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Andenreise durch Peru, Bolivien und Chile

Nach zwei Tagen in der höchstgelegenen Stadt der Welt in Potosi, wird das Dach unseres Jeeps heute Morgen ein weiteres Mal beladen für die nächste Etappe der Reise. Ziel des Tages ist der Salar de Uyuni, die grösste Salzpfanne der Welt. Doch zuerst stehen weitere 215 km Wellblechpisten nach Uyuni auf dem Reiseprogramm. Die Landschaft, die wir durchfahren, ist abwechslungsreich und wild romantisch. Zahlreiche Lama und Alpakaherden, zusammen mit ihren Hirten auf der Suche nach letzten grünen Gräser und Büschen, geben der Landschaft ihr einmaliges aussehen. Durch Schluchten, vorbei an bizarren Felsformationen, durch kleine Flüsse mit und ohne Wasser, die ersten Säulenkakteen geben dem ganzen noch den nötigen Reiz. Ich befürchte schon, dass wir nie auf den Salar kommen, da fast nach jeder Kurve es immer noch schöner erscheint, Foto ,Foto tönt's durch den Jeep und Francisco, ob er will oder nicht, muss einen Fotostopp nach dem anderen einlegen. Irgendwann am Nachmittag nach vielen Kurven bergauf und bergab wird der Blick frei auf das Wüstendorf Uyuni.

Salar de Uyuni
Salzgewinnung im Salar de Uyuni bei Colchani - Bolivien

Vom Gegenhang hoch oben ist der Blick frei auf die gewaltige Fläche in der mittendrin wie eine Oase das Wüstenkaff Uyuni liegt. Grund oder Sinn für ein Dorf mitten in der endlosen Einöde hier draussen, kann sich niemand wirklich erklären. Offenbar wurde Uyuni 1889 aus strategischen Gründen hier erbaut. Die Wellblechdächer flimmern in der heissen Sonne, die vom wolkenlosen Himmel auf die weite Fläche niederbrennt. Am Horizont leuchtet der schneeweisse Salar de Uyuni. Von hier oben am Rande der unendlich scheinenden Ebene ist die Grösse dieser Salzpfanne zu erahnen. 165 km lang und 135 km breit oder anders gesagt, ein Viertel der Fläche der Schweiz, das sind die Masse dieser gewaltigen, salzigen Einöde. Doch erstmal wird ein Besuch ins Dorf Uyuni gemacht, tanken und einkaufen auf dem örtlichen Markt stehen an. Der Eisenbahnfriedhof, bei dem einen Stopp eingelegt wird, beim Verlassen von Uyuni ist leider seit meinem letzten Besuch vor drei Jahren stark in Mitleidenschaft gezogen worden, so dass kaum noch mehr als eine Schrot und Gerümpelhalde davon übrig ist. Nach all dem ist Colchani, dass letzte Dörfchen vor dem Salz erreicht. Alle sind natürlich gespannt, wie es sich fährt auf reinem Salz. Die ersten Meter auf der weissen Pracht sind gefahren, kein Rütteln und Schütteln, kein Staub und Dreck mehr, wie auf Asphalt. Bei den Bloques von Colchani wird ein erster Fotostopp eingelegt. Hier sind die weissen Salzhaufen zu sehen, die in der Sonne am trocknen sind und auf den Abtransport warten. In mühseliger Handarbeit wird hier Salz abgebaut. Nach weiteren 12 km auf dem Salz ist unser heutiges Tagesziel erreicht, das Hotel Playa Blanca, erbaut aus Salzblöcken gehauen aus dem Salar de Uyuni.

