, wir schauen gebannt und etwas ungläubig. Dann flattert er davon, der Nationalvogel Perus.

Am späten Nachmittag erreichen wir die „Cock-of-the-Rock-Lodge“. Sehr schön gelegen, Holzbungalows ohne Strom, Lademöglichkeit im Haupthaus. In der Dämmerung machen wir noch einen Spaziergang in die Umgebung. Michael entdeckt ein paar Braune Kapuzineraffen. Von nun an besteht unser Schuhwerk aus Gummistiefeln, die uns der Reiseveranstalter zur Verfügung gestellt hat. Gegen Feuchtigkeit und allerhand giftiges Getier am Boden im Urwald sehr wirksam.

Beim Abendessen bemerken wir, dass hier nur 7 Gäste beherbergt werden und es sollten auch auf der gesamten Urwald-Tour nicht deutlich mehr werden. Hysterie wegen des Zika-Virus, erfahren wir. Eine Nachtwanderung schließt sich an, Ute möchte nicht; wir halten Ausschau nach Schlangen, Spinnen, Fröschen etc. 

Privatreise Peru - Cock-of-the-Rock-Lodge
Auf der Cock-of-the-Rock-Lodge - Foto zVg.

Samstag, 28.05.2016

Es hat geregnet und ist relativ kühl. Noch im Dunkeln brechen wir zum Balzplatz der Andenfelsenhähne auf. Von der überdachten Plattform kann man sie beobachten. Das Areal ist ein relativ dicht bewaldeter Hang. Heute Morgen sind es drei männliche Exemplare – zur Hauptbrutzeit im Oktober sind es wohl viel mehr. Aufgrund ihrer auffälligen Farbe sind sie durch das Astwerk immer wieder auszumachen. Ab und zu führen sie einen lustigen Balztanz auf. Ein Weibchen können wir nicht sehen, es ist unscheinbar gefärbt. Aber auf den Rückweg zur Lodge entdecken wir es am Straßenrand. Eine absolute Rarität, sagt Michael.

Nach dem Frühstück beobachten wir noch Affen und Vögel von der Terrasse, bevor es weiter geht bis nach Atalaya. Dort endet die Straße und die Fortbewegung ist nur noch auf den Fluss möglich. Vorher haben wir noch schnell ein paar Süßigkeiten für Michael gekauft. Jetzt geht es mit dem schlanken überdachten Motorboot weiter. Unser Captain heißt Nelson. Rettungswesten sind Pflicht, auch für ihn, die Sitze recht bequem. Das Lunchpaket und die kurze Überfahrt zur „Amazonia Lodge“ ist schnell erledigt.

Als wir die Zimmer beziehen, sind wir etwas überrascht. Dass Toiletten und Duschen außerhalb sind kein Problem, auch dass alles reichlich „abgewohnt“ und überholungsbedürftig ist. Aber Moskitonetze hätte ich mir im Regenwald schon gewünscht und ein paar Haken, an denen man feuchte Sachen und nasse Handtücher aufhängen kann.

Ansonsten liegt die Lodge traumhaft. Auf einem großen Platz vor der Terrasse sind viele bunte Vögel und Kolibris zu beobachten. Die Verwalterin füttert natürlich auch immer mal mit Bananen an.

Die Nachmittagswanderung mit Michael geht zu einem Altarm (cocha) des Flusses, wo wir die sehr scheuen Hoatzins beobachten. 

Leider zeigt sich kein Schwarzer Kaiman. Durch den Regenwald geht es weiter. Michael zeigt uns  verschiedene Insekten, zum Beispiel Ameisen (Blattschneide-, Feuer- und Kugelameisen – die beiden letzteren arg schmerzhaft!). Leider ist ein Weg nicht geräumt, so dass wir in einem großen Bogen zurück müssen und es dunkel wird. Michael macht seinem Frust bei der Verwalterin Luft.