Salzhotel Playa Blanca
Im Salzhotel Playa Blanca im Salar de Uyuni - Bolivien

Trotz Reservation und telefonischer Vorankündigung ist niemand im Bilde über unsere Ankunft und die Absicht hier zu übernachten. Da jedoch genügend Spaghetti im Gepäck sind muss keiner hungern heute Abend, so wird beschlossen selbst zu kochen. Der Sonnenuntergang ist wirklich was spezielles hier draussen. Blauer Himmel, weisser Boden und rote Sonne, dieses Zusammenspiel ist doch eher selten. Da die Sonne direkt im Salz zu versinken scheint, steht nichts im Wege und wirft auch jemand mit meiner bescheidenen Körpergrösse einen Schatten kurz vor dem Untergang von mehreren hundert Metern. Sobald die Sonne weg ist wird es kälter und kälter, der Wind der über die Salzfläche jagt trägt das seinige dazu bei. Somit bleibt als einzige Möglichkeit der Rückzug in die Salzburg Playa Blanca, in der angenehme Temperaturen herrschen. Das Salzhüttenabwartehepaar erzählt uns, dass das Hotel zur Zeit von den Tourorganisatoren von Uyuni aus politischen Gründen boykottiert werde und somit kaum jemand vorbeikomme, um hier zu nächtigen. Aus diesem Grund sitzen die zwei mit ihren beiden kleinen Knaben schon seit drei Tagen fast ohne Essen hier draussen fest. Ohne gross zu diskutieren, werden die beiden zum Spaghettiessen eingeladen, worüber sie sich sehr freuen und dankbar sind. Wie ich nach etwas Salz frage für eben diese Spaghettis kann auch dieses Problem unter dem Gelächter der Anwesenden zu meiner Befriedigung gelöst werden. Nach einem heissen Mate de Coca Tee am kleinen Ofen, der mit dürrem Geäste von Sträuchern befeuert etwas Wärme abstrahlt, ist bald mal ein jeder in seinem Bett aus Salz. Der Wind, der um die Salzblöcke pfeift, trägt das seinige dazu bei, dass die Augen schnell zufallen und der Einstieg ins Reich der Träume ohne Probleme von statten geht. Nach dieser Nacht im Salz muss früh aufgestanden werden. Heute wartet das längste Teilstück der Reise, nicht von der Distanz her, die 300 km wären nicht das Problem. Nein, die Strasse die zu bewältigen ist, ist das Problem. Der Zustand, in der sie sich befindet, ist mit heillos noch milde ausgedrückt. Die ersten etwas mehr als 100 km bereiten keine Probleme da es übers Salz geht.

Kaktusinsel Inka Wasi - Salar de Uyuni in Bolivien
Blick auf die weiten der Salzwüste / Salar de Uyuni Bolivien

Für den Halt bei den Inseln im Salz bleibt leider nicht viel Zeit, für eine kurze Wanderung hinauf auf den Gipfel reicht es jedoch. Die bis sechs Meter hohen Kakteen, die hier mitten im Salz auf steinernen Inseln emporragen, beeindrucken durch ihre Einzigartigkeit und Schönheit. Wie das Salz den Wellblechpisten den Platz überlässt, wird es schwierig die Orientierung zu behalten, um den richtigen Weg zu finden. Viele Weggabelungen jedoch keine Beschilderung und die Karten in dessen Besitz wir sind, sind auch eher interpretationsbedürftig, als eine echte Hilfe. San Juan das erste Dorf nach dem Salz ist nach gut zwei Stunden erreicht. Hier wird nochmals etwas Benzin aus einem alten rostigen Fass gekauft, für den Fall der Fälle. Der Weg zur Laguna Colorada erklärt man uns hier nochmals haargenau, nach welchem Vulkan wir zu fahren haben, wo ungefähr die Bahntrasse zu queren ist und vieles mehr. Mit diesen Ratschlägen verlassen wir San Juan und begeben uns auf das Abenteuer in Richtung Laguna Colorada. Die Landschaft, durch die nun gerüttelt und geschüttelt wird, beeindruckt wiederum durch ihre Weite, Rauheit und Einsamkeit hier draussen.

Steinbaum -Bolivien
Steinbaum / Bolivien

Nach Stunden im Jeep auf Strassen, die man ohne zu übertreiben als schlechte Wanderwege bezeichnen kann, taucht von weitem die Rauchfahne des Ollagüe Vulkans auf. Zuerst sind wir uns nicht ganz sicher ob es Wolken sind, doch bald schon ist zu sehen, dass es aus dem Inneren der Erde kommen muss, was da aufsteigt. Immer wieder sind die wildlebenden Vicuñas, eine Lamaart zu sehen . Wie die hier oben auf Höhen weit über 4000 m. ü. M. überleben können, grenzt an ein Wunder. Nach einem kurzen Mittagshalt reist unten am Wagen eine Blattfeder, irgend ein Loch war zuviel des Guten. Der Bruch der Feder wäre weiter nichts schlimmes gewesen, da mit so was hier draussen gerechnet werden muss. Dummerweise ist der Bruch genau an der Stelle, wo es keine andere Möglichkeit gibt ausser ihn schweissen zu lassen. Die Laguna Colorada ist noch gute 50 km weg. Mit ganz langsamer Fahrt muss versucht werden , diese bis zum Sonnenuntergang zu erreichen, was mir der nötigen Portion Geduld gelingt . Dadurch verpassen wir jedoch ein Höhepunkt der Reise, die Laguna Colorada, zwar sieht man noch von weitem wie sie blutrot schimmert in der Abendsonne, doch bei der Ankunft ist es vorbei mit dem Farbenspektakel. Nur die Flamingos stehen noch wie versteinert im kalten Wasser. Ein weiteres Wunder der Natur, wie diese Vögel hier oben in der eisigen Kälte gepaart mit höllischen Winden die übers Wasser peitschen, überleben können. Die Nachfrage nach einer Werkstatt für unser Auto ergibt, dass in ca. 30 km Entfernung eine private Mine zu finden ist, wo offenbar die Möglichkeit bestehen soll , Schweissarbeiten ausführen zu lassen. Die Mine auf sagenhaften 5000 m. ü. M. ist somit das nächste Ziel für den folgenden Morgen. Da fast nur noch Schritttempo möglich ist, sind wir gezwungen die Blattfeder zu schweissen und zwar noch vor der Weiterreise nach Chile. So wird in der Früh auf beeindruckenden 5000 m. ü. M. unser Toyota den zwei Mechaniker übergeben. Kann nur Gutes erzählen über die Beiden, wie die hier schweissen, mämmern und flicken, echt Superarbeit bedenkt man die Höhe und die widrigen Umstände hier oben. Mit der Hilfe von Francisco und mir sind die Arbeiten um 14 Uhr beendet. Nur ein Problem ist noch zu lösen, die vier " Andenreisler " müssen erst noch gefunden werden. Sie haben sich am Morgen verabschiedet, um zu den in der Nähe liegenden heissen Quellen zu Wandern. Bald mal tauchen sie auf in der Ferne. Mit Freude über das reparierte Fahrzeug geht es gemeinsam weiter. Beim Geysir Sol de Mañana wird kurz gestoppt, es kocht und sprudelt in den Schlammlöcher, hätten wir die Zeit mit der Reparatur nicht verloren, so wäre hier Eier kochen in den heissen Quellen angesagt gewesen. Auch die Thermalquellen von Chalviri sehen wir beinahe nur aus dem Wagen, hier wäre ein Bad in freier Natur eingeplant gewesen, doch auch für das reicht die Zeit nun nicht mehr. Somit peilen wir die Laguna Verde an, die sich ganz im Süden Boliviens befindet.

Laguna Verde
Laguna Verde, die grüne Lagune von Bolivien

Unweit von ihr befindet sich die chilenische Grenze, die noch erreicht werden muss vor 20 Uhr. Da es schon spät nachmittags ist , mache ich mir langsam Sorgen, der Weg an die Grenze ist auf der Ka r te falsch eingezeichnet und somit einfach nicht zu finden. Diese bolivianischen Karten sind eine echte Mutprobe! Gegen 18 Uhr komme ich dem Rätsel auf die Spur und gegen 19 Uhr eine Stunde vor der Schliessung ist der bolivianische Grenzposten erreicht. Kurz danach das Ende der bolivianischen Wellblechpisten, was eine erhebliche Erleichterung für Mensch und Fahrzeug ist. Wunderbar fährt es sich auf den ersten asphaltierten Metern in Chile. In der Hoffnung alle Probleme hinter sich zu haben, kommt der chilenische Grenzposten in San Pedro de Atacama in Sicht. Erstmal müssen alle Lebensmittel, von denen wir noch im Besitz sind, abgegeben werden. Das alles ist ja noch zu akzeptieren, als sie aber mit der Idee kommen, dass wir das Fahrzeug in La Paz geklaut haben, wird die Sache wirklich interessant. All die Papiere inkl. einen Mietvertrag können wir vorweisen doch nichts geht mehr. Es muss ein amtliches Papier von einem Notar her, dass den Fahrer vom Besitzer bevollmächtigt, das Fahrzeug zu lenken. Ansonsten würde es als geklaut deklariert, eine Einreise und Weiterfahrt nach Chile ist somit mit dem Auto nicht möglich. Da von der Grenze aus nicht telefoniert werden kann, muss dafür ins nicht weit entfernte Dorf San Pedro gefahren werden, per Taxi versteht sich. Um noch heute Abend in La Paz Bescheid zu geben. Dort wird versprochen, möglichst schnell das von der Grenze verlangte amtliche Papier per Fax zu schicken. Mit einem der zwei Taxis, die es im Dorf San Pedro de Atacama gibt, geht's von der Grenze samt Gepäck ins Hotel. Unser Toyota muss hinter dem Grenzposten parkiert werden und darf nicht mehr bewegt werden, wie der Zollbeamte mitteilt.

Im letzten Teil der Reise durch Peru, Bolivien und Chile geht es an die Strände von Chile und weiter durch den Lauca Nationalpark nach La Paz >>>