Sonntag, 29.05.2016

Nach einem zeitigen Frühstück geht es per Boot auf dem Alto Madre de Dios flussab tiefer und tiefer in den Regenwald. Immer wieder regnet es, das Wasser von den Hängen der Anden lässt den Flusspegel auf eine für die Jahreszeit unerwartete Höhe steigen. Dadurch muss Nelson nicht so viel manövrieren und wir kommen schneller ans Ziel. Winddichte Kleidung und ausgeteilte Decken helfen gegen den frischen Fahrtwind. Das ungewöhnlich kalte und regnerische Wetter, so erklärt uns  Michael, ist auf das Phänomen „El Niño in diesem Jahr zurückzuführen. Am Ufer tauchen immer mal wieder Camps illegaler Goldsucher und Wilderer auf. Die Bäume werden höher, wir sehen die ersten Primärwälder, dort, wo noch nie ein Mensch Hand angelegt hat. An den Ufern Wasservögel und  Schildkröten, in den Wipfeln Greifvögel.

Gegen Mittag erreichen wir den Zusammenfluss von Alto Madre de Dios mit seinem dunkelgrauen Wasser und Rio Manu mit dem schlammig-braunen Wasser zum Rio Madre de Dios.

Mittagspause  in einem kleinen Dorf. Die Bewohner bauen die Boote für den Fluss. Die Sonne kommt hervor und sofort wird es heiß im Urwald.

Am Nachmittag beziehen wir unseren Bungalow im „Manu Wildlife Center“, einer einmaligen Eco-Lodge mitten im Regenwald mit erstklassiger Ausstattung. Danach geht es zur 40 Meter hohen Aussichtsplattform in einem Kapokbaum. Der Ausblick über die Wipfel ist unbeschreiblich. Wir erspähen Papageien und Schwarze Klammeraffen, Tukane im Flug.

Nach dem Abendessen schwatzen wir bei einem Bierchen mit Michael, mittlerweile haben wir uns ein wenig angefreundet. Er erzählt von seiner Familie, seiner Laufbahn und seinen Plänen. Er ist klug und wissbegierig.

Montag, 30.05.2016

Vor Sonnenaufgang geht es mit dem Boot zur großen Papageienlecke. Das Frühstück wird von der Lodge mitgegeben. In gebührendem Abstand halten wir nach Vögeln aus einem Unterstand heraus Ausschau. Hie haben ca. 40 Besucher Platz. Außer uns ist lediglich noch ein Paar aus Deutschland mit seinem Guide dort. Immer öfter schaut die Sonne durch die Wolken und es wird wärmer. Unser Insektenschutz ist auch bald wirkungslos. Aber wir warten, trauen uns kaum zu bewegen, geschweige denn zu essen oder auf die Toilette zu gehen. Zuerst kommen ein paar kleine grüne Gelbscheitelamazonen und Schwarzohrpapageien (im englischen Blue-headed-parrots passt eigentlich besser) und verschwinden wieder. Dann hämmert ein Specht in einen Stamm, setzen sich zwei Karakaras (Geierfalken) auf eine Palme. „Die sind nicht gefährlich für die Papageien“, sagt Michael. Wieder Blauköpfe, eine große Zahl sammelt sich im Buschwerk über der ca. 100 Meter langen Lehmwand am Seitenarm des Madre de Dios. Wir hoffen, dass sie zum Knabbern herunter kommen. Plötzlich fliegen alle auf und davon. Michael zeigt uns einen Falken, der zuerst kreist und dann auf einem nahen Baum landet. Er tauscht Rufe mit einem zweiten aus. Bevor die nicht verschwinden, kommt kein Papagei an die Wand. Michael  sagt, wir würden auf jeden Fall bis 11:00 Uhr hier bleiben. „Die kommen schon noch!“. Paarweise und als dreiköpfige Familie fliegen kreischend immer wieder Grünflügel-Aras (Red-and-green-Macaw) heran. Irgend etwas stört sie immer wieder. Gegen 11:00 Uhr werden es immer mehr. Wir haben nun schon 5 Stunden gewartet. Und dann passiert es, die ersten Mutigen fliegen auf untere Äste, einer krallt sich am oberen Rand der Wand fest und beginnt zu fressen. Dann gibt es kein Halten mehr. Plötzlich wimmelt es an der gelben Lehmschicht genau gegenüber unserer Aussichtsposition nur so von den bunten Aras. Ein paar halten immer auf nahegelegenen Bäumen Wache. Der Finger am Auslöser meiner Kamera kann nicht ruhen, Ute dreht kurze Videos. Ein schönes Gefühl und ein unvergesslicher Anblick. Letztlich sind es 30 Vögel. Nach 20 Minuten muss einer das Signal gegeben haben und alle fliegen davon, nur wenige landen nochmals auf nahestehenden Palmen. Das Schauspiel ist vorbei.

Auf der Rückfahrt zeigt uns Nelson noch ein Faultier, dass sich um einen Ast geschlungen hat. Wir starren in die Richtung. Letztendlich muss er uns den Weg dorthin mit einer Machete bahnen. Als wir den Seitenarm verlassen, ist der Wasserstand gesunken und mit Paddel wird unser Boot über eine Sandbank geschoben. Bevor wir ins Camp zurück kommen sehen wir noch ein paar Brüllaffen .

Am Nachmittag geht es mit langer luftiger Kleidung und ausreichend Mückenschutz durch den Primärwald zur Tapir-Plattform des Wildlife Center. Der Marsch dauert ca. eine Stunde. Das Abendessen hat Michael dabei. Eine Zeit lang werden wir von einer Gruppe Totenkopfäffchen begleitet. Dieses Mal warten wir überhaupt nicht. Ein junger männlicher Tapir suhlt sich bereits in der Schlammkuhle. „Ganz leise“. Auf Socken gehen wir auf die Plattform. Er sieht sich noch etwas um, schmatzt ein wenig und verschwindet dann gemächlich im Busch. Der Anstand ist mit Matratzen und Moskitonetzen ausgestattet. Leider keine Toilette, hier zu nächtigen ist dann sicher nur für Männer sinnvoll.

Als es dunkel wird, beginnen wir den Rückweg. Im Schein der Taschenlampen zeigt uns Michael eine richtige Vogelspinne und anderes, auch echt giftiges Getier. Die nicht gewünschte Nachtwanderung für Ute wird so Wirklichkeit.

Privatreise Peru - Manu Wildlife Center
Auf dem Manu Wildlife Center - Foto zVg.

Dienstag, 31.05.2016

Der frühe Vogel fängt den Wurm – so auch heute. Ziel ist eine Cocha in der Nähe des Camps. Nelson lenkt zwei Boote, die mit einer Plattform als Katamaran verbunden sind, mit dem Paddel über die Lagune. Hoatzins, Reiher, Eisvögel, Tukane, nur die Riesenottern tauchen nicht auf. Haben sich wohl eine andere Cocha gesucht. Dafür trinken Schmetterlinge die Tränen der Schildkröten, verstecken sich hunderte Langnasenfledermäuse gut getarnt an einem Baumstamm. 

Nach dem Mittag ein Sonnenbad im Liegestuhl!? Die Wolken sind verschwunden und es wird unerträglich heiß bei höchster Luftfeuchte. Nach 10 Minuten verziehe ich mich in eine überdachte Hängematte. Schweiß in Strömen, nur im Sitzen. Eigentlich war es besser, dass es die ersten Tage im Urwald deutlich kühler war. Danke, El Niño!

 Am Nachmittag besuchen wir das Lehm-Lecken-Projekt des Wildlife Centers. Hierher kommen von Vogelschützern gerettete und aufgezogene Aras. Sie sind sicher ein wenig an Menschen gewöhnt und bekommen auch ein paar Maiskörnchen als Zielprämie. Als wir an der Beobachtungsplattform ankommen, sind schon etliche am scharren. Die Lecke ist deutlich näher am Betrachter, die Übersicht und der Anflug fehlen allerdings im Blickfeld. Hier sind es rot-gelb-blaue Arakangas (Hellrote Aras - Scarlet Macaw) und blau-gelbe Araraunas (Gelbbrustaras). Ein etwas anderer Eindruck aber auch sehr schön. Auf dem Rückweg wieder Affenbegleitung (Braunrückentamarine), als wäre sie bestellt.

Zum Ausklang dann nochmals mit Michael zur Baumplattform zum phänomenalen Sonnenuntergang. Er ist uns ein cooler, lustiger und viel wissender Guide. Wenn er wirklich mal ein Tier nicht kennt, fragt er einen seiner Kollegen. Die Zusatzkosten für den deutschsprachigen Naturführer haben sich allemal gelohnt.

Im Dunkeln geht es noch einmal mit dem Boot raus – auf Kaimansuche. Und wirklich: im Scheinwerferlicht ein weißer, muss wohl geschlafen haben! Immer mal wieder blitzen Augen auf. Ein Jaguar, eine andere Katze, ein Kaiman? Einfach zu scheu. Beim Abendessen gibt es noch eine kleine Show: Vanessa, eien Tapirdame kommt im Camp vorbei und lässt sich füttern und streicheln. So scheu sind die doch gar nicht!

Privatreise Peru - Manu Wildlife Center
Auf dem Manu Wildlife Center - Foto zVg.

Mittwoch, 01.06.2016

Die ganz zeitige Reise nach Puerto Maldonado haben wir auf 7:00 Uhr verlegt, damit man beim Packen wenigstens etwas sieht (im Kerzenschein viel zu gefährlich). Nelson fährt uns flussab.

Heute ist es nicht so frisch. Beim Aussteigen habe ich mich ein wenig am linken Oberarm verletzt. Aber Michael hatte das komplette medizinische Versorgungsset wie immer dabei, inklusive Schmerztablette. Dann geht es mit einem Collectivo (Pick-up), einem Fährboot und schlussendlich wieder in einem privaten Van in die Stadt. Zum Schluss hat Michael noch eine Überraschung für uns: die Mutter eines Freundes hat für uns Juane gekocht (im Bananenblatt mit Gewürzen gegartes Huhn mit Reis). Wir essen es im Auto, auf dem Markt ist es zu heiß.

Dann heißt es wehmütig vom Michael Abschied nehmen, unser Flieger geht pünktlich um 16:00 Uhr nach Lima, Transport zum Hotel „Belmond Miraflores Park“. Das Zimmer hat eine tolle Aussicht auf den Ozean und die Promenade. Nach einer ausgiebigen Dusche und der Verteilung der feuchten Kleidungsstücke (nach der Expedition in den Regenwald) im gesamten Zimmer, spazieren wir auf der Steilküste zum Larcomar-Einkaufzentrum. Dort haben wir uns das Restaurant „Mangos“ ausgesucht. Wunderschöner Ausblick von der Terrasse auf den Pazifik. Super, etwas international angehauchte peruanische Meeresfrüchte und Fischgerichte, natürlich auch Ceviche mir Garnelen und Jakobsmuscheln.

Donnerstag, 02.06.2016

Heute mal ausschlafen, dann das umfangreichste Frühstücksbuffet unserer Reise. Der Blick von der Restaurantterrasse im 11. Stock wird durch den Küstendunst, der hier üblich ist, erschwert..Um 10:00 Uhr holt uns Nelly (bekannt vom 1. Tag) in der Lobby ab. Die Fahrt geht zunächst zum „Parc de Amor“ in Miraflores, nach dem Vorbild des „Parc Güell“ in Barcelona mit vielen Fliesen erschaffen. Dann ins Zentrum von Lima, zuerst auf den prächtigen San Martin Platz und dann zur Plaza Mayor. 

Das beeindruckendste an der Kathedrale ist ihr Grundgerüst aus verputztem Holz. Auch das Grab des Eroberers Francisco Pizarro ist zu sehen. Kurz vor 12 beginnt vor dem Regierungspalast die große Wachablösung mit Musik. Es erinnert ein wenig an Buckingham Palace in London. Selbst „El Condor Pasa“ wird von der Marschkapelle intoniert. Wir schauen uns die komplette Zeremonie an.

Anschließend das Kloster San Francisco mit seinen Katakomben – ein Friedhof mit tausenden sortierten Knochen und Schädeln. Die Innenstadt und Miraflores sind sauber, gepflegt und sicher. In so manche andere Stadtbezirke sollte man nicht unbedingt gehen. Nelly ist wiederum kompetent und gesprächig. 

Der Fahrer bringt uns dann wieder nach Miraflores zum Restaurant „Rosa Nautica“ auf einer Seebrücke. Die Sicht ist jetzt besser als am Morgen, es klart etwas auf. Wie immer in Peru, ist die Vorspeise sehr üppig, Meeresfrüchte und Ceviche ohne Ende. Ein schöner kulinarischer Abschluss. Dann fahren wir zum Flughafen und ein intensiver und wunderschöner Urlaub geht zu Ende.

Privatreise Peru
Plaza de Armas in Lima & Eindrücke von Peru - Foto zVg.

Die Reise hat unsere Erwartungen sogar übertroffen. Peru ist ein sehr schönes, abwechslungsreiches Land. Die Menschen sind überaus freundlich und hilfsbereit. Viele versuchen etwas zu verkaufen, aber niemand drängt sich auf. Trotz oftmals bitterer Armmut scheinen sie glücklich zu sein. Und das hat auch uns glücklich gestimmt.

 

